Boldizsár Péter-Kocsis Edit-Sabján Tibor: A diósgyőri vár középkori kályhacsempéi (Borsod-Abaúj-Zemplén megye régészeti emlékei 6. Miskolc, 2007)

REZÜMÉ

RESUMEE Die Burg von Diósgyőr wurde im Nordosten Ungarns im Tal des Sinva-Baches südöstlich des Bükk-Gebirges erbaut. Dieses Gebirge begrenzt hier die nördliche ungarische Tiefebene. Bauplatz der Burg war eine mit Quellwassern umgebene Felsenhöhe auf dem Gut des Geschlechts Ákos, welches in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts hier der Besitzer war. Im Jahr 1316 hatte König (Anjou) Karl I. die Burg wegen Untreue des Geschlechts Ákos beschlagnahmt. In den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts waren während der von der Archäologin Ilona Czeglédy durchgeführten Ausgrabung auch die Fundamente dieser früheren Burg zum Vorschein gekommen. Die heute erhaltenen Ruinen mit bedeutenden Überresten einer Burg mit regelmäßigem viereckigem Grundriss sind wahrscheinlich Reste einer hier nach 1364 von König Ludwig dem Großen begonnenen Bautätigkeit. Der Ausbau dieser Burg, die an der Straße nach Polen liegt, wurde auch von der verwandtschaftlichen Beziehung der zwei Könige begründet. Der gleichzeitig mit König Ludwig dem Großen über Polen herrschende König Kasimir der Große war der Bruder von Ludwigs Mutter, (Lokietek) Erzsébet. Nach dem Tode von König Kasimir dem Großen im Jahr 1370 hat Ludwig bis zu seinem Tod im Jahr 1382 auch über Polen geherrscht. Nach der Aufhebung der ungarisch-polnischen Personalunion verlor Diósgyőr an Bedeutung, seit dieser Zeit war die Burg nur noch ein Erholungsort der ungarischen Königinnen. Maria Habsburg, Ehefrau von Ludwig II. und letzte hier lebende Königin, hat 1546 schriftlich auf die Burg, die bereits der Fürst von Transsilvanien besetzt hielt, verzichtet. Im Zuge der nahenden Bedrohung durch die Türken wurde die nördliche Seite der Burg verstärkt. Ab 1526 war die Burg nicht mehr im königlichen Besitz, 1536 ging sie in das Eigentum der Familie Balassa von Gyarmat über. Der bisherige Burgpalast wurde von der Familie in eine Festung umgewandelt, vor dem nordwestlichen Turm baute man ein Rondell nach italienischem Muster. Anstelle der schlanken Türme entstanden stämmige Basteien. Es war der letzte große Umbau in der Geschichte der Burg. ÖFEN AUS DER ANJOU-ZEIT Die aus dem 14. Jahrhundert stammenden Ofenkachel­Fragmente, die während der Freilegung der Burg zum Vorschein kamen, gehören zu Öfen, die in dem nach 1364 begonnenen, der königlichen Repräsentation dienenden Bau aufgestellt worden waren. I. OFEN MITMENSCHENKÖPFEN AUS DER ANJOU-ZEIT (TAFELN I-VII) (Abb. 1-1 1.) In diese Gruppe gehören die unglasierten und glasierten Ofenkacheln in quadratischer Form (Tafeln I—DL, XLIV), aus diesen Kacheln angefertigte Eckkacheln (Tafeln III—V) sowie dreieckige Ofenaufsätze (Tafeln VI—VII). Die Kacheln vom oberen Teil des Ofens wurden nicht gefunden. Das Material der Kacheln ist ziegelrotfarben gebrannte Irdenware, die mit glänzend brauner oder gelbgrüner Glasur überzogen war, ein Teil der Kacheln blieb jedoch unglasiert. Die Vorderseiten der Kacheln formte man durch Einpressen in ein Negativ, danach wurde eine auf der Drehscheibe angefertigte Rückseite angefügt. Die Motive der Kacheln mit Lilien und quer verlaufenden Blättern stammten von Fußbodenziegeln, bei der Herstellung der Ofenaufsatz-Negative wurden diese Muster in den frischen Ton „gestempelt" (eingepresst). Durch die Fertigungsmethode der Kacheln wird die äußere Gestalt des damaligen Ofens verhältnismäßig gut bestimmt. Aus den halbformatigen Eckplatten, die zusammen mit den quadratischen Kacheln verwendet wurden, kann man schließen, dass der untere Teil des Ofens eckig war, die Kacheln der Ofenwand bildeten einen regelmäßigen einfachen Verband. Die große Anzahl der halbformatigen Eckplatten schließt aus, dass die Kacheln mit Fußboden-Motiven in einer netzförmigen Anordnung gesetzt waren. Fügt man nun aber diese Kacheln in einer Zeichnung netzartig zusammen, so können die Motive eines mittelalterlichen Fußbodens (oder von Fußböden) rekonstruiert werden. Im unteren Teil des Ofens standen die Kacheln jedoch nicht in der originalen Anordnung zueinander, durch die Eckkacheln weiß man, dass die Kacheln mit Blättermotiven auch zueinander unregelmäßig und manchmal auf dem Kopf gestanden haben. Das Gemisch der vielen quadratischen Kacheln, der verschiedenfarbigen Glasuren und der unglasierten Kacheln konnte eine bunte farbige Vielfalt dargestellt haben. Auch der Aufsatz des Ofens ist aus den Motiven und der Form der Kacheln gut rekonstruierbar. Zwischen den auf ihrer Basis stehenden dreieckigen Kacheln wurden ebensolche Kacheln mit der Spitze nach unten eingesetzt, so dass nahezu eine geschlossene Reihe entstand. Diese Reihe kam noch mit dem Feuerkasten des Ofens in Berührung, deshalb war auch zu beobachten, dass das Innere der Kacheln rußig war. In der aus Dreiecken bestehenden Reihe waren die grün und braun glasierten Kacheln in ihren Farben variiert, um die kunstvolle Wirkung dieser obersten Reihe zu verstärken. Es ist eine

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