Janus Pannonius Múzeum Évkönyve 35 (1990) (Pécs, 1991)

Történettudományok - Pickl, Othmar: Nachschub für Pécs/Fünfkirchen im Kriegswinter 1686/87

102 О. PICKL sam beschreiben kann. Es mögen wohl in der Landkarten und vor Zeiten viel Dörfer hier gewesen sein, ich aber kann untertänigst ver­sichern, daß ich noch dato fast kein einziges außer heute etliche mit hohem Gras bewachse­ne Brandstätten angetroffen; sollte aber wei­ter hinein vielleicht ein oder anderes bewohn­tes Ort gefunden werden, will ich solches auf alle Weis zu konservieren bedacht sein." 14 Am 16. Oktober langte das Corps Markgra/ Ludwigs vor Pecs/Fünfkirchen an, besetzte die Stadt und löschte das von den Türken gelegte Feuer. Am 17. Oktober begann er mit der Be­lagerung der Festung und trieb diese so er­folgreich voran, daß sich die türkische Besat­zung am 22. Oktober auf Gnade und Ungnade ergeben mußte. 15 Die Angaben über die Zahl der türkischen Gefangenen gehen weit ausei­nander; sie schwanken zwischen 800 und 2000. 16 Vielleicht sind unter der größeren Zahl auch jene Türken mitgezählt, die bei der Ka­pitulation von Siklós am 30. Oktober in die Hand der Kaiserlichen fielen. 17 Wir hören da­von, daß den führenden Offizieren einzelne — vermutlich reiche und vornehme — türkische Gefangene zugeteilt wurden, 18 von denen ein entsprechendes Lösegeld zu erhoffen war. Die große Masse der gefangenen Türken aber wur­de nach Innerösterreich escortiert. 160 Gefan­gene schenkte Kaiser Leopold I. an Papst In­nozenz IX. als Sklaven für die päpstlichen Galeeren. Sie wurden noch im November 1686 nach Triest escortiert und dort den päpstlichen Kommissaren übergeben. 19 Etwa 200 Türken wurden nach Graz ge­bracht, darunter 30 Knaben, die man durch die Taufe dem christlichen Glauben zuführen woll­te. 20 150 türkische Gefangene, die der Kaiser dem Großherzog von Toscan überliess, wurden im April 1687 von Graz abtransportiert. 21 Wenden wir uns nunmehr aber der Organi­sation des Nachschubes während der Belage­rung von Pécs und Siklós zu! Die wichtigsten Nachschubstützpunkte entlang der Drau waren in Slawonien Légrád, Dernje und Turanovac (an einem Drauarm nördlich Virovitiva), die seit 1684 konsequent ausgebaut worden waren. Am 8. September 1686 war der inneröster­reichischen Hofkammer zu Graz vom Kaiser befohlen worden, wegen der bevorstehenden 14 Mitt. 1886, a. a. O., S. 107; offenbar waren die kaiserlichen Feldherren beauftragt, die wenigen bewohnten Dörfer und ihre Bewohner möglichst zu schützen. 15 Röder von Diersbuirig a. a. O., S. 234. 16 Vgl. Anm. 3. 17 Nach Mitt. 1886, S. 108, zählte die türkische Be­satzung von Siklós 300 Mann. 18 So z. B. auch dem Oberst —Proviantkommissar Operationen an der Drau Proviant, Hafer und Munition sowie alle anderen Kriegsrequisiten für 10 000 bis 12 000 Mann, die damit vier bis fünf Wochen versorgt werden müssten, rasch­est nach Turanovac zu transportieren. 22 Die Grazer Hofkammer schaffte den grösstenteils bereits an der unteren Mur bzw, an der Drau lagernden Proviant und Hafer sowie die ange­forderte Munition und Artillerie trotz grösster Transportschwierigkeiten auf dem Wasserwege der Drau rechtzeitig nach Turanovac. Markgraf Ludwig von Baden berichtete jedenfalls an den Hofkriegsrat, dass er bei seiner Ankunft in Bares an der Drau sowohl die notwendige Ar­tillerie als auch Munition grösstenteils in „gu­ter Bereitschaft" vorgefunden habe; der Pro­viantvorrat reichte für zehn, der Hafer aller­dings bloss für „etliche" Tage. 23 Der Kaiser dankte dem Präsidenten der inneröster­reichischen Hofkammer, Franz Adam Graf von Dietrichstein, für diese „Vorsorge" und for­derte ihn auf, weiterhin mit solch ruhmreichen Eifer zu wirken. 24 Der Hofkriegsrat im Wien gab zugleich seiner Hoffnung Ausdruck, dass dank dieser guten Vorbereitungen und mit göttlichem Segen noch 1686 an der Drau eini­ge erfolgreiche Unternehmungen gegen den türkischen Erbfeind durchgeführt werden könnten. 25 Ohne Zweifel konnte Markgraf Lud­wig von Baden seine militärischen Erfolge, d.h. die Eroberung von Pécs, Siklós und Kaposvár, auch nur erringen, weil ihm durch die inner­österreichische Hofkammer rechtzeitig der not­wendige Nachschub und nicht zuletzt ein beachtlicher Artilleriepark samt dem dazuge­hörigen Fuhrwesen zur Verfügung gestellt wurden. Die Leitung des Nachschubes vom Feldlager Turanovac zu den zunächst vor Pécs und dann vor Siklós kämpfenden Truppen oblag dem innerösterreichischen Oberst-Proviantkommis­sar, Baron Zehentner. Er fuhr in Begleitung des Feid-Schiffbrückenmeisters Matthias Grop­perger und einigen Haj ducken am 19. Oktober mit 3 Plätten voll Nachschubgütern vom Lager Turanovac zunächst bis Gradisca (heute Gardi­sa) nörlich Donji Miholjae. Bis dorthin sollter den Truppen auch Proviant, Munition, Ge­schütze und Schiffsbrückenrequisiten auf dem Wasserweg der Drau nachtransportiert wer­Baron Zehentner (LR A Graz HK 1687—11—28). 19 LRA Graz HK 1686— XI— 30. 20 LRA Graz Gutbedunken 1686— XI— 6 und XII— 5; HK 1686— XII— 4. 21 LRA Graz HK 1687— IV— 52 22 LRA HK 1686— IX—45 23 LRA Graz HK 1686— X— 1, fol. 14 ff. 24 Ebd. Schreiben vom 19. Oktober 1686. 25 Ebd. Schreiben vom 17. Oktober 1686.

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