Rosta Szabolcs szerk.: Kun-kép - A magyarországi kunok hagyatéka (Kiskunfélegyháza, 2009)

Hakan Aydemir: Nyelvészeti megjegyzések a kun miatyánk Vincze-féle változatához

HAKAN AYDEMIR: NYELVÉSZETI MEGJEGYZÉSEK A KUN MIATYÁNK VINCZE-FÉLE VÁLTOZATÁHOZ Hakan, Aydemir Linguistische Bemerkungen zur „Vincze-Variante" des kumanischen Vaterunsers Unter den kumanischen Sprachdenkmälern von geringer Zahl in Ungarn sind die wichtigsten wohl die Versionen des „kumanischen Vaterunsers", die schon seit dem 18. Jh. die Fachleute und Nicht-Fachleute zugleich beschäftigen. Nach den Forschungen des ungarischen Turkologe István Mándoky Kongur sind die wichtigsten Probleme bezüglich der Versionen des kum. Vaterunsers in Ungarn schon geklärt (s. Kakuk 1993). Es gibt jedoch noch eine Version, die sogenannte „Vincze-Variante" des kumanischen Vaterunsers, deren Probleme noch nicht geklärt sind, und Mándoky Kongur hat sich damit nicht befasst. In diesem Beitrag wird also diese „Vincze-Variante" und ihre Herkunft geprüft. Diese Variante wird erstmals im Buch von István Gyárfás aus dem Jahr 1882 erwähnt. Der ungarische General und Freiherr Lőrinc Orczy hat sie angeblich im Jahr 1754 von einem „sehr alten Kumanen na­mens Vincze" aufgezeichnet. Daher stammt also die Benennung „Vincze-Variante". Laut diesem angebli­chen Kumanen namens Vincze haben die Kumanen in Ungarn im 18. Jh. ihre Kinder in den Schulen dazu gebracht, diese Version des Vaterunsers auswendig zu lernen. Diese Behauptung ist merkwürdig, da demgemäß die Kumanen bzw. die kum. Schulkinder eine solche türksprachige Variante des Vaterunsers lernen sollten, die in Bezug auf ihre grammatischen Eigenschaften und ihren Wotschatz stark vom Kuma­nischen abweicht und voll von arabischen und persichen Wörtern ist. Dieses Paradoxon ist jedoch bisher den Forschern entgangen. In diesem Vaterunser gibt es nämlich keine kiptschakischen, sondern nur oghuzische grammatische Formen, wie z. B. biz+i ~ bis+i 'uns (Akkusativ)', biz+e 'uns (Dativ)' (vgl. osm.-türk. bizi, bize), im Gegensatz zum Codex Cumanicus biz+ni 'uns (Akkusativ)', biz+gä 'uns (Da­tiv)' und zu bízni, bizge im tatsächlichen kumanischen Vaterunser aus Ungarn, das Mándoky Kongur geprüft hat (s. Kakuk 1993). Laut dem österreichischen Forscher Daniel Cornides (19. Jh.) stammt diese Variante von den Jászén ala­nischer bzw. iranischer Herkunft in Ungarn, und sie soll irrtümlicherweise den Kumanen zugeschrieben worden sein. Laut István Gyárfás ( 19. Jh.) ist sie kumanischer Herkunft. Diese beiden Feststellungen sind jedoch unzutreffend. Wie der eminente Turkologe Géza Kuun richtig festgestellt hat, ist es ein osma­nisch-türkisches Vaterunser. Ich bin jedoch mit Kuun darüber nicht einig, dass diese Variante direkt vom Osmanischen ins Kumanische bzw. zu einer Gruppe der Kumanen in Ungarn gelangen ist. Diese Hypo­these Kuuns ist in mehrfacher Hinsicht unzutreffend, weil eine kiptschaksprachige Gruppe (im Gegensatz zu den übrigen Kumanen in Ungarn) so einfach ein oguzisches Vaterunser nicht annimmt und es auswen­dig lernt, zumal sie eine, ja sogar zwei kumansprachige Vaterunser-Versionen in Ungarn hatten. Um dieses Paradoxon zu lösen, habe ich am Anfang meiner Forschung die folgende Arbeitshypothese aufgestellt, die ich später wegen bisher unbekannter Daten und Fakten ändern musste. Wegen des Para­doxons der Hypothese Kuuns habe ich nämlich als Arbeitshypothese angenommen, dass diese Variante, die mehrere arabische und persische Wörter enthält, aus einer muslimisch-oghuzischen Gruppe unter den muslimischen Kuman-Kiptschaken in Ungarn stammen mag. Diese meine erste Arbeitshypothese, die ich später ändern musste, stützte sich auf folgende Tatsachen: (1) In den kuman-kiptschakischen Forschungen in Ungarn ist gut bekannt, dass in mehreren Dokumenten des Heiligen Stuhls in Rom die Kumanen in Ungarn (selbstverständlich nur ein Teil von ihnen) als Muslime bezeichnet werden. (2) Der Reisebericht des türkischen Reisenden Seyh AIT unterstützt auch diese Annahme. Er hat nämlich im Jahre 1588 Kumanen (bei Seyh All: „Tataren") in Ungarn getroffen, die ihre Muttersprache noch sprechen konnten u n d „Muslime" waren. Diese waren selbstverständlich diejenigen muslimischen Kumanen bzw. Tataren, die aus dem Gebiet der Goldenen Horde in mehreren Wellen nach Ungarn eingewandert und sich verstreut niedergelassen hatten (hierzu s. Kakuk 1993, S. 306). Auch die bisher nicht etymologisierten folgenden Begrüßungsformeln in einigen kumanischen Gebieten in Ungarn, die eindeutig auf die ehema­269

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