Müller-Walter Judit: Mehr als Lebensgeschichten. Schicksale (Pécs, 2010)

" Im Stall dort ist ein Korb mit Eier, er ist mit Heu bedeckt, dort ist mein ganzes Geld, sonst besitze ich. nichts." Ich brachte es zu uns nach Hause, ich dachte sie wird doch einmal bei uns vorbeikommen und es abholen. Meine Mutter fragte dann auch wie ich es gewagt habe das zu tun. Aber was hätte ich denn tun sollen? Diese Sachen gehören dieser Frau. Nach einigen Tagen kam Tante Mari auch vorbei , die zu Fuß aus der Véménder Heide zurückgekommen ist, wohin man sie getrieben hat, und von wo sie wiederum vertrieben wurden, egal wohin. Aber zurückkehren konnten sie nicht mehr weil in ihren Häusern andere wohnten. In Mecske war gerade ein leerstehendes Haus, dort wohnten Juden, die man ebenfalls deportiert hatte, damals. So hat mein Vater irgendwie erledigt, dass sie dort einziehen konnten, Tante Mari, ihre Tochter und deren Schwägerin. Sie hatten auch keine Betten, so gab meine Mutter ihnen zwei Betten, Bettwäsche, Tische, Stühle und Nahrung. Eine Familie siedelte man 1947 aus, aber die Tochter haben sie nicht mitgenommen, sie war irgendwie nicht auf der Liste. In ihr Haus quartierte man Siedler ein, so konnte sie ihre Sachen nicht herausholen, und sie hatte große Angst. Ich hatte mehr Mut, ich fuhr einfach mit dem Pferdegespann vor, ich hatte keine Genehmigung dafür, ich habe auch um keine Genehmigung gebeten, denn die hätten sie mir ohnehin nicht gegeben. Ich packte ihre Sachen auf den Wagen und brachte sie zu uns nach Hause. Der Siedler sagte, ich werde in große Schwierigkeiten kommen, weil ich die Sachen geholt habe. Ich antwortete ihm, dass das stimmt, ich hole aber nur die Sachen des Mädchens, er aber wird in größere Schwierigkeiten geraten, weil er alle Sachen einfach weggenommen hat. Er ist hierhergekommen und setzt sich in das Haus eines Anderen, ist das denn nichts? Das was ich mitgenommen habe gehört dem Mädchen, es ist ihr Besitz. Und ich habe keine Angst, sagte ich. So ging er ins Haus und es geschah nichts. Veronika Relics. Verka in ihrem Festtagsgewand, vor ihrem Gartenzaun, im Alter von 18 Jahren.

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