Viga Gyula: Árucsere és migráció Észak-Magyarországon (Miskolc, 1990)

WARENAUSTAUSCH UND MIGRATION IN NORDOSTUNGARN (Auszug)

fische Gesellschaftsschicht herauskristallisiert hatte, die sich recht schnell auf diese Tä­tigkeit spezialiserten, wodurch sie sich einen bedeutenden Teil Unabhängigkeit erwar­ben. Es kam vor, dass sich ganze Dorfgemeinschaften auf den Transport grosser Men­gen von Waren spezialisierten. Unter diesen gilt besonders den Fuhrleuten aus dem his­torischen Komitat Gömör Beachtung, denn sie hatten aus einer Art „Interessenschutz" ihres Gewerbes heraus ganz spezifische Formen angenommen. So wurden sie zu Ver­mittlern eines ganz besonderen bilateralen Austausches: Sie brachten vor allem Holz, verschiedene Mineralien bzw. handwerkliche Produkte in die Grosse Ungarische Tiefe­bene, um diese dort gegen Nahrungsmittel einzutauschen. Zuweilen bildete ihre Tätig­keit eine eigene Kette heraus. Über mehrere Stationen hinweg transportierten oft die Fuhrleute vier bis fünf verschiedener Gegenden die Waren in Entfernungen von mehre­ren hundert Kilometern. Das Fuhrwesen hatte auch Rückwirkung auf die Entwicklung des Zugviehs und der Fuhrwerke. Für weit entfernte Fuhren mussten Pferde eingespannt werden. Daneben war der sogenannte ungarische Leiterwagen für den Warentransport innerhalb des Kar­patenbeckens über Jahrhunderte hinweg^èirt bestimmender Faktor. Die Volkskunde kann vielerlei Lehren aus den Untersuchungen zur Mentalität der Fuhrleute ziehen. In der Mehrheit handelte es sich bei den Fuhrleuten nämlich um Menschen, die viel Erfahrungen besassen, die Welt gesehen hatten, manchmal sogar mehrere Sprachen beherrschten und im allgemeinen besser informiert waren als die Bauern. Deshalb war es vor allem für die Vertreter ärmerer Schichten ein hohes Ziel, den gesellschaftlichen Status dieser Fuhrleute zu erreichen, wobei das Bauerntum als spezifisches Modell dastand. Zum Schluss des Kapitels werden einige Arten des Transportes vorgestellt. Dabei wird die Bedeutung des Transportes auf dem Wasserweg, das Flössen, hervorgehoben. Dies spielte eine bestimmende Rolle bei umfangreichen Warentransporten zwischen weit voneinander entfernten Landschaften. Der Lastentransport mit Packtieren wird dagegen nur kurz erwähnt, denn dafür gab es in Ungarn allein auf einem kleinen Gebiet bedeutsame Traditionen. Am Schluss stehen dann die Transportformen mit Hilfe von Menschenkraft, in denen sich ganz bestimmte landschaftliche Typen abgezeichnet hat­ten. Am Ende dieses Kapitels fasst der Autor die volkskundlichen Lehren aus dern. Ab­lauf der Handelswege zusammen. VI. Die Untersuchung der landschaftlich-geschichtlichen Formen zur Migration der Arbeitskraft bildet das sechste Kapitel des Buches. Vom Autor wird das zeitweise Abwandern überflüssiger Arbeitskraft als spezifische Form einer Arbeitsteilung und ei­nes wirtschaftlichen Zusammenwirkens zwischen den Landschaften ausgelegt, deren Gründe vor allem in geographisch-ökologischen Faktoren zu suchen sind. Der Über­schuss an Arbeitskraft in den Hügel- und Bergland, der aus einer relativen Übervölkert­heit rekrutierte, wurde von der arbeitskräfteintensiven Landwirtschaft des Flachlandes aufgezogen. Die Formen und Richtungen hierfür sind vielgestalt. Die grösste Masse an Saisonarbeitern wurde vährend der Getreideernte und der sich daran anschliessenden Korngewinnung (Dreschen) benötigt. Aus den Oberländern des historischen Ungarn strömten - neben den Ungarn selbst - auch russinische und slowakische Gruppen zur Erntezeit ins Flachland. Die ersten Angaben hierfür stammen aus dem 15./16. Jahrhun­dert. Mit der Eigentumsdifferenzierung der Ackerbauernschicht während des 18./19. Jahrhunderts nahm jene Schicht zahlenmässig immer mehr zu, die sich von ihrem bisschen Land nicht mehr ernähren konnte. Ihre Vertreter oder ein Teil ihrer Familie verdingte sich dann für Saisonarbeiten in den Gebieten mit mehr Landwirtschaft. Hinzu kam dann im Laufe des 19. Jahrhunderts, dass immer mehr neue Kulturen - vor allem Hack­früchte - angebaut wurden und auch andere landwirtschaftliche Tätigkeiten ausgeführt wurden, sodass sich die einstige Saisonarbeit allmählich auf das ganze Jahr erstreckte.

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