H. Tóth Elvira - Horváth Attila: Kunbábony (Kecskemét, 1992)

IV. Die Insignien der fürstlichen Würde: Das Zubehör des khaganischen Gürtels Kat. 1–18

Schlappe vor den Mauern von Konstantinopel im Jahre 626 beweist. Möglich, daß sie in dem infolge der Pestepidemie und der inneren Auseinandersetzun­gen dezimierten Heer an Gewicht verlor, doch wie die Panzerfunde beweisen, müssen wir auch im Ver­laufe des Jahrhunderts noch mit dieser Waffengat­tung rechnen.533 Zu mit den kreuzförmigen, dreibogigen Pferdege­schirrverzierungen aber müssen wir anmerken: ihr scheinbares Fehlen könnte auch daraus resultieren, daß — unserer Ansicht nach teils wegen der erwähn­ten Datierungsprobleme - aus dem mittleren Drittel des Jahrhunderts im Vergleich zu vorher wesentlich weniger Reiterbestattungen bekannt sind.534 Wahr­scheinlicher ist deshalb eine etwas gleichmäßigere Verteilung dieser Pferdegeschirrverzierungen und Be­waffnung innerhalb ihrer Zeitgrenzen. Soviel scheint zumindest sicher, daß die Knochenplattenverzierun­gen das Köchers zu, den jüngeren Funden des Grä­berfeldes von Mór gehören. Keinesfalls aber kann die Datierung des Grabes 6. von Martonvásár535 mit der der Gräber von Mór gleichgesetzt werden, da die beinernen Verzierungen des Köchers aus diesem Grab, abweichend von dem allgemein bekannten Rankenmotiv, nahe Verwandte der Köcher- und Krugbeschläge des Fundes von Maloje Perescepino sowie der Kerbzeichenmotive des Fundes von Ozora sind. Deshalb klammert sie József Szentpéteri in sei­ner Arbeit zur awarenzeitlichen Bewaffnung nicht ohne jeden Grund aus dem Kreis der frühawarischen Waffen aus.536 Alles in allem treffen wir also vom mittleren Drittel, der Mitte des 7. Jh. an auf die Köcher mit beinernem Zierwerk, und unserer Annahme nach müssen sie annähernd zur gleichen Zeit wie die metallbeschlage­nen Köcher in Gebrauch gekommen sein. Im Kreis der zum Ende des Jahrhunderts hin sprunghaft ansteigen­533. CSALLÁNY: 1969-1971, (1972). CSALLÁNY: 1972-1974, (1982). 534. BÓNA: 1979, 17. Die für die schwere Reiterei charakteristischen kreuzförmigen Pferdegeschirrbeschläge mit geteilten Enden waren reicher verziert auch in der Mittelawarenzeit noch gebräuchlich. MÜLLER: 1989, 153, 159-161. 535. ROSNER: 1960, 172, Abb. 4. 536. SZENTPÉTERI: 1987, (im Druck) Nach Abschluß meines Manuskripts erschien die neuere Stu­die von László Madaras, die sich zum Teil auch mit den knochenversteiften Köchern befaßt. Neben den zwischenzeit­lich auf 55 angewachsenen mittelawarenzeitlichen Köchern erwähnt er aus Csóka, den Gräbern der Gräberfelder Szebény und Kölked Köcher mit Knochenversteifung, die aus der Früh­awarenzeit stammen. Von keinem der genannten Fundorte sind uns Köchergürtel mit kugelgerahmten Rosettenverzie­rungen bekannt. Begleitfunde waren Steigbügel mit runder Sohle, schmalendige Bögen und Schwerter mit „P'-Halterung. Das aus der fraglichen Gräbergruppe 45-47 von Csóka stam­den Zahl der Beinbeschläge-Köcher finden wir die Parallelen für die mit den Fürstenfunden von Bocsa, Kunbábony bekanntgewordenen, aus Bein gefertig­ten, lautenförmigen Köcheröffnungsverzierungen im Reitergrab 96. des Gräberfeldes Öcsöd.537 Wir kennen jedoch keine bein beschlagenen Kö­cher aus dem Gräberfeld Környe, das für seine bedeu­tende Zahl an Bogenversteifungen, Pfeilspitzen bzw. rosettenverzierten Köchergürteln bekannt ist, was im Hinblick auf den frühen Charakter des Gräberfeldes nicht sonderlich auffällt. Um so überraschender ist es hingegen, vorauf schon Ilona Kovrig hinwies,538 daß sich auch in den Gräbern mit Beigaben breitendiger Bögen und Pfeilspitzen des Gräberfeldes Kiskőrös- Vágóhidi dűlő keine Spur der beinbeschlagenen Kö­cher finden ließ, ein Gräberfeld, das die Forschung heute schon den Fundorten vom letzten Drittel des Jahrhunderts zuordnet.539 Zur Auflösung dieses Wi­derspruchs könnten wir vielleicht sogar mehrere Hy­pothesen präsentieren, ohne jedoch eine der Mög­lichkeiten wahrscheinlich machen zu können, und so scheint es am richtigsten, diesen als offene Frage zu handhaben. So einheitlich die „Beinbeschläge-Köcher" erschei­nen, ebenso abwechslungsreich sind die damit ver­bundenen Gürtelgarnituren. Hier verlegte sich die frühere Übereinstimmung der rosettenverzierten Kö­chergürtel mehr auf die Verzierungen der Köcher. Was den Köchergürtel des Kunbábonyer Fundes an­geht, so kennen wir dessen Beschläge nicht. Wir nehmen lediglich an, daß dieser nicht am fürstlichen Pseudoschnallen-Gürtel, sondern an einem geson­dert abschnallbaren Gürtel getragen wurde. Der gra­nuliert Verzierte kann es nicht gewesen sein, und in diesem Fall kommt nur die mit dem zweiten Gürtel von Bocsa fast identische, durch mehrere Riemen­zungen bezeichnte Garnitur in Frage. Ob es analog zu den Scheibenbeschlägen mit Steineinlagen des zweiten Gürtels von Bocsa - die als Vorläufer unserer mende Ohrgehänge mit Perlanhänger kann wohl kaum in die Frühawarenzeit datiert werden (KOVRIG-KOREK: 1960, 261-163, Taf. XCV. 1-2.; PÁSZTOR: 1986.) und u.E. steht einer Datierung der 7 und 9. Gräber des Gräberfeldes II von Szebény in die Mitte des 7. |h. nichts entgegen (CARAM: 1975, 108, Abb. 24). Im Zusammenhang mit den Gräbern von Kölked können wir uns keine Meinung bilden, da ihre Begleitfunde nicht bekannt sind. Bezüglich der Köcher aus Szebény und Csóka merkt Madaras an, daß diese mit einer halbpalmetten­artigen Verzierung bereits Parallelen zu den Köchern des Kreises Tótipuszta-lgar zeigen (MADARAS: 1990, 176-178). 537. Laut einer freundlichen mündlichen Mitteilung von László Madaras, für die ich ihm auch auf diesem Wege danken möchte. 538. KOVRIG: 1946-1948, 344. 539. BÓNA: 1971 a, 309. CARAM: 1976, 134. 159

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