Patay Pál: Zempléni harangok (Officina Musei 18. Miskolc, 2009)
Zempléner Glocken/Glocken in (im Komitat) Zemplén
Inschriften Da die Glockengießer mit wenigen Ausnahmen bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts deutscher Muttersprache waren, haben sie sich auf ihren Glocken auf Deutsch oder in der Sprache der katholischen Kirche, auf Lateinisch benannt. So hat auch der Meister Wierd anfangs - als Georg — seine Muttersprache benutzt, seit 1640 jedoch, sich mit der Praxis der ungarischen Intellektuellen identifizierend — als Georgius - konsequent das Lateinische. Auf Zempléner Glocken kommt der Name des Meisters ungarisch zum ersten Mal 1783 auf der von Ignác Lecherer von Eperics für die Refoermierten von Sárospatak vor. Auch der im ostpreußischen Königsberg (heute Kaliningrad, Russland) geborene Kaschauer Meister Christian Lebrecht nannte sich am Anfang des 19. Jahrhunderts auf mehreren Glocken mit ungarischem Namen. Seit Mitte des Jahrhunderts finden sich aber auch die Namen der im Ausland geborenen Meister von Eger (Bernecker, Korrentsch) in ungarischer Form. Der aus Halle stammende Eberhard in Pest heißt anfangs Heinrich, seit 1805 Henricus und seit 1823 bereits Henrik. Die Meister in Kisgejőc schrieben ihren Namen von Anfang an ungarisch, setzten aber in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts häufig die Adelsbezcichnung „nemes" davor. Die Gießmeister nannten sich entweder in einem Aussagesatz (wurde gegossen von) oder als späche die Glocke selbst (goss mich). Rosalia Jüstel in Erlau war keine Meisterin, sondern besaß die Werkstatt nur als Witwe (1795-1800). Sie konnte also nicht auf die Glocken „fusa per ..." schreiben, sondern nur „fusa sub Rosalia Jüstel" (gegossen unter R. J)Auf den Glocken aus dem 17. Jahrhundert ist auch der Name des stiftenden Mäzens bzw. der den Guss bestellenden Person in lateinische Texte gefasst, die aber im 18. (ahrhunderet früher oder später durch ungarische Inschriften abgelöst wurden. Den spätesten lateinischen Donatornamen kennen wir aus dem |ahr 1790 (Tállya, evang.), den frühesten ungarischen aus dem )ahr 1760 (Kenézlő, ref.). Ähnlich verhält es sich auch mit der Benennung der den Guss bestellenden Kirchen. Eme lateinische Inschrift kennen wir zum letzten Mal auf einer katholischen Glocke von 1832 (Monok), dort findet sich aber auch der Text auf Ungarisch. Bei den Reformierten findet sich der späteste lateinische Text ebenfalls auf einer Glocke von 1832 (Taktaszada). In der Inschrift vieler Glocken kommt auch der Name des Pfarrers und Kuraten vor, zu deren Zeit der Guss geschah. Von den beiden Stahlglocken der Griechisch-Katholischen von Zalkod wurde diese aber von den Reformierten abgenommen, als sie sie übernahmen. Auf den reformierten Glocken aus dem 18. Jahrhundert steht häufig, dass die Gemeinde sie auf eigene Kosten habe gießen lassen. Damit wollte man von vorn herein das ausschließliche Eigentumsrecht für den Fall einer Wegnahme belegen. Später wurde diese Inschrift üblich und manchmal auch auf katholischen Glocken angewendet. Wierd und sein Nachfolger Ulrich haben ihre Glocken „in honorem Dei", also zur Ehre Gottes gegossen. Im Laufe der Zeiten ließen die katholischen Auftraggeber vermerken, dass die Glocke zu Ehren eines/r Heiligen gegossen wurde. Am frühesten findet sich dies auf Glocken aus dem 18. Jahrhundert, und zwar mit dem Namen der Heiligen Urban und Donatus. (Schutzpatrone der Weinberge) Allgemein wurde dieser Brauch aber erst nach dem Ersten Weltkrieg. Am häufigsten finden sich Glocken zu Ehren Marias, aber unter den 49 Glocken mit derartiger Inschrift fehlen auch nicht solche zu Ehren der ungarischen Heiligen. Verbreiteter waren jedoch die zu Gottes Ruhm gegossenen Glocken, vor allem bei den Reformierten, aber eher auch erst die nach 1920 gegossenen. 151