H. Tóth Elvira - Horváth Attila: Kunbábony (Kecskemét, 1992)

IV. Die Insignien der fürstlichen Würde: Das Zubehör des khaganischen Gürtels Kat. 1–18

Awarenzeit mit dem Auftauchen türkischer Völker­teilen in Zusammenhang.692 Ihre treffenden Feststel­lungen können wir nur an einem Punkt — bezüglich des mittelasiatischen Fertigunsgortes unserer Metall­krüge - lediglich mit Vorbehalten akzeptieren. Die aus den von ihr zitierten vornehmen Gräbern bzw. Kenotaphen von Mongun Taiga693 sowie Kuraj,694 Tujachta695 und Tscha Tass696 stammenden Edelme­tallgefäße weichen nämlich bedeutend sowohl von den osteuropäischen, als auch einheimischen Paralle­len ab. Ihre grundlegende Eigenheit ist es, daß das nach innen gewölbte längere oder kürzere, breitere oder schmalere Öffnungs- und Fialsteil in einer schar­fen Schulterlinie mit dem ausladenden Bauchteil zu­sammentrifft. Diese Ausführung finden wir an keinem der europäischen Metallgefäße und können so — trotz der zweifellos bestehenden Übereinstimmun­gen - ihren Fertigungsort nicht für identisch halten. Während man bei den Gürtelgarnituren, Waffen oder Schmuckgegenständen auf eine Reihe fast analoger Zierelemente unter den einheimischen, südrussi­schen und asiatischen Funden trifft, kann das von den aufgezählten Silberkrügen nicht behauptet wer­den, die nach dem Muster ihrer entfernten Vorbilder, wie es scheint, eher in Europa, fallweise im Karpaten­becken hergestellt worden sein könnten. Anlaß zu einer vorsichtigeren Formulierung ist fer­ner, daß der für die türkischen Gefäße als typisch erachtete, aus Kügelchen bestehende ringförmige Flenkel in unseren einheimischen Funden ebenfalls fehlt. Für sie ist anstelle des geschlossenen Zangen­ringes eher die Befestigung mittels omegaartig breit­gebogener Füße des Henkels als typisch anzusehen. Neben den Funden der Altai-Gegend (Abb. 71.4-5.) und Kirgisiens (Abb. 69.6.) bringt auch B. Marschak in erster Linie die Holz- (Abb. 71.3.) und Metallgefäße des Gräberfeldes Kenkol bei Tuva697 mit unseren awa- rischen Funden in verwandtschaftliche Beziehung, deren ovale Körperform, fortlaufende Schulterlinie und trichterförmigen Hals er betont. Unter den von ihm zitierten Parallelen stoßen wir neben Ähnlichkei­ten der Form auch auf den omegaförmig angeniete­ten Henkeltyp. Dieses Stück und unsere einheimischen Metallge­fäße scheinen der Gefäßgruppe des 7. Jh., die von D. 692. GARAM: 1976, 145. 693. GRAC: 1960, Abb. 88. 694. KISCHELJOW: 1949, Taf. LII. 4., 6. 695. JEWTUCHOWA: 1948, 26, 69, 72. KISCHELJOW: 1949, Taf. LII. 5., 7. 696. JEWTUCHOWA-KISCHELJOW: 1940, 54, Taf. I., I. a, III. a. MARTINOW: 1973, 214, Abb. 70. 697. MARSCHAK: 1986, 326, Abb. 88. 2. Auf den asiatischen Kame­naja baba-Statuen s. SEMENOW: 1988, 107, Abb. 6. 6-7. Csalläny in Verbindung mit der frühawarischen Kera­mik zusammengestellt wurde, näher zu stehen.698 Seine Arbeit läßt sich nur schwer kontrollieren, die dortigen Feststellungen revidieren oder präzisieren, da ein bedeutender Teil der Fundkomplexe, aus de­nen er das Keramikmaterial analysierte, bis heute nicht publiziert wurde. Andererseits gibt es - wie auch aus seiner Sammlung hervorgeht — aus den vornehmeren Gräbern der I. Periode der Frühawaren­zeit so gut wie keinen awarischen Keramikfund, und sogar aus ähnlichen Bestattungen von der Mitte des 7. Jh. kennen wir nur vereinzelte Keramikbeigaben. In unsere Fürstengräber mit Goldgürtel aber gelangen nur mit Auftauchen der Säbel auch Tongefäße. In diesen Gräbern ohne Keramik befanden sich mit Sicherheit auch Gefäßbeigaben, doch waren sie aus organischen Stoffen (Holz, Leder, Horn usw.) gefertigt und blieben nicht erhalten. So ist es natürlich schwer, die groben, handgeformten Krüge aus den ärmlichen Gräbern von der Mitte des 7. Jh. mit unseren ringhen- keligen Metallkrügen zu vergleichen. Und doch scheint es auf der Hand zu liegen, daß sie in einer näheren Verbindung zueinander stehen als zu den breitschultrigen, bauchigen Metallgefäßen Mittel­asiens. Einzelne unserer Keramiktypen weisen mögli­cherweise eine entfernte Verwandtschaft mit diesen türkischen Metallgefäßen auf, unsere Gold- und Sil­bergefäße jedoch nicht. Und was die Möglichkeit der hiesigen Fertigung betrifft, läßt sich diese wenigci auf den behandelten Goldkrug von Kunbäbony beziehen, dessen gekrümmt­tropfenförmige Zellverzierungen mit den von diesen eingefaßten kleineren Zellen wir allein auf den Schwertbeschlägen - insbesondere aber auf dem zusammen mit dem Aufhänger dargestellten Schwertscheidenbeschlag - des Fundes von Glodosy wiederfinden.699 Eine kreisrunde Fassung mit entge­gengesetzt tropfenförmiger Einteilung findet sich auch auf der Kugelreihenrahmung einer Riemenzun­ge, die aus einem Sammelfund von der Krim stammt.700 Es ist also anzunehmen, daß wir den Ferti­gungsort unseres Goldkruges ebenfalls in diesem osteuropäischen Kreis suchen müssen. GOLDBESCHLAGENE TRINKSCHALE (Kat. 34., 35., 36.) Die im Fundkatalog des Grabes unter der Nr. 34. angeführten drei Stück Randbeschläge mit feingear­beiteter Granulation unterscheiden sich in ihrer 698. CSALLÄNY: 1940, 127-128. 699. SMILENKO: 1965, Taf. VI. 3-6, s. Achmerow. 700. AJBABIN: 1985, 198, Abb. 8.40. 183

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