Janus Pannonius Múzeum Évkönyve 32 (1987) (Pécs, 1988)

Művészettörténet - Sárkány József: Szobotka Imre (1890–1961): Paul Claudel „L’Annonce faite a Marie” című művének illusztrációja (1916 k)

160 SARK ANY JÓZSEF Imre Szobotka: Illustrytion zu „L'annonce faite a Marie" von Paul Claudel (um 1916) József SÁRKÁNY Imre Szobotka wirkte in der ersten Hälfte der 10er Jahre in Paris, im La Palette, als ein „Schüler" Jean Metzingers und kam in einen engen Kontakt zu den Kubisten. Seine farbenreichen, mit Dynamik gefüllten Werke, die sich mit Werken der Orfisten in Ver­wandtschaft setzen lassen, erregten bald eine öffent­liche Aufmerksamkeit. In diesen Bildern, in seiner Kunst lassen sich - unter den ungarischen Künstlern am meisten und im höchsten Grade - die Anwesen­heit und die Wirkung des Kubismus beobachten. Sein erfolgreich startender Laufbahn - seine Werke wurden auch von Apollinaire aufgemerkt und 1913 in einer Ausstellungskritik erwähnt - wurde durch den Ausbruch des ersten Weltkriegs unterbrochen. Als ein Bürger eines feindlichen Staates wurde er in die Bretagne, nach Saint Brieuc interniert. Szobotkas sen­sible Persönlichkeit wurde durch diese Ereignisse stark erschüttert. Die kubistische Art erfordert eine rationelle Denkweise, eine ruhige Schaffungsmöglich­keit, die aber im Lager, in der „Nervenmühle", nicht gegeben waren ; seine hoffnungslose Situation löste die Gefühle von den Fesseln des Bewußtseins. Da es ihm an Farben mangelte, vergrub er sich ins Musizieren und ins Lesen. Das ziemlich komplizierte, mehrschichtige, philoso­phisch angelegte Werk Paul Claudels, des Dichters des Spätsymbolismus ergriff die Phantasie des in Zweifeln liegenden Künstlers. Er erkannte, daß die von Symbolen gefüllte Welt des Mysteriumspiels auf solche Fragen eine Antwort sucht, die dem gespannten und unheilvollen Lebensgefühl der Zeit entsprangen. In diesem Werk Claudels kämpfen Rationalismus und Irrationalismus, positivistische Weltanschauung und Symbolismus, Idealismus und Materialismus gegenein­ander. Man kann weniger den Kampf des Guten und des Bösen beobachten, mehr aber den der schünen harmlosen Romantik des gläubigen, humanen Men­schen gegen den aggressiven, alles überschreitenden, seine Ziele um jeden Preis verwirklichenden „moder­nen" Menschen. Dieses Ringen erfolgt aber nach Claudel im Rahmen des göttlichen Weltplanes, der am Ende Recht und Frieden erteilt. Szobotka schuf diese Illustration zwischen 1915 und 1917, von der sich während der Forschung zwanzig Blätter identifiziert und in Verbindung zum Drama gebracht werden konnten. Die Werke widerspiegeln getreu den Kampf des Künstlers von der simplen Übernahme der ziemlich bildhaften Beschreibungen bis zu dem Punkt, wo die Details lediglich als „spe­zifische Elemente der Harmonie" erscheinen. Auf den grafischen Blättern lassen sich die Färb- und Kraft­schichten der einander überschneidenden, durchschei­nenden früheren Landschaftsdarstellungen erkennen: die von ihm so gern verdendeten - und die späte Wirkug des Pointilismus beweisenden - dekorativen Tupfen- und Linienstrukturen. All diese Züge sichern den Bildern Dynamik und die Gleichrangigkeit der gesamten Bildfläche. Besonders bedeutend ist die Rolle der Farben. Szobotka schrieb in seiner Selbst­biographie, daß er bei der Illustration die „souveräne Herrschaft der Farbe" erreichet, sodaß die Form im Dienste der Farbe steht, jedoch nich für sich, da die einzelnen Motive von einem, der dramatischen Hand­lung entsprechenden Grundton entwickelt wurden. Er baut seine Symbolwelt überwiegend auf die mittel­alterliche christliche Ikonographie auf. Seine Blau­Rot-, Weiß (Gold)-Schwarz-, Hellviolett - Orange­Kontraste sind jedoch nicht steif. Sie erscheinen in einem außerordentlichen Farbenreichtum in der konk­reten Bildumgebung, die vor allem durch die Farb­töne erzielt wird, die Dominanz des betonten Kont­rastes jedoch zulassend, Szobotka gelang es, die ku­bistischen Erfahrungen und die Bildordnung so mit einer expressiven Formeowelt zu koppeln, daß er ­überwiegend die emotive Kraft und die symbolische Bedeutung der Farben verwendend - einerseits eine adäquate, dem Grundton des Mysteriumspiels ent­sprechende Illustration, andererseits eine wertvolle graphische Reihe schuf, die nicht nur in seinem Le­benswerk ein hervorragende Stelle einnimmt, sondern auch ein beachtenswerter Erfolg der ungarischen Ma­lerei ist.

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