Janus Pannonius Múzeum Évkönyve (1963) (Pécs, 1964)
Bökönyi Sándor: A bolyi avarkori temető állatmaradványai
112 BÖKÖNYI SÁNDOR UNTERSUCHUNG DER TIERKNOCHENFUNDE DES GRABERFELDES VON BÓLY—SZIEBERT-PUSZTA S. BÖKÖNYI (Zusammenfassung) In den Jahren 1960—63 hat L. Papp in Bóly-Sziebertbpuszta ein awarisches Gräberfeld ausgegraben; 15 Gräber erhielten auch Tierknochenbeigaben. Der grösste Teil der Knochenfunde bestand aus vollständigen Skeletten, der kleinere 1 Teil aus Schädeln mit den dazu gehörenden distalen Extremitätenabsohnitten (Metapodien und Phalangen), einzelnen Schädeln oder einzelnen Extramitätemknochen. Aus den erwähnten Gräbern kamen Reste von sechs Tierarten — einer Wildund fünf Haussäugerarten — zum, Vorschein, undzwar Knochen von Wildkatze (Felis s&Lvestris Schreb.) aus einem Grab, von Hund (Canis familiáris L.) aus einem Grab, von Pferd (Equus cafoallus L.) aus zehn Gräbern, von Schwein (Sus scrofa dorn. L.) aus einem Grab, von Schaf (Ovis aries L.) und Rind (Bas taurus L.) aus je sechs Gräbern,. Das Pferd war mit vollständigen Skeletten, das Schaf mit Schädeln und distalen Extramitätenteilen, das Rind mit ebensolchen und mit einzelnen Knochen, das Schwein mit zusammengehörenden Extremitätenknochen, der Hund mit einem Schädel und die Wildkatze mit zusammengehörenden Schädel und Extremitätenknochen vertreten. Von sämtlichen Arten kommen Knochen kleinwüchsiger Individuen vor. Die Wildkatze hat trotz ihrer Kleinküchsigkeit kräftige Extremitätenfcnochen. Der Hund ist terrierartijg. Die Pferde sind betreffs ihrer Grösse nicht besonders variabel mit einer Widerristhöhe von 132,2—139,9 cm und sie gehören einem breitstirnigen Typ. an, der sich kraniologisch von den ungarischen landnahmezeitlichen Pferden minimal, aber von den westeuropäischen völkerwanderungszeitlichen Pferden stärker unterscheidet. Bei den Pferden des Gräberfeldes ist die Proporitionierung der Einzeliknoehen innerhalb der Extremität, besonders die der Metapodien ziemlich konstant. Von den Extremitäten^ knochen sind die Humeri sehr kurz, die Radii sehr lang, die Femora etwas länger als der Duschnitt, die Tibién mittellang und die Metapodien, etwas kürzer als der Durchschnitt. Beim Schwein kann (man — da ausschliesslich unvollständige Extremitätenknochen erhalten sind — nur seine Kleinwüchsigkeit feststellen. Beim Schafe hat der Widder dreikantige, nach aussen gerichtete und gewundene Hornzapfen, die Weibchen sind hornlos, oder haben rudimentäre Hornzapfen, also stimmt das Schaf unseres Fundortes sehr gut mit dem seit der Urzeit überall verbreiteten europäischen Schaf typ überein. Seine Körpergrösse ist dieselbe wie die 1 der bereits publizierten awarisehen Schafe, aber kleiner als die der vöikeirwande'rungszieitlich-frühmittelaiterlichen Schafe Westeuropas. (Die Wideristhöhe ist — nach Zalkins Methode gerechnet — 52.0—61,7 cm.) Anscheinend halben die Awaren keinen östlichen Schaf typ ins Karpatenbecken eingeführt; die ersten Schafe' östlichen Typs wurden in dieses Gebiet höchstwahrscheinlich von den landnehmenden Magyaren mitgebracht. In, dieser Hinsicht wäre es nützlich, den awarisehen Schafschädel von Zitawska Tön, der von R. Musil publiziert wurde, und dessen Harnform an das ungarische mittelalterliche Shaf erinnert, eingehender ,zu untersuchen. Die Rinder gehören nach ihrer welligen Zwischenhornlinie, unebener Stirnfläche und ihren kurzen, dünnen Hornzapfen dem, sog. BraohycerosTyp an, der aus den awarisehen Gräberfeldern Ungarns und des Karpatenbeckens, sowie von vö'lkerwanderungszeitliCihen Fundorten Westeuropas gut bekannt ist und der bis zum 14—15. Jh. in ganz Europa verbreitet und alleinherrschend war. An den Pferdeskeletten des Gräberfeldes von Boly kann man oft Wirbelverwachsungen (z. B. in der Wirbelsäule des Pferdes des Grabes sind die letzten sechs Rückenwirbel verwachsen) und Exostosen finden. Diese pathologischen Veränderungen zeigen, dass einerseits diese Pferde durch eine längere Zeit ihres Lebens einer übertriebenen Belastung ausgesetzt und dadurch verkrüppelt wurden, andererseits, dass in jener Zeit mit den Toten vorwiegend verkrüppelte, hinkende, oder erkrankte Pferde bestattet wurden.