H. Tóth Elvira - Horváth Attila: Kunbábony (Kecskemét, 1992)

IV. Die Insignien der fürstlichen Würde: Das Zubehör des khaganischen Gürtels Kat. 1–18

bem in Mór518 bestätigt, die der Ausgräber aufgrund der „in den Gräbern gefundenen Pferdegeschirre, der gepreßten runden Riemenrosetten, mit Menschen­kopfdarstellungen geschmückten und glatten Silber­riemenzungen, des Schwertes mit „D" Halterungsö­sen, des kurzen Wurfspeers, der schmalen Bogenplat­ten .. an die Wende vom 6. zum 7. Jh. datierte. Diese Datierung diente als Beispiel auch für die Kno­chenplatten der Köcheröffnung von Martonvásár, die zusammen mit der Blech-Gürtelgarnitur aus Grab 6. „vor den 670er Jahren, also zu Beginn des 7. Jh. unter die Erde gelangt sein müssen"519 Angesichts der neueren Funde fiel es auch László Madaras der die Knochenplatten zusammenstellte auf, daß unter den 38 aus dem publizierten Fundma­terial bekannten verzierten Köchern lediglich die Fun­de von Mór und Martonvásár der Frühawarenzeit zuzuordnen sind, die übrigen aber aufgrund der be­gleitenden Beigaben erst ab den 70er Jahren des 7. Jh. in Gebrauch waren.520 Zwischenzeitlich jedoch hatte Győző J. Szabó darauf verwiesen, daß es für eine Datierung des Grabes 25 von Mór an den Anfang des 7. jh. - was zu früh ist — nicht genug Anhalts­punkte gibt.521 Angesichts dessen aber, daß seine Datierung zum Teil auf dem awarischen Grab 74 des Gräberfeldes Linz-Zizlau basierte,522 in dessen Beur­teilung er der historischen Konzeption von Dezső Csallány folgte,523 verlegte er auch die Gräber mit Silberrosetten von Tárnáméra und Mór ins erste Drit­tel des 7. Jh. Im Zusammenhang mit den Rosettenbe­schlägen stellt er allerdings aufgrund des 1. Grabes von Csengele — dessen Beschlagtypen er vom Ge­sichtspunkt der Datierung gesondert überprüfte — fest, daß die Rosetten mit gekerbten Rippenringen auch noch um die Mitte des 7. Jh. angefertigt worden sein können.524 Ausgehend von o.a. scheint es, daß wir mit der Herstellung von rosettenverzierten Köcher-Gürteln in der ersten Hälfte des 7. Jh., mit ihren Vorkommen aber auch noch im zweiten Drittel des 7. Jh. rechnen können. Die Beinschnitzereien, die den Köcher zierten bil­den - von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen - bezüglich ihrer Struktur und ihres Stils einen außer­ordentlich einheitlichen Kreis,525 dessen analoge 518. TÖRÖK: 1954, 59. 519. ROSNER: 1960, 173-174. 520. MADARAS: 1981, 41. Mit den neueren Entdeckungen ist die Zahl der Köcherfunde mit Knochenverzierungen bedeutend angewachsen. (Freundlicherweise mündlich mitgeteilt.) 521. SZABÓ, J. CY.: 1965, 49. 522. LANDENBAUER-OREL: 1960, 43, Taf. 6, 21. 523. CSALLÁNY: 1963, 21-38. 524. SZABÓ, J. CY.: 1965, 51. 525. MADARAS: 1981, 41. KÜRTI: 1983, 193. Stücke auch über die Zeitspanne eines halben Jahr­hunderts oder mehr nicht voneinander zu trennen sind. So ist es nach dem heute zur Verfügung stehen­den Fundmaterial unsere Überzeugung, daß diese knochenverzierten Köcher bis zu einem bestimmten Maß von datierendem Wert sind. Ausgehend von der Tatsache, daß rosettenverzierte Köchergürtel und Knochenschnitzereien des Köchers nur so selten ge­paart sind, müssen wir zu der Feststellung gelangen, daß sie einander annähernd zur Mitte des 7. Jh. ablösten. So hat der im 1. Grab von Zsámbok Bestat­tete wohl kaum zur Generation der awarischen Land­nehmer gehört, und dies wird neben den Knochen­verzierungen des Köchers auch durch die Griffbe­schläge seines Schwerts und den Bestattungsritus selbst in gleicher Weise untermauert.526 Im Gegen­satz dazu besteht eindeutig eine Verwandtschaft zwi­schen ihm und den Gräbern des nahen Tárnáméra,527 deren Alter der Ausgräber nach eingehender Analyse der Gegenstände — von denen er Fertigungs — und Benutzungszeit zu bestimmen versuchte — in die Jahre zwischen 630 und 670 datierte. Die köcherverzierenden Knochenschnitzereien der Gräber von Mór sind problematischer, deuten doch der Bestattungsritus, abgenutzte Lanze und die Pfer­degeschirrverzierungen der Gräbergruppe gleichzei­tig auf eine frühere Zeitstellung, eher auf das erste Drittel des Jahrhunderts hin.528 Zu den Bestattungen mit Lanzen und Steigbügeln jedoch wies Ilona Kovrig nach, daß diese nicht unbedingt eine ethnische Gruppe bedeuten,529 - kutrigurische Bulgaren, wie von Csallány angenommen.530 Die Verteilung dieser Funde spiegelt eher die strategische Besetzung von Gebieten mit gemischter Einwohnerschaft wider. Be­züglich der Lanzen wurde von István Bóna erkannt, daß es sich bei ihnen in Wirklichkeit nicht um eine Wurfwaffe, sondern um eine langschäftige Waffe der Elite des awarischen Heeres, der gepanzerten schwe­ren Reiterei handelt, die den späteren panzerbre­chenden Piken entspricht.531 Diese Waffengattung bildete jenen harten Kern des frühawarischen Heeres, der in offener Schlacht nur zu Beginn des 7. Jh. irgendwo in den südlichen Morastgebieten der Tiefe­bene, die für ihn ungünstig waren, eine Niederlage hinnehmen mußte.532 Ungeeignet war diese Waffen­gattung ferner im Belagerungskampf, wie auch die 526. CARAM: 1983, 145, Abb. 4.9. 527. SZABÓ, J. CY.: 1965, 50. 528. KOVRIG: 1955, 38-39. 529. KOVRIG: 1955, 43-44. 530. CSALLÁNY: 1939, 134. CSALLÁNY: 1953, 133-144. 531. BÓNA: 1979, 24. 532. POHL: 1988, 156-157. 158

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