Janus Pannonius Múzeum Évkönyve (1964) (Pécs, 1965)

Régészet - Kiss, A.: Zur Frage der frühmittelalterlichen Weinbaues im Karpatenbecken

DER FRÜHMITTELALTERLICHE WEINBAU 135 streckte, leichtgeschweifte, gleichschenkeli­ge Dreieckform der Trauben, und das fächer­förmige Blattmotiv zwischen den auslaufen­den Endranken beobachtet werden kann. Diese ornamentale Einheit erscheint auf den einzelnen Riemenzungen drei, bzw. vier-, so­gar fünfmal. Das aus den gleichen Konstruk­tionselementen bestehende Ornament ist — abgesehen von ganz unwesentlichen Abwei­chungen — ein in sich geschlossenes, form­vollendetes Muster. Diese Beobachtung lässt darauf schliessen, dass die Meister, die die Riemenzungen anfertigen, wahrscheinlich bereits ausgebildete, fertige Formen verwen­deten. Das Traubenornament der Riemenzungen begegnet auch auf pannonischen Steindenk­mälern, 35 auf byzantinischen Elfenbein­schnitzwerken, 36 auf koptischen Denkmä­lern 37 in grosser Anzahl. Der Ursprung dieser Ornamentik wurzelt zweifelsohne in der hel­lenistischen Kunst. Von einem bedeutenden Teil der spätawa­renzeitlichen gegossenen Gürtelbeschläge mit Menschen- und Tierdarstellungen hatte Nándor Fettich nachgewiesen, dass deren Musterschatz aus einem spät-hellenistischen Milieu stammt. 38 Der Ursprung des spätawarenzeitlichen Traubenornamentes muss — gemäss dem Formen- und Motivenschatz der Menschen­kind Tierdarstellungen — in einer späthelle­nistischen Umwelt gesucht werden. Aus dem Charakter der Darstellung geht hervor, dass die Begründung dieser Voraussetzung eine schwerere Aufgabe ist, als der Beweis der — auch durch die Mythologie motivierbaren, konkreten Menschen und Tierdarstellungen. Nach der Übernahme von Menschen- und Tierdarstellungen aber scheint eine parallel erfolgte Übernahme pflanzlicher Ornamente sehr wahrscheinlich. Es ist anzunehmen, dass die Übernahme des Traubenornamentes ziemlich früh stattgefunden hatte. Der früh­zeitlichen Datierung des Motivschatzes wi­derspricht anscheinend die Tatsache, dass aus 35 z. В.: Kuzsinszky, V., Aquincum (Bp. 1934) Abb. 28; Barkóczy, L., — Erdélyi, G., Inteireisa I, AH XXXIII, XXXIX, 3, LVII, 3, XLI, 1, LVIII, 5. 36 Rice, D. T., The Art of Byzantinum (London Í959) Taf. XVI, XLVII; Peirce—Tyler, L'art Byzan­tin (Paris 1930), Tai II, 3—5; ОгЪеШ, J., — Trever, С, Szaszanidszkij medaH (Mosizkva —Leningrad 1935) Taf. LXVII; Diehl, Ch., L'art Byzantin (Paris 1925), Abb. 16, 90, 140. 37 Strzygowski, J., Koptische Kunst (Vienne 1904) Abb. 45, 48, 126, 127. 38 Fettich, N., Die Metaillkunst der Landnehmen­den Ungarn, AH XXI, (Budapest, 1937) 15—25. dem südrussischen awarenzeitlichen Fund­material mit dem Traubenornament verzierte Riemenzungen nicht bekannt sind. Weil aber das südrussische, awarenzeitliche Fundgut der ungarischen Forschung weniger bekannt ist, fehlt die Möglichkeit eines Vergleichs. Da sich das Traubenmotiv der spätawaren­zeitlichen Riemenzungen nicht zur Bestim­mung der Pflanzenart eignet, ist es — unse­rer Meinung nach — kein befriedigender Be­weis für den Weinbau dieser Epoche, weil das Motiv nicht im Lande selbst entstanden ist. gleichzeitig aber kann auch die Gültigkeit der allgemein anerkannten Beobachtung nicht ausgeschlossen werden, dass Motive nur dann übernommen werden, wenn diese den örtli­chen Ansprüchen entsprechen. Da in unse­rem Fall das Traubenmotiv zweifelsohne übernommen wurde, muss auf die Frage eine Antwort gefunden werden, ob der Anspruch der Übernahme des Traubenmotivs mit dem Weinbau im Zusammenhang stand? Diese Möglichkeit besteht zwar, weil aber im all­gemeinen eine Verkettung der objektiven Realität und der künstlerischen Interprätati­on nicht unbedingt notwendig ist, kann dies nicht unbezweifelbar bewiesen werden. Hinsichtlich der awarenzeitlichen Riemen­zungen mit dem Traubenmotiv müsste noch eine Erklärung dafür gefunden werden, wa­rum unter den sonst so zahlreichen awaren­zeitlichen Riemenzungen Stücke mit dem Taubenmotiv auffallend selten sind. Warum wurde diese Motiv zum Schmuck der grossen Riemenzunge des Gürtels, der nur freien Männern zukam, 39 verwendet? Bei der Erforschung der awarenzeitlichen Gürtelbeschläge hatte Gyula László darauf hingewiesen, dass ein Teil derselben mit Ver­zierungen versehen ist, die durch die christ­liche Symbolik gedeutet werden können. 40 Diese Gürtelbeschläge bekunden zusammen mit den zahlenmässig wenigen Kreuzen, die in Gräbern gefunden wurden, dass das Chris­tentum unter den Awaren — wenn auch nur in kleinerem Ausmass — verbreitet war. Un­längst sprach Alán Kralovánszky von der Möglichkeit, dass zwischen der awarischen Bestattungssitte, den Toten zwei Gefässe (ein Schalengefäss und einen Krug) mitzugeben 39 A mongolok titkos története (Die geheime Ge­schichte der Mongolen), ed. Ligeti, L, (Bp. 1962) 29, 148. 40 László, Gy., Adatok az avarkori műipar ó—ke­resztény kapcsolataihoz (Beiträge zu den ailttchristli­chen Beziehungen des awarenzeitlichen Kunstge­werbes), (Bp. 1935); László, Gy., Ujabb keresztény nyomok az avar korbóll (Neuere christliche Spuren aus der Awarenzeit), Dolg. XVI, (194Ю) 145-^Ш.

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