Kunt Ernő szerk.: Kép-hagyomány – Nép-hagyomány (Miskolc, 1990)

I. RÉSZTANULMÁNYOK - Ingeborg Weber-Kellermann: A vidékiek kultúrájáról és múzeumi ábrázolásukról

Gegenstände ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Zwar geht solches Denken bereits auf Edward B. Tylor zurück, der schon 1873 „Kultur" gewissermaßen anthropologisch definierte und alles das einrechnete, was sich der Mensch zur Bewältigung unci Regulie­rung des Alltagslebens angeeignet und erdacht hatte. 2 (DDR: „Lebensweise" 1 .) Aber die Landes- und kulturgeschichtlichen Museen hatte ein solches komplexes und erwei­tertes Kulturverständnis bisher kaum erreicht. Das bildungsbürgerliche Kulturbild vom Erhabenen und Schönen dürfte das Museum für den „ungebildeten" Besucher eher verschlossen haben, als daß es für ihn neue Wege zur Allgemeinbildung und Erkenntnis seiner eigenen Geschichte eröffnete. Die Forderung nach einem erweiterten Kulturbe­griff soll aber nun nicht nur eine Vergrößerung des Gegenstandsbereiches bedeuten, also gewissermaßen von Iphigenie bis Micky Mouse -, sondern auch ein strukturelles Umdenken. „Kultur ist danach ein Prozeß, den der Mensch ebenso vermittelt, wie der Mensch dadurch vermittelt wird. Die Frage nach der Kultur muß also zweierlei im Auge behalten: ihren Funktions- und ihren Entstehungszusammenhang." 4 Ohne mich nun auf eine weitläufige Analyse von Kulturbegriffen und -definitionen einlassen zu wollen, möchte ich als Volkskundler vielmehr ganz konkret auf die kulturelle Dingwelt und ihren Zeichencharakter im Zusammenhang mit musealer Darstellung zu sprechen kom­men. Unsere Überlegungen haben gezeigt, daß die moderne Forschung zunächst einmal mit einem erweiterten Kulturbegriff zu arbeiten begann. Dem ist jedoch auch ein veränderter wissenschaftlicher Ansatz hinzuzufügen. Ich definiere meinen Kulturbe­griff nicht nur als eine quantitativ vergrößerte Fülle von Gegenständen, semdern als die Fähigkeit einer Gruppe, sich in Zeichen auszudrücken, - d. h. Lebensvorstellungen vom täglichen Sozialverhalten bis hin zur metaphysischen Weltbetraehtung in einer verbalen oder nonverbalen dinglichen Zeichensprache zu formulieren. Die prinzipiell vorausgesetzte Geschichtlichkeit der Kultur erfordert es vom Forscher, den jeweiligen historischen, sozialen und regionalen Kontext zu fixieren, innerhalb dessen diese „Spra­che" gesprochen und verstanden wird. Kultur als Zeichen ist also mein Thema, die Dingwelt als ein soziales Bezugsfeld, in dem die Gegenstände zum Leben erwachen. Diesen Ansatz der Kulturbetrachtung möchte ich Ihnen an einigen konkreten Beispielen näherbringen und zwar vom Gesichtspunkt des Museumsbesuchers aus. Ich möchte zeigen, wie die Kultur der sogenannten „kleinen Leute" dem durchschnitt­lichen Museumsbesucher vermittelt wird und andererseits vermittelt werden sollte: nicht als Abfallprodukt der Hochkultur oder als deren massenhafte Imitation (was sie natürlich durchaus sein kann), - sondern als Teil eines ganz bestimmten kulturellen Sprachsystems, das dem Besucher zum Verständnis einer fremden oder seiner eigenen Welt und ihrer kulturellen Figurationen übersetzt und erklärt werden soll. Wir beginnen mit einem Gebiet der Sachkultur, deren Erforschung ja nach dem zweiten Weltkrieg eine große Renaissance erlebte' und deren Gegenstände nun zunehmend „museums­würdig" wurden. Dabei spielten die zahlreichen und oft reich verzierten Geräte für die Flachsbereitung eine beliebte dekorative Rolle. „Der Flachs geht neunmal durch des Menschen Fland, bis er ihn als Leinwand auf dem Leibe trägt", sagt der Volksmund und kennzeichnet damit den umständlichen Arbeitsprozeß um diese alte Anbaupflanze. Entsprechend der großen Bedeutung, die einst die Flachsarbeit in der autarken bäuer­lichen Wirtschafts- und Arbeitsorganisation für den gesamten Kleidungsbereich besaß, - auch als ein Teil des Lohnes für die Mägde, umgaben sie die Frauen mit einer Fülle von Bräuchen und Ordnungen, denn der Flachs: das war ihre Arbeit. 6 Die Flachsernte begann bei der Grünreife mit dem Raufen, einer schweren Handarbeit, bei der die einzelnen Stränge ausgezogen werden mußten. Dann wurden sie in sogenannten „Ka­pellen" getrocknet. Es folgte das „Riffeln" des Flachses, indem er durch Kämme gezo­gen wurde, um die Kapseln abzulösen, denn im Gegensatz zur Getreideernte ist hier das Stroh das wichtigste. Nach dem „Riffeln" kam das „Rösten". Die Flachsstränge

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