Janus Pannonius Múzeum Évkönyve (1964) (Pécs, 1965)
Régészet - Kiss, A.: Zur Frage der frühmittelalterlichen Weinbaues im Karpatenbecken
136 A. KISS und dem altchristlichen Totenbrauch (Schalengefäss und Kanne) ein genetischer Zusammenhang bestehen könnte. 41 Wenn seine Hypothese richtig ist, dann müssen wir mit einer grösseren Verbreitung des Christentums unter den Awaren rechnen. Dies würde bedeuten, dass neben dem „profanen" Bedarf auch der Bedarf des christlichen Kultes den Weinbau voraussetzt. Parallel mit der Verbreitung des Christentums hatte europaweit der Brauch der Grabbeigaben aufgehört. In keinem einzigen, authentisch freigelegten Grab, das eine traubenverzierte Riemenzunge enthielt, gab es — trotz der verhältnismässig „reichen" Ausstattung — weder Waffen-, noch Gefäss- oder Tierknochenbeigaben. Wir wissen, dass in der christlichen Symbolik Weinstock und Traube Wahrzeichen Christi sind, 42 bei einer Kombination der Tatsachen könnten wir somit die Vermutung wagen, dass die Riemenzungen mit dem Traubenornament für christliche Gräber kennzeichnend sein könnten. Die Angaben, die für den Weinbau in der A warenzeit sprechen, genügen nicht zur objektiven Beweisführung dessen, dass in der Awarenzeit tatsächlich Weinbau betrieben wurde, reichen aber aus, um eine Verneinung dieser Tatsache widerlegen zu können. Da das Suidas-Lexikon eine beglaubigte Quelle ist, und die oben erwähnte Angabe mit anderen derzeitigen historischen Quellen des Karpatenbeckens übereinstimmt, kann festgelegt werden, dass im 8—9. Jahrhundert im Karpatenbecken Weinbau betrieben wurde. Wann begann wohl der frühmittelalterliche, d. h. der post-römerzeitliche Weinbau? Zwei Möglichkeiten könnten erwogen werden: es wurde entweder der römerzeitliche Weinbau weitergeführt oder aber es wurden nach dem Zugrundegehen der römischen Weinkulturen in der prä-awarenzeitlichen Epoche oder zu Beginn der Awarenherrschaft neue Weinkulturen angelegt. Das durch Quellen beglaubigte, allgemein bekannte Bild der Hunnenzeit schliesst von vornhinein die Möglichkeit des Weinbaus in jener Epoche aus. Den Ostgoten, Gépiden und Langobarden kann — wenn wir bedenken. 41 Kralovánszky, A., A Pákozd— Borgend pusztai későavarkori temető (Das spätawarenzeitliche Gräberfeld von Pákozd— Börgönd-pusizta), Alba Regia 2—3 (19613) 178. 42 Bod, P., A Szent írás értelmére vezérlő Magyar Leksikon (Ungarisches Lexikon zum besseren Verständnis der Heiligen Schrift), (Kolozsvár 1746) 180; Cabrol— Leclerq, Dictionnaire d'Archéologie Chrétienne (Paris 1948) XIV, 2. с, 2058, dass wegen der ungünstigen klimatischen Verhältnisse in ihrer Urheimat kein Wein gedeihen konnte, und weil sie auch während ihrer Wanderung keine Weinbaugegenden berührt hatten, — schwerlich die Anlage von Weinkulturen zugemutet werden. Aber auch die Urheimat der frühen Awaren, ihre rasche Wanderung nach dem Westen, ihre durch archäologische Funde und schriftliche Quellen belegte und glaubhafte nomadisierende Lebensweise, die auch durch frühawarenzeitliche Funde in Gegenden, die sich für die Grosstierhaltung eignen, noch bekräftigt wird, 43 schliessen die Möglichkeit aus, dass Abb. 4. Csongrád — Máma csárda Grab 12. 43 Kiss, A., Az avarkari hadművészet kérdéseihez (Zu den Fragen der awarenzeitffiichen Kriegskunst) (Handschrift 1962, ELTE, Archäologische Fakultät) Taf. IV,