Schematismus der K. K. Landwehr und der K. K. Gendarmerie 1914 (Wien, 1914)
Anhang
490 Orden, Ehren- und Erinnerungszeichen Orden vom Goldenen Vliese Gestiftet am 10. Jänner 1429 vom Herzog Philipp dem Guten von Burgund, mit der Bestimmung, daß nach dem Aussterben seines Geschlechtes in männlicher Linie der Gemahl der Tochter und Erbin des letzten Souveräns Oberhaupt des Ordens sein solle. Dieser Verfügung entsprechend, gelangte Kaiser Maximilian I. durch seine am 19. August 1477 eingegangene Vermählung mit Maria, Erbtochter des letzten Herzogs von Burgund, Carls des Kühnen, zu dieser Würde. Nach seines Enkels, Carl V., Thronentsagung blieb die österreichisch-spanische Linie im Besitze des Ordens. Als diese Linie mit Carl II. 1700 ausstarb, fiel die Sukzession auf den spanischen Thron, nebst der Souveränschaft des Ordens an Carl III., den nachmaligen Kaiser Carl VI. *) Der jeweilige Kaiser von Österreich, als Souverän des Ordens, ernennt die Ritter, welche namhafte und tadellose Edelleute von altem Adel und katholischen Glaubens sein müssen. Der Kronprinz von Österreich wird nach seiner Geburt, die übrigen Erzherzoge werden bei erreichter Großjährigkeit zum Ritter dieses Ordens ernannt. Das Ordenszeichen besteht aus einem goldenen Widderfelle (Vlies), das in der Mitte von einem goldenen Ringe umfaßt, entweder an einer um den Hals und Uber beide Schultern hängenden goldenen Kette (Kollane) auf der Brust oder an einem Feuersteine, mit beiderseits hervorschlagenden, rot geschmelzten Feuerflammen, befestigt wird. Der Feuerstein ist an einer, einem Feuerstahle ähnlichen goldenen Agraffe angebracht, deren unterer Teil auf goldenem Grunde den Kampf Jasons mit dem Drachen darstellt, während in beiden aufwärts gekehrten und dunkelblau geschmelzten Handhaben in goldener Schrift der alte Wahlspruch des Hauses Burgund: „Pretium laborum non vile“ (Kein geringer Preis der Arbeit) erscheint. Das Ganze hängt an einem feuerroten, durch einen blau geschmelzten goldenen Schieber gezogenen Bande und wird um den Hals, auf die Brust herabhängend, getragen. Milit’ár-Maria Theresien-Orden Gestiftet von der Kaiserin-Königin Maria Theresia. Nach dem ruhmvollen Siege des Feldmarschalls Leopold Grafen Daun hei. Kolin wurde der 18. Juni 1757 als Stiftungstag festgesetzt. Die von Seiner Majestätdem Kaiser Franzi, am 12. Dezember 1758 erlassenen Ordensstatuten und die kaiserl. Verordnungen vom 21. Oktober 1878 und 8. März 1895 mit Erläuterungen und Ergänzungen der Statuten sind im „Anhang zum Dienstreglement für das k. u. k. Heer“ enthalten. Der jeweilige Regierer des Erzhauses Österreich ist Chef, Oberhaupt und Großmeister dieses Ordens. In diesen können alle Offiziere, ohne Rücksicht auf Rang, Religion und andere Umstände, für militärische Verdienste aufgenommen werden. Der Orden soll aus so vielen Großkreuzen und Rittern — seit 1765 auch Kommandeuren — bestehen, als sich für diese Klassen würdig machten. Anspruch auf den Orden begründen nur jene herzhaften Taten vor dem Feinde, die jeder Offizier von Ehre, ohne den geringsten Vorwurf, hätte unterlassen können, die aber dennoch mit ausgezeichneter Klugheit, Tapferkeit und aus freiwilligem Antriebe unternommen wurden. Gleichen Anspruch begründen kluge, für den Kriegsdienst ersprießliche Ratschläge, welche Offiziere nicht nur gegeben, sondern auch mit vorzüglicher Tapferkeit ausführen geholfen haben. Die selbst geschilderte Tat muß von Augenzeugen bestätigt werden. Die Aufnahme in den Orden erfolgt in der Regel über Antrag des Ordenskapitels oder durch den Großmeister. Die Aufnahme in den Orden verleiht, wenn der Betreffende nicht adelig ist, den österreichischen oder ungarischen Adel; über Einschreiten erhält der Ordensritter den erblichen Freiherrenstand. Die Dekoration besteht aus einem goldenen, weiß geschmelzten Kreuze. Seine Vorderseite deckt ein kreisrunder roter Mittelschild, den ein weißer Querbalken durchzieht (das alte österreichische Wappen darstellend). Diesen Mittelschild umgibt ein weiß geschmelzter Reif mit dem Ördenswahlspruche in Gold: „FORTITUDINI“ (Der Tapferkeit). Die Rückseite des Mittelschildes zeigt die verschlungenen Buchstaben M T und Fl (Maria Teresia, Franz). Das Ordensband ist rotweißrot. Die Ritter tragen den Orden auf der linken Brustseite, die Kommandeure um den Hals, die Großkreuze an einem 10 cm breiten Bande von der rechten Schulter an der linken Hüfte; zu letzterer Dekoration gehört auch noch der „Stern“, welcher ohne Band auf der linken Brustseite getragen wird. Derselbe hat die größer gehaltene Form des Ordenskreuzes, statt des weißen Emails Brillantierung und hinter den Kreuzesarmen zeigt sich ein goldener, grün geschmelzter Lorbeerkranz. Die Ordensritter und deren Witwen erhalten Ordenspensionen. Königlich ungarischer St. Stephan-Orden Gestiftet von der Kaiserin-Königin Maria Theresia aus Verehrung für den heilig gesprochenen Gründer des Königreiches Ungarn, König Stephan, am Tage der Krönung ihres Sohnes Erzherzogs Joseph zum römischen König, 5. Mai 1764. Großmeister des Ordens ist Seine Majestät als König von Ungarn. Der Orden besteht aus Großkreuzen, Kommandeuren und Kleinkreuzen. Die Dekoration besteht aus einem beiderseits grün geschmelzten goldenen Kreuze, dessen Vorderteil in der Mitte ein runder, rot geschmelzter Schild deckt, in dem sich ein goldgekrönter grüner Dreiberg erhebt, auf dem ein weißes Doppelkreuz steht (hindeutend auf den von der Stifterin erneuerten „Apostolischen“ Titel); beiderseits des Kreuzes stehen die Gold- buchstaben M, bezw. T. Um den Mittelschild *) Carl konnte sich zwar nicht im Besitze der spanischen Monarchie behaupten, blieb aber Oberhaupt des Ordens. König Philipp V. von Spanien bestritt dieses Vorrecht und erklärte sich ebenfalls zum Oberhaupt dos Ordens. Seit jener Zeit wird der Orden daher auch von Seite Spaniens aufrecht erhalten.