Müller-Walter Judit: Mehr als Lebensgeschichten. Schicksale (Pécs, 2010)

Onkel Gyuri György Molitor wurde am 5. Februar 1934 in Rácmecske (heute Erdősmecske) geboren. 1947 wurde er mit seiner Familie in die damals sowjetisch besetzte Zone Deutschlands ausgesiedelt. Um ihn es mit seinen Worten widerzugeben, er erinnere sich an alles, als sei es gestern geschehen. Heute lebt er in Pécs im Kreis seiner Familie. "Die Hirten trieben ihr Vieh tagsüber auf die Weiden. Uns trieb man nachts fort und brachte uns weg, wir konnten nicht einmal zurückblicken, was alles wir zurücklassen mussten. Wir hatten eine Fahne mit den Nationalfarben Ungarns, die wir am 15. März immer an die Kneipe bängten. Als wir durch Budapest fuhren, lies mein Vater die Fahne aus dem Zug rauswehen, damit man sah, hier transportiert man "Ungarn". Und doch sagte mein Vater: Wir sind in Ungarn geboren, wir gehören dorthin, wir werden zurückkehren. " In 1944 brachte man die Männer und Frauen zum "Malenkij Robot". Meine Eltern brachte man bis Pécsvárad, aber der damalige Obergespan kam dorthin, der meinen Großvater gut kannte. Er fragte ihn, was er dort verloren hat, woraufhin mein Großvater antwortete, dass sein Sohn und seine Schwiegertochter gerade verschleppte werden. Daraufhin sagte der Obergespan, dass man ihn dann auch mitnehmen solle. Er befahl, man solle eine Namensliste machen, von jenen, die nicht Mitglied des Volksbundes waren. Wer seinen Namen hörte, durfte hervortreten, so sind meine Eltern auch entkommen. Die Schwaben trieb man zusammen in die vemender Trefort Pusta. Uns rührten sie in dieser Zeit noch nicht an, weil unsere Eltern sich als Ungarn bekannten, bei der Volkszählung in 1941. Das blieb auch so ganz bis zum 12. September 1947. Bis zu diesem Zeitpunkt waren wir gut aufgehoben in unserem Haus und unserer Kneipe, wir hatten auch einen kleinen Acker und einen Mähdrescher. Aber nachts um halb 12 dieses Tages kam die Polizei: " Wir haben 30 Minuten, um 20 kg Nahrungsmittel und 80 kg Kleidung zusammenpacken, alles andere soll bleiben", sagten die Polizisten. Von meinem Vater verlangte einer sofort das Geld. Mein Vater hatte eine lederne Geldbörse, dort waren 220 Forint drin, die der Polizist auch gleich an sich nahm, und während wir packten folgte er meinen Vater, wohin er auch ging mit einem Gewehr. Es kam ein Lastwagen, man brachte uns fünf an den Bahnhof: Meinen Vater, meine Mutter, meine Großmutter, meine jüngere Schwester und mich. Sie brachten meinen Vater in das Büro. Sie verlangten Gold, Wertsachen und Geld von ihm. Natürlich dachten sie, hier ist der Kneipenbesitzer, der hat sicher viel Geld. Mein Vater sagte das er nicht mehr hat, denn der Polizist hat es ihm schon abgenommen. Man fragte ihn wie er wagt so etwas zu behaupten." Leider ist das passiert. Ich hatte 220 Forint, es stand kein Name auf der Geldbörse, aber eines kann ich sagen, es waren lauter Zehner, einer davon befleckt, und die Schrift aller Scheine steht in die selbe Richtung." Man holte den Polizisten, der meinen Vater erst angreifen wollte, aber das ließen sie nicht zu. Sie durchsuchten ihn und fanden bei ihm dei Geldbörse mit Geld und dem fleckigen Zehner. Sie nahmen das ins Protokoll. Uns warfen sie aber dennoch in einen Viehwaggon. Onkel Gyuri in seiner Wohnung

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