Bárth János (szerk.): Tükörképek a Sugovicán - A kecskeméti Katona József Múzeum Közleményei 8. (Kecskemét, 1997)

Schellack, Fritz: Hajós – Ein ungarndeutsches Dorf im Umbruch. Zum Alltagsleben nach der politischen Wende von 1989

Einzelaspekte unserer Erhebungen. So wurde beispielsweise deutlich, daß das seit Beginn der neunziger Jahre neu aufkeimende Vereinswesen im Ort stark unter der Rezession zu leiden hat. Freizeitaktivtäten kosten Geld, das nicht übrig ist und binden Energien, die zur Zeit im Bereich der Selbstversorgung notweniger eingesetzt werden müssen. Das Singen traditioneller Lieder, das Tanzen in den Volkstanzgruppen dient nicht mehr in erster Linie dem eigenen Vergnügen, sondern auch als Dienstleistung im touristischen Angebot. Es muß an dieser Stelle bei Andeutungen bleiben, die explizit in den einzelnen Beiträgen unserer Publikation ausgeführt werden. Der Versuch, das Alltagsleben nach der politischen Wende von 1989 zu beschreiben hat eine Vielzahl neuer Fragen aufgeworden und schließlich auch dazu geführt, daß z.B. die Probleme der Landwirtschaft im Rahmen eines Dissertationsvorhabens intensiv untersucht werden. Es hat sich gezeigt, daß mit der Jahreszahl 1989 nur eine Station in einer Reihe von Umbrüchen oder Veränderungen genannt ist. Für viele ältere Hajóser ist es ein großes Bedürfnis, von den schmerzlichen Erfahrungen ihrer Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg zu berichten, von Verschleppung und Zwangsarbeit. Mit Stolz berichten sie von ihrer Wiederaufbauleistung und von ihrem Fleiß. Ein weiterer Schnittpunkt für Hajós war der Anfang der siebziger Jahre, als eine Volkstanzgruppe aus Hirrlingen während des Folklorefestivals der Donauländer in Kalo­csa und Baja Quartier im Ort nahm. Von diesem Zeitpunkt an entstanden unter oftmals schwierigen Rahmenbedinungen freundschaftliche Beziehungen zu einer deutschen Partnergemeinde, deren 25 jähriges Bestehen in dieser Woche in Hajós begangen wird.24 Gerade diese Beziehungen zu Hirrlingen haben einen nicht unerheblichen Einfluß auf kulturelle Entwicklungen in Hajós genommen - ein Beispiel ist das Vereinsleben25 oder das seit 1982 gefeierte Urbansfest, dessen Vorbilder in einem rheinischen Weinfest zu suchen sind. Die Jahreszahl 1989, die wir als Ansatzpunkt für unsere Forschungen angenommen haben, kann lediglich als Richtwert für Veränderunsgprozesse und gesellschaftliche Transformationen dienen, als Schnittpunkt für Entwicklungen, die in Ungarn schon in den achtziger Jahren begonnen haben und derzeit noch nicht abgeschlossen erscheinen. Für uns Außenstehende war es im Sommer 1995 eine mehr als interessante Aufgabe, den Alltag in Hajós zu untersuchen und zu erleben. Wir haben versucht, eine kleine Bilanz zu ziehen, und leider konnte ich Ihnen heute nur skizzenhaft einige Aspekte aus unserer Arbeit referieren. Dabei möchte ich der Hoffnung Ausdruck verleihen, daß der in Hajós und in ganz Ungarn im Gang befindliche Umbruch in einigen Jahren als Zeit des Aufbruchs in eine neue Lebensqualität interpretiert werden kann. ANMERKUNGEN 1 1 Vgl. Herbert Schwedt. Hajós- eine Skizze. In: Zeitschrift für Volkskunde in Rheinland-Pfalz 10, 1/1995, S.2 - 7 : Thomas Schneider, Beobachtungen in Hajós - Medienimport, Kommunikation. Sprache: In: Zeitschrift für Volkskunde in Rheinland-Pfalz 10, 1/1995, S 8-15; Fritz Schellack: Hajós-Pincefalu. Traditionen und Wandel im Hajóser Kellerdorf. In: Zeitschrift für Volkskunde in Rheinland-Pfalz 10, 1/1995, S 16 - 24 1 Vgl. Herbert Schwedt (Hrsg ): Nemesnádudwar - Nadwar Leben und Zusammenleben in einer ungarn­deutschen Gemeinde. Marburg 1990 (Schriftenreihe der Kommission für ostdeutsche Volkskunde, 50). 13

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