Patay Pál: Zempléni harangok (Officina Musei 18. Miskolc, 2009)
Zempléner Glocken/Glocken in (im Komitat) Zemplén
Die im Ersten Weltkrieg requirierten Glocken versuchten die Zempléner anfangs durch Stahlglocken aus dem nake hegenden Diósgyőrer Eisenwerk zu ersetzen, aber als seit 1921 der Guss von Bronzeglocken möglich wurde, nahm man davon Abstand. Die damals eingetretene, bis dahin nie erlebte Konjunktur machten sich vier Großbetriebe zunutze. Die meisten Glocken lieferten die Ecclesia Harangművek RT. (Glockenwerke AG) nach Zemplén: 34. (Der Sohn eines deutschen Glockengießers, F. W. Rincker leitete bis Ende 1927 den Guss in einem leerstehenden Lagerraum in der Fabrik Manfréd Weiss in Csepel.) 32 Glocken lieferte während dieser Zeit László Szlezák, 24 die Odenburger Firma von Frigyes Seltenhofers Söhnen, und acht Ferenc Walser. Anscheinend hatten die Kirchen die Glocken von Ferenc Egry sehr geschätzt, denn obwohl Trianon Kisgejőc der Tschechoslowakei zugesprochen hatte, ließen zwei ihre Glocken von ihm gießen. Die Konjunktur nahm jedoch 1929 ein Ende. Die Harangművek Rt. ließ zwar auch nach dem Fortgang Rinckers in der Gießerei von Peternell und Kulhanek in Pesterzsébet gießen, aber nur zwei Jahre lang. Auch die Firma Walser schloss; spätestens 1935. Die Produktion von Szlezák und Seltenhofer ging sehr zurück, zwischen 1929 und 1936 lieferten sie nur zwölf bzw. zwei Glocken nach Zemplén. Das Wirtschaftsleben auf dem Markt der Glockengießereien normalisierte sich nach 1935 in großem Maße wieder. Aber ab 1940 wurde der Glockenguss eingestellt, da Bronze zu einem ausschließlichen Kriegsmaterial wurde. Bis dahin lieferte Szlezák weitere 16, Seltenhofer vier und Rafael Szlezák, der 1935 eine Werkstatt eingerichtet hatte, fünf Glocken nach Zemplén. Hier ist zu erwähnen, dass bei mehreren Gelegenheiten nach Amerika ausgewanderte Zempléner ihre Brüder in der alten Heimat bei der Glockenbeschaffung unterstützten. Da die Seltenhofer-Fabrik in Odenburg von Bomben zerstört worden war, teilten sich nur noch die beiden Szlezák darin, die vom Zweiten Weltkrieg verursachten Verluste zu ersetzen. Aber László starb 1954, Rafael 1959. (László hatte nach dem Krieg zwölf und Rafael 22 Glocken nach Zemplén geliefert.) Damals erwarb István Ducsák (ein früherer Hilfsarbeiter László Szlezáks) die Gewerbegenehmigung für den Glockenguss und öffnete auf seinem eigenen Grundstück in Orszentmiklós eine Werkstatt, deren fachliche Leitung Lajos Gombos übernahm, der Pflegesohn von László Szlezák. In unserem Untersuchungsgebiet gibt es zwölf Glocken von Ducsák. Fünf Kirchengemeinden ließen jedoch in Diósgyőr Stahlglocken gießen, nachdem man dort mit deren Guss wieder begonnen hatte. Der Betrieb Ducsáks wurde 1969 wegen Verstößen gegen die Materialbewirtschaftung geschlossen. Damals eröffnete Lajos Gombos in dem zu Orbottyán umbenannten Dorf eine Werkstatt, in der er bis 2006 arbeitete und 14 Glocken für Zemplén goss. Unterdessen richtete sein Sohn Miklós Gombos ebenfalls in Orbottván eine Werkstatt ein, von ihm gibt es auch neun Glocken in unserem Gebiet. In neuester Zeit gießen Techniker, deren Beruf allerdings nicht die Glockengießerei ist, ebenfalls manchmal Glocken. So gibt es im Turm der reformierten Kirche von Mezőzombor eine Glocke, die Ferenc Borsodi und András Bukta in der Gießerei eines kleineren Dorfes 2005 gegossen haben. Aber der Systemwechsel öffnete die Landesgrenzen auch für die Glocken. Die Reformierten von Mád beschafften sich eine AluminiumBronzeglocke in Woronesch (Russland), in dem hölzernen Turm neben der neuen katholischen Kirche von Szerencs hängen drei in Przemysl (Polen) gegossene Glockcn und im Glockenstuhl der Reformierten von Hollóháza noch zwei aus Großwardein (Nagyvárad, Oradea). 150