Janus Pannonius Múzeum Évkönyve (1958) (Pécs, 1958)

Holub József: Pécs város pecsétei

146 HOLUË JÓZSEF DIE SIEGEL DER STADT PÉCS (Zusammenfassung) Pécs, das infolge der lokalen und potenziellen Energien seiner geographischen Lage schon unter den Römern eine bedeutende Stadt war (Sopianae), blieb auch während der Völkerwanderung und nach der ungarischen Landnahme eine wichtige Siedlung; es ist also verständlich, dass unser erster König eines der von ihm gegründeten zehn Bistümer hier­her verlegte (1009). Die aus dem Anfange des XIV. Jahrhunderts stammende Descriptio Europae Orien­tulis zählt es zu den grössten ungarischen Städten, und als Papst Urban V. hier 1367 die Gründung einer Universität genehmigte, schrieb er, dass dieser hervorragende Ort zur Fortpflanzung der Samen der Wissenschaft besonders geeignet sei. Die rechtliche Lage der Stadt änderte sich aber dadurch nicht: sie blieb eine bischöfliche, d. h. grundherrliche Stadt, obwohl sie ohne Zweifel nach und nach in den Besitz verschiedener Privilegien gelangte. Sie hatte auch schon früh ein authentisches Siegel nötig, doch wann und wie sie es erhielt, ist nicht bekannt. Wir finden es auf einem Brief des Stadt­richters und Senats aus 1445 an die Obrigkeit der Stadt Wien (Bild 1) und vermuten, dass die Stadt dasselbe am Ende des XIV-ten oder am Anfang des XV-ten Jahrhunderts, und zwar auf Vermittlung ihres Grundherrn, des Bischofs, von König Sigis­mund bekam. Das Wappenrecht konnte zwar nur eine königliche Freistadt besitzen, ein Marktflecken (oppidum) durfte nur ein Siegel erhalten, doch wissen wir aus mehreren Beispielen, dass man dies nicht streng nahm; so wurde vermutlich auch der Stadt Pécs ein Wappen verliehen. Das Siegelbild zeigt das bei uns und im Auslande ebenfalls vielfach übliche Städtesiegelbild: einen giebeligen Torturm mit giebeligem Mauerteil; die Schlüssel über dem Tor bedeuten, dass der Schutzheilige der Stadt Sankt Peter ist, dem auch die mächtige Domkirche geweiht war. Die Stadt kam 1543 unter türkische Herrschaft. Dies geschah hier ohne Widerstand, doch der Stem­pel der Stadt ging jedenfalls verloren, und als das Leben der Stadt wieder erwachte, hatte die Behörde der überlebenden ungarischen Einwohnerschaft ein neues Typarium nötig. Dieses zweite Siegel kennen wir aus einem Brief vom Jahre 1605, es wurde also in der zweiten Hälfte des XVI.-ten Jahrhunderts angefertigt; auf diese Zeit verweist auch sein stark barockisierender Wappenschild (Bild 2). Das Siegel — eine sehr primitive Arbeit — zeigt die östliche Hälfte der inneren Festung, so wie sie sich dem ausserhalb des Stadttores stehenden Stempelschnei­der darbot. Innerhalb der Burgmauer hinter dem Tor sehen wir das Dach der Kathedrale und die vier Türme, sowie das Dach und den südlichen Giebel eines dem südöstlichen Turm sich anschlies­senden, in südliche Richtung hinziehenden Ge­bäudes des von dem grossen Mäzen. Bischof Georg Szatmári (1505—1521) erbauten, berühmten Renais­se ncepalastes. Die Stadt gelangte 1686 wieder unter ungarische Herrschaft und war schon 1691 soweit hergestellt, dass der Vorstand einen neuen Stempel verfertigen liess (Bild 3), dessen Bild die viertürmige Dom­kirche zeigt. Aber am Anfang der dreissiger Jahre des XVIII. Jahrhunderts erscheint ein neues Siegel, Sein Bild stimmt mit dem Bilde des eben genannten Siegels vollkommen überein, nur ist anstatt 1691 die Jahrzahl 1505 zu lesen; unlängst kam aus dem bischöflichen Archiv auch sein silbernes Typarium zum Vorschein (Bild 4—5). Im Zusammenhange mit diesem Stempel ergeben sich Probleme, die mit Hilfe der bisher bekannten Denkmäler unlösbar waren. Wenn 1505 tatsächlich ein Stempel ver­fertigt wurde — das Typarium scheint jünger zu sein — und dieser 1691 noch vorhanden war, warum Hess man jetzt einen neuen verfertigen? Wenn wir dies auch noch erklären könnten, vermögen wir die Frage nicht zu beantworten, warum man den Stempel von 1691 nach drei Jahrzehnten ausser Gebrauch setzte, und warum man zum Stempel von 1505 zurückkehrte? Mit dem silbernen Typarium kam auch ein kupferner Stempel zum Vorschein (Bild 6—7), dessen Bild — in primitiverer Aus­führung — mit dem silbernen identisch ist, aber seine Umschrift lautet bloss: Sigillum Civitatis Quinqueecclesiensis. Doch kamen bisher noch keine mit diesem Typarium bestempelte schriftliche Dor kumente in unsere Hände. Im Wiener Stadtarchiv wird auch ein Brief der Stadt Pécs aus 1507 aufbewahrt, von dessen Schluss­siegel aber kaum etwas übrigblieb, was sehr be­dauerlich ist, denn es hätte die Frage beantwortet, ob die Stadt 1505 tatsächlich einen neuen Stempel erhielt, und ob er identisch war mit jenem, den wir nach seinem Typarium und auf mehreren städ­tischen Ausfertigungen aus dem XVIII-ten Jahrun­dert kennen. Als die Stadt nach dreiviertel Jahrhundert lan­gen Kampf 1780 zur königlichen Freistadt erhoben wurde, belehnte sie Maria Theresia auch mit einem neuen Siegel (Bild 8).

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