H. Tóth Elvira - Horváth Attila: Kunbábony (Kecskemét, 1992)

IV. Die Insignien der fürstlichen Würde: Das Zubehör des khaganischen Gürtels Kat. 1–18

bringung der Beschläge.219 Wie es scheint, müssen wir in ihnen die Vorläufer unserer „Lochschützerbe­schläge" sehen. Andererseits wiederum stießen wir beim Grabfund in der Kecskeméter Sallai utca (Abb. 51. 5.), der ungestört war, im Zuge der Erschließung unterhalb der Taillenregion unter den doppelt-schild­förmigen Beschlägen auf die senkrecht stehenden Lochschützerbeschläge.220 In dieser Körperregion könnten sie vielleicht auch am Gürtel von Kunbä- bony verwendet worden sein. Sollten diese Beschläge ursprünglich tatsächlich den Charakter einer „Maske" gehabt haben, ist es möglich, daß die Kenntnis davon mit der Zeit in Vergessenheit geriet. Dem widerspricht aber, daß im Frauengrab 89 von Kecel auf die aus unterschiedlichen, darunter auch Melonenkernper­len bestehende Kette, die am Hals getragen wurde, ein gepreßter goldener Beschlag (Abb. 51. 9.) aufgefä­delt war.221 Das wirft gleichzeitig Licht auf die sekun­däre Verwendung solchen „altmodischen" Gürtel­schmucks des Typs aus Kunágota (Abb. 51. 11.) oder noch eher des Typs aus Kecskemét-Sallai utca. Auf diese Frage werden wir bei Behandlung der granuliert verzierten Beschläge noch eingehen. Die am Gürtel von Bocsa befindlichen Exemplare der „Lochschützerbeschläge" (Abb. 51. 2.) sind abge­sehen von den zentralen kreisförmigen Fassungen in allem mit unserem Fund identisch. Ebenso gibt es im Fund von Maloje Perescepino einen mit Kugelreihe gesäumten Lochschützerbeschlag (Abb. 51. 3.), und dieser ist, soweit wir es beurteilen können, mit dem 219. SALAMONI-ERDÉLYI: 1971, 29;Taf. 26, 21, Tat. VI. 24-25. Eine gesonderte Studie verdienten die Pseudoschnallen dieses Grabes sowie des Gräberfeldes Környe, ferner die mit diesen verwandten gegossenen und gepreßten Pseudoschnallen­Gürtel von Keszthely-Fenékpuszta, Kiskunhalas, Csataszög- Tópart usw. zur Untersuchung ihres Kreises, Alters und ihrer östliche Parallelen. Einerseits wurden diese Beziehun­gen von der Fosrchung bereits erwähnt und andererseits weist die Fundgruppe zu unseren Fürstenfunden mit Gold­pseudoschnallen nur in sehr übertragenem Sinne Zusammen­hänge auf, so daß wir von ihrer Behandlung in diesem Fall absehen müssen, vgl. GARAM: 1990, 258. Der Autor ordnete auch diesen Fundtypus in dem Kreis unserer frühesten awari- schen Funde zu. Im Zusammenhang mit dieser Altersbe­stimmung gemahnt ein massiver Pseudoschnallenanhänger zur Vorsicht, der aus Grab 382 des Gräberfeldes Birschk im Südural zum Vorschein kam, und zwar zusammen mit einer in der 50-60er Jahren des 8. Jh. geprägten, durchbohrten Choresmer-Münze. Daß das Vorkommen der Pseudoschnalle kein Zufall ist, wird von den zusammen mit Menschen- und Pferdegebeinen gefundenen Medaillon mit Granulationsrah­men, dem langösigen Steigbügel, dem Ohrgehänge, den Bern­stein- und Glasperlen bekräftigt, die auf eine ordentliche nomadische Reiterbestattung und also auf das lange Weiter­leben des Fundmaterials des 7. Jh. hindeuten. Gleichzeitig stellen sie die zu frühe Datierung des behandelten Typus' in Frage. S. MASCHITOW: 1990, 261-265, Abb. 2.1, 1-16, 3.1. Fund von Bocsa verwandt.222 Wie auch die Grabfun­de von Kecskemét-Sallai utca und Dunapentele zei­gen (Abb. 51. 7.),223 ist der „Lochschützerbeschlag" ein typisches Zubehör der gepreßten Gürtel mit vielen Riemenzungen und Doppelschildbeschlägen. Im Zu­sammenhang mit deren Benennung im byzantini­schen Stil macht J. Werner darauf aufmerksam, daß gerade die halbmondförmigen Lochschützerbeschlä­ge an original byzantinischen Gürtelgarnituren bisher nicht bekannt sind.224 Bevor wir zur Zusammenfassung der Beziehungen unserer GÜRTEL mit PSEUDOSCHNALLEN kommen, müssen wir auch deren gepreßte Nachahmungen Kurz behänden. Auf dem von einem unbekannten ungarischen Fundort stammenden Preßmuster eines ovalen Beschlags taucht der Wolfszahnrahmen aus Keilschnitten auf, der die Pseudoschnallen von Tépe und Maloje-Prescepino kennzeichnet. Einen solchen gepreßten Beschlag kennen wir sonst nicht.225 Es ist auch nicht denkbar, daß man nach dem Preßmuster des Grabes 11 von Gátér einen ähnlichen ovalen Beschlag wie der des Pseudoschnallen-Gürtels von Bocsa gefertigt haben könnte.226 Diese mit Kugelreihe gerahmten runden Silberrosetten227 sind typische Be­gleiter der frühawarenzeitlichen hochrangigen Waf­fengräber. In der Regel trug man daran den Köcher, und obwohl der Kugelreihenrahmen den Typus mit dem Fundkreis der goldenen Pseudoschnallen ver­wandt erscheinen läßt, kam er bisher in unseren Fürstenfunden noch nicht vor - höchstens im Kreise der gepreßten Imitationen. Bekannt ist uns aber ein gepreßter ovaler Beschlag, der eine gekerbt gerahmte Fassung nachahmt, aus dem Grab 18 des Gräberfel­des Deszk H.228 In diesem Grab lag auch ein die mit Kugelreihe gerahmte Zelle nachahmender, gepreßter Beschlag, das übrige Zubehör der Pseudoschnallen- Gürtel allerdings kam nicht zum Vorschein. Im ge­störten Grab 1 des Gräberfeldes Bägyog-Gyürhegy - das nach den Funden zu urteilen sowohl Gräber der frühen als auch der mittleren und späten awaren­zeitlichen Epoche erbrachte - fand man die mit dün­220. H: TÓTH: 1980, 147, 149. 221. CS. SÓS: 1958, 13, Abb. 3.16. 222. LÁSZLÓ: 1955, Taf. XXXV-XXXVI. 7-8; XLIII. 6. PLETNEWA: 1981, 110, Abb. 6.44. 223. MAROSI-FETTICH: 1936, Taf. 4. 1-2. H. TÓTH: 1980, 147, 149. 224. WERNER: 1986, 29. Weiters stellt er fest, daß die „austausch­baren" Lochschützer der Funde von Kunágota und Ozora-Tó- tipuszta aufgrund der Münzdatierungen mehr als einhundert Jahre (545/565, 668/677) voneinander trennen. 225. FETTICH: 1926/b, Taf. VII. 1. 226. GARAM: 1976, 136. 227. KADA: 1905, 368, 369, Abb. a/5. FETTICH: 1926, b, Taf. VI. 19. 228. CSALLÁNY: 1939, 122, 132. 113

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