H. Tóth Elvira - Horváth Attila: Kunbábony (Kecskemét, 1992)
IV. Die Insignien der fürstlichen Würde: Das Zubehör des khaganischen Gürtels Kat. 1–18
Ziehungen ihrer zellartigen Musterung zum durchbrochenen Messerheft von Tépe und zu dem gepreßten Beschlag aus dem Grab XLII des Gräberfeldes Kiskörös-Vágóhídi dűlő hat bereits Gyula László hingewiesen, wobei er anmerkte, daß die auf diese Beschläge gepreßten Verzierungen den Musterschatz der gefächerten Scheiben nachahmen.326 Hier reicht es nicht aus, lediglich auf die mit Kreisbögen geteilten hunnenzeitlichen kreisförmigen Fassungen zu verweisen, die wir im Zuge der Behandlung der Beschläge mit Zellnetz und Glaseinlagen schon erwähnt haben. Ein Zeichen für die Lebensdauer des Motivs ist, daß wir es im Grab 36 des Gräberfeldes von Abony an mittelawarenzeitlichen Gürtelgarnituren als durchbrochene Blechbeschläge antreffen.327 Nur an einem einzigen Punkt würden wir die Rekonstruktion der Messer von Cibakháza modifizieren, und zwar aufgrund der perlenbesetzten, in einer Fassung endenden Bandverzierung, die auf der Schwertscheide von Maloje-Perescepino entlangläuft, bzw. der ähnlich angeordneten Kugelreihenverzierung des Fundes von Glodosy: anstatt am Messerheft würden wir dieses perlenbesetzte Band eher zwischen den Abschlußring der Dolchscheide und dem Ortbandbeschlag unterbringen. Außer auf den Messern des Grabes von Cibakháza sind uns ausschließlich silberne Ortbänder bekannt, wie z. B. aus dem Grab 29 einer Frau des awarischen Gräberfeldes Kunpeszér.328 In diesem Fall handelt es sich nicht um einen gewöhnlichen Messertyp; sein breiteres, flaches und ungewohnt langes Heft bedek- ken Elfenbeinplatten, die von einem aus geripptem Goldband gefertigten Ringband umgeben sind. Analoge Bänder umrahmen den nach Art einer kleinen Riemenzunge ausgebildeten Silberbesatz am Ende des Messerhefts sowie das an der Spitze der unpro- portionell kurzen Messerklinge erhalten gebliebene silberne Ortband. Das Interessante an diesem Fundkomplex ist, daß wir neben dem Messer — mit dem Fundmaterial, das sich nach der hergebrachten Datierung in das erste oder mittlere Drittel des 7. Jh. stellen läßt - auch einen silbernen Obolus fanden, ähnlich der auch als Obolus zu betrachtenden, mit Kreisverzierungen bedeckten Goldscheibe aus dem Grab der Vornehmen von Cibakháza.329 Ortband und Heftbeschläge aus Kunpeszér sind im übrigen unverziert. Auch weitere, für den Vergleich geeignete Beschläge, ja sogar sonstige, ähnlich angeordnete Gürtelverzierungen sind uns nicht bekannt, 326. MAROSI—FETTICH: 1936, Taf. VI. 38-40. LÁSZLÓ: 1955, 241-242, Abb. 68, 6-7. 327. ÉBER: 1901, 247, Abb. 2-3. 328. H. TÓTH:; 1987. (Manuskript) 329. LÁSZLÓ: 1955, Taf. LIV. 6, s. Kapitel III. weshalb wir lediglich nach den Parallelen für die einzelnen Zierelemente suchen können. Die technische Lösung der runden Fassungen auf den Vogelköpfen steht innerhalb unseres Fundes am ehesten der Nietfassung des Halterungsbeschlages am Ringknaufschwert nahe. Da allerdings die Form des Ortbandes geringfügig an die Riemenzungen erinnert, haben wir sie auch mit diesen verglichen. Am nächsten stehen unserem Ortband vielleicht die in Gesellschaft der hunnenzeitlichen Funde von Saharna- Golowka (Cherson) bewahrten beiden Riemenzungen, auf denen Einfassungen mit grünen Glaseinlagen im Dreieck angeordnet sind.330 Ambros der sich mit diesen Funden befaßt hat, verweist auf deren bestehende Verwandtschaft zum Fundkomplex von Kislo- wodsk und indirekt zum Fund von Maloje Perescepi- no.331 Die Nachahmung der vogelköpfigen Zellen aber erkennt man auf dem mit Gold gepreßten, doppelt schildförmigen Beschlag aus dem Grab 11/10. des Gräberfeldes von Dunapentele (Abb. 58.5.) wieder,332 auf dem am unteren, kleineren Beschlagteil die zwei Vogelköpfe in auseinanderstrebender Anordnung sichtbar sind. Anstelle der unteren Zelle unseres Beschlags ist dazwischen eine geglättete, schnabelartig zugespitze Verzierung eingekeilt; aus letzterem Grab kam auch ein Totenobolus zum Vorschein. DOPPELT VOGELKÖPFICER AUFHÄNGER (Kat. 17.) Hinsichtlich des Aufhängerbeschlags des Messers können wir uns auf eingefahrenen Pfaden bewegen. Das aus Silber gegossene unverzierte Exemplar des Fundes von Bocsa (Abb. 58.3.) bringt Gyula László als Beschlag zum Einhängen des Silberhakens am anderen Blechriemenzungen—Gürtel unter. Infolge der Identität in der Ausführung des Aufhängers und Ortbandes von Kunbábony und somit deren auf der Hand liegenden Zusammengehörigkeit, halten wir es nicht für undenkbar, daß der Beschlag vielleicht auch am Gürtel von Bocsa zur Anhängung des Messers gedient haben könnte. Bei der Analyse des Inhalts der Darstellung verweist er auf die doppelt vogelköpfigen Beschläge der Skythenzeit und die hunnenzeitlichen Diademe. Ferner betont er den Tamga-Charakter der Darstellung und bringt diese mit dem in den Steppen330. AJBANIN: 1982, 195-196. 331. AMBROS: 1971, 116-118. 332. MAROSI-FETTICH: 1936, Taf. IV. 5. CARAM: 1976, 139, Abb. 5, 136. BÓNA: 1982-1983, 163, Abb. 16, 5. 129