H. Tóth Elvira - Horváth Attila: Kunbábony (Kecskemét, 1992)

III. Die Requisiten und Rekonstruktion der Bestattung

liehen Gräberfeldern anzutreffen. Unter ihnen finden wir die verschiedensten Formen der Holzsärge oder gezimmerten Kisten, die Auspolsterung der Grabgru­ben bzw. Errichtung gezimmerter Grabkammern, die Totenbahren oder Totenbetten im Grab und den Bau von Schutzdächern über den Bestattungen. Von unseren awarischen Fürstengräbern wissen wir, daß in einem Teil von ihnen in gezimmerten bzw. mit Eisenklammern gefertigten Särgen bestattet wur­de, eventuell auf tragbar gemachter Liege (Kunbäbo- ny, Vörösmart); in einer Sargkiste oder vielleicht mit einem Schutzdach bedeckt. Aus den Gräbern der höchsten Würdenträger kamen die vergoldeten bzw. Goldblechbesätze dieser Konstruktionen zum Vor­schein (Kunbäbony, Maloje-Perescepino). Zur Frage, ob die Fürsten des Ostens auf Goldbetten zu Grabe gelegt wurden, verfügen wir lediglich über eine dem awarischen Khagan von Kunbäbony zeitlich und räumlich sehr weit entfernte Angabe. Der Eroberer Persiens, Alexander der Große, stattete nämlich dem Grab des Kyros einen Besuch ab, und dort konnte er den auf einer goldenen Liegestatt ruhenden einbalsa­mierten Körper des großen Herrschers noch sehen. Der Text des Arrianos beschreibt die Ausstattung der Grabkammer deutlich:„Darinnen aber stehe ein gol­dener Sarg in dem der Leichnam des Kyros beigesetzt war, und eine Bahre unter dem Sarge. Diese habe goldene Füsse von getriebener Arbeit, zum Überwurf dienen babylonische Decken und zur Unterlage pur­purfarbiges Pelzwerk. Auch befinden sich darauf Kaf­tanen und andere Gewänder von babylonischer Ar­beit. Desgleichen lagen ... medische Beinkleider und hyazintfarbige Mäntel da, zum Teil purpurn, zum Teil von anderer und wieder anderer Farbe, ferner Hals­ketten, Säbel und Ohrgehänge, mit Gold und Edel­steinen ausgelegt; auch stand ein Tisch da."98 * Neben zahlreichen sonstigen, auf eine ähnliche Bestattung hindeutende Anzeichen zweifeln wir in Kenntnis der letzteren Angabe nicht daran, daß man den awari­schen Khagan von Kunbäbony gleichfalls auf einer tragbaren, vergoldeten Liege zu Grabe gelegt hat. SILBERBLECHE ALS MÜNZERSATZ (Kat. 72., 74.) Aus dem gesiebten Erdreich des 1. Grabes kamen auch zwei aus dünnem Silberblech gefertigte Schei­ben unterschiedlicher Abmessung zum Vorschein. 98. GHIRSHMAN: 1976. GHIRSHMAN: 1985, 137. Arrians Anabasis. Leipzig 1861, 447. Für die Überprüfung der Quelle dieser Angabe (Alexanders Feldzüge VI. 29) möchte ich auf diesem Wege Herrn Professor S. Szádeczky-Kardoss Dank sagen. Die im Katalog unter der Nr. 72 geführte ist brüchig, rissig, (Durchm.: 2,4 cm) nahe ihres Randes befindet sich ein gebohrtes Loch.Keinem der aus dem Grab zutage gekommenen Funde kann sie als Zubehör zugeordnet werden, so daß sich ihre ursprüngliche Rolle, ihre Bestimmung nur aufgrund eventueller Pa­rallelen feststellen läßt. Kreisförmige Bleche ähnlicher Abmessungen mit zwei sich gegenüberstehenden Löchern in der Nähe des Randes finden wir im Grab 31 des Gräberfeldes Deszk G." Die Funde des Grabes sind ovale Medail­lons mit Steineinlagen verschiedener Größe und blattförmig gepreßtem Anhängerschmuck, ferner ein tubenartiger zylindrischer Metallgegenstand, eine Perlenkette und ein Spinnwirtel in doppelter Kegel­form. Die 6 St. mehr oder weniger unversehrten bzw. mehrere fragmentarische kreisförmige Bleche könn­ten als Kleiderschmuck bzw. aufgefädelt als Halskette gedient haben. Sowohl die Abmessung der Scheiben, als auch die Anordnung der Löcher erinnern an die an den Rändern durchbohrten Gold-Solidi des Fun­des von Maloje-Perescepino, die J. Werner nach dem Muster der byzantinischen Halskette des Schatzfun­des von Maloje Perescepino, die J. Werner nach dem schmeide rekonstruiert.100. Ähnliche Münzen mit zwei Lochbohrungen finden wir im Fund von Kelege- ja, die ebenfalls als Halskette benutzt worden sein müssen.101 Auf einen Teil der Kaiserporträts des Fun­des von Perescepino hatte man kreisfömige Fassun­gen grob aufgelötet, die Münzen dienten also nur als Rohmaterial, die Münzbilder hetten keine verzierende Rolle. So ist es verständlich, daß wir auf den kreisför­migen Blechen im Falle von Kunbäbony und Deszk, die auch stellvertretend für Münzgeld gefertigt wor­den sein könnten, keine Verzierung finden. Das zweite Silberblech des Fundes (Kat. 74.) ist vollständig heil, kleinerer Abmessung (Durchm.: 1,7 cm), die nähere Bestimmung seiner Funktion verdan­ken wir erst einem in jüngster Vergangenheit zum Vorschein gekommenen Grabfund. Im Grab 29 des Gräberfeldes Kunpeszér-Felsőpeszéri út erschlossen wir die Bestattung einer Frau höheren Ranges.102 Un­ter den Funden des Grabes müssen als bedeutendere das goldene Bommelohrgehänge, die Perlenkette, der Bronzespiegel, die Silberpinzette, der langstielige Dolch und die Silbertube erwähnt werden. Auf dem Zungenknochen der Verstorbenen fanden wir ein winziges, aus dünnem Silber gefertigtes, kreisförmiges unversehrtes Blechstück. Im Hinblich auf die Lage des 99. Nicht publizierte Funde im Móra Ferenc 'Museum zu Szeged. 100. WERNER: 1984, 17-18. 101. FETTICH: 1937, Taf. CXXIX. 8-14. KROPOTKIN: 1962, 36, Abb. 15-16. ERDÉLYI: 1982, 41—42. 102. H. TÓTH: 1987, (Manuskript) 85

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