Viga Gyula: Árucsere és migráció Észak-Magyarországon (Miskolc, 1990)
WARENAUSTAUSCH UND MIGRATION IN NORDOSTUNGARN (Auszug)
So rekrutierten später aus den Komitaten, die die meisten Saisonarbeiter hatten, auch die meisten Abwanderer bis hin zum Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts. (Über die kulturformende Wirkung der Wanderarbeiter und deren ausserordentliche Bedeutung wird im letzten Kapitel der Studie berichtet.) Ganz besondere Beachtung haben jene Wanderarbeiter verdient, die sich in den Weinbaugebieten verdingten. Der so ausserordentlich arbeitsaufwendige Weinbau akkummulierte - besonders im Fusse des Tokajer Gebirges wegen der dortigen spezifischen Anbauweise - eine bedeutende Menge an Saisonarbeitern. So kamen die Leute zum Weinhacken aus weiten Entfernungen, aus russinischen und Slowakischen Gebieten sowie auch aus den umliegenden ungarischen Dorfen, aber auch aus der Transtheissgegend, nach Tokaj. Auch die Rolle jener Arbeitergruppen ist für die hier untersuchte Region nicht zu vernachlässigen, welche keine Arbeiten in der Landwirtschaft übernahmen, sondern deren Tätigkeit sich auf anderes Gebiet spezialisiert hatte. Eine ganz spezielle Gruppe dieser bildeten die Forstarbeiter. Aufgrund ihres fachlichen Könnens waren sie über weite Entfernungen hin gefragt und begehrt. Ebenso verhielt es sich mit den wandernden Kollern, Bergarbeitern und Steinmetzen wie auch Dienstleuten. Die Arbeiter aus dem Steinkohlebau arbeiteten oft nur einen Teil des Jahres unter Tage. Die andere Zeit suchten sie in der Landwirtschaft einen Broterwerb. Am Ende dieses Kapitels schreibt der Autor über die Tätigkeit der wandernden Handwerker, indem er ihre Rolle und ihre Bedeutung in dem Produktenaustausch zwischen den verschiedenen Landschaften zusammenfasst. VII. Im siebten, recht kurzen Kapitel des Buches werden früher nicht bekannte Formen der Migration vorgestellt.-So wird über die Rolle und Bedeutung des Wassers bei den Saisonwanderungen berichtet. Der Verfasser schreibt hier über die - in der Volkskunde ziemlich vernachlässigte - Rolle der Heilwässer und Bäder, über die Wanderungen in Verbindung mit den Wassermühlen sowie über die Bedeutung der Schnapsbrennereien. Im zweiten Teil dieses Kapitels werden dann die Wanderungen in Verbindung mit dem Glaubensleben - zu Kirchweihen, Totenbesuchen usw. - vorgestellt. VIII. Im Mittelpunkt des letzten und gleichzeitig zusammenfassenden Kapitels stehen die räumlichen Beziehungen von Warenaustausch und Migration sowie deren auf die herkömmliche volkstümliche Bildungs praktizierten Wirkungen. Das Beziehungssystem der untersuchten Region wird im ersten Teil zusammengefasst. So spiegelt der historische Verlauf des Austausches von produzierten Waren wider, welchen natürlichen Bedingungen sich das Ungarntum und die mit ihm gemeinsam lebenden Völker im Laufe des vergangenen Jahrtausends hier im Karpatenbecken anpassen konnten, welche landschaftlichen Gegebenheiten sie veränderten, in welcher Weise sie im Laufe der Verschärfung von Anpassung bzw. der natürlichen Bedingungen mit den nahen und auch weiter entfernten Volksgruppen zusammenwirken konnten, und in welcher Art und Weise sich dies auf ihre traditionelle Kultur auswirkte und diese formte. Schon im 11.-13. Jahrhundert Hessen sich zwischen den Landschaften des historischen Ungarn die Spuren eines Zusammenwirkens spezialisierter Gruppen nachweisen. Und nicht selten kam es vor, dass die Bedingungen der einzelnen natürlichen Landschaften den in der gesellschaftlichen Arbeitsteilung eingenommenen Platz abzeichneten. Später differenzierte sich dieser Zusammenhang weitaus stärker, obgleich es gewiss blieb, dass sich die Bewohner aus dem Flachland sowie aus dem Hügel- und Bergland in ihrer produktiven Tätigkeit ausglichen, und dass der Überfluss an Nahrungsmitteln in den Ebenen gleichsam Vorausbedingung für die völlige Kolonialisierung der höher gelegenen Gebiete war. Die räumliche Struktur der Landwirtschaft und des - wenn auch in seinem Niveau unterschiedlichen - Handwerks spiegeln die ökologischen Verhältnisse wider, ihre