Müller-Walter Judit: Mehr als Lebensgeschichten. Schicksale (Pécs, 2010)
Nachts brachten sie die schwäbischen Familien an den Bahnhof zum Abtransport nach Deutschland. Sie hatten gar keine Nahrung bei sich. So ging ich mit vier großen körben Obst und Gebäck runter zum Bahnhof. Dort ließen Sie keinen an die Leute ran. So bat ich den Oberkomandanten, und er erlaubte mir sie ihnen zu reichen, gab mir allerdings nur fünf Minuten. Sie öffneten den Waggon, und ich konnte ihnen die Körbe reinreichen. Sie freuten sich auch sehr darüber, aber weinten auch. Sie mussten dort drin wie Vieh stehen. Sie wollten auch mich mit reinpferchen. Der eine Soldat befahl mir, sofort einzusteigen. Ich sagte ihm er soll nur selber erst reinsteigen, dann werde ich auch gehen. Dann sagte ihm ein anderer Soldat, dass ich eine Genehmigung habe. Ich mochte alle im Dorf. Wenn man jung ist, hat man auch Mut. So ging es mir zumindest. Ich freue mich, dass ich vielen Menschen helfen konnte. Freundinnen in Räcmecske (heute Erdősmecske) am Rande des Dorfes. Von links Rosalia Amän, die mit 17 Jahren zum "Malenkij Robot" in die Sowjetunion verschleppt wurde und dort auch nach einem halben Jahr gestorben ist. In der Mitte Veronika Rehes, Tante Verica (damals nannte man sie Verka) Sie war durch ihre serbische Abstammung nicht von der Deportation betroffen. Rechts, die im Alter von 17 Jahren verschleppte Theresa Löfler, Tante Resi. Sie wohnte nach ihrer Rückkehr bis sie heiratete bei Verica.