Linzbauer, Franciscus Xav.: Codex Sanitario-Medicinalis Hungariae 1 (Budae, 1852-1856)

Regimen Caroli VI. imp. et regis

437 ben Letten falleil, und wird klar, da er zuvor alles durch schnellen Lauf mitrisse, und sich nicht läutern kunte. Also das menschliche Geblüt, wann es durch allzuhitzige und gewaltsame Mittel zu viel, unter den schädlichen Vor­wand des Austreibens, angetrieben wird, kan sirh des Gifts nicht losma­chen, und dasselbe in die Beule und Brand-Blasen heilsam versammlen\ sondern reisset dasselbe stäts mit sich herum, welches dann, an statt in Beu­le und Brand-Blasen zusammen zu fHessen, sich bald in denen Magen-Häu- teln, bald im Gedärm, bald im Haupt, verfanget. Oder es zertrennet das Geblüt solchergestalten, dass es nicht mehr in sich halten kann, sondern flies- set entweders mit ungestümmen Blutstürtzungen heraus, oder wird aller Le­bens-Geister beraubet, und verfallet in einem brändigen Letten. Dieser, da er dort und da stecken bleibet, in der äusserlichen Haut die obbemeldte so ge­fährliche Brandmale und Striemen zeiget; innerlich aber im Magen, Gedärm, oder Haupt, andere schon zu Genügen erzählte , meistens, tödtliche Neben- Zustände verursachet. Ihr seyd in dieser Kranckheit gleichsam wie auf einer Waagschale, zwi­schen der Ligenmacht der Natur, und ordentlich oder unordentlichen Lauf der Kranckheit. Nehmet also wohl in Acht, dass nicht das Zingl ein auf die gefähr­lichere Seite, aus euerem eigenen , oder deren, die euch zu helfen vermeinen, unbesonnenen Fehlern , schlage. Dahero nicht so leicht etwas, von unbekann­ten gewaltsamen Mitteln anzuwenden, als welche gar leicht alles in Unordnung bringen, und euch gäntzlich in Todt stürtzen können; so gar dieser wider die Neben-Zustände allhier angeführter Mittel, gebrauchet euch mit solcher Be­scheidenheit , dass ihr ohne erheblicher Noth nicht darzu schreitet. Purgieren, Aderlässen, und dergleichen aussmärglende Mittel, meidet wie die böse Kranck­heit selbst. Sollte aber einem die Kranckheit mit gar vollem Leib und Magen antreffen, so kann gestattet werden, das ein solcher etlich Löffel voll Baumöl mit laulichten Wasser abgegossen nehme, und mit einer in Oel gedunckten Feder ein Brechen erwecke. Muss aber auch dieses zu allen Anfang, oder sonst gar nicht mehr geschehen. Wie denen Beulen abzuwarten. Versammlet sich das Gift einmal in Beule oder Brand-Blasen , so wird es darinnen getödtet, und lasset das übrige Geblüt befreyet, und gesund, ja oftermalen reiner als es zuvor gewesen. Pflegen auch gemeiniglich Personen, die von diesem Uebel genesen , besser äusszusehen , als vor der Krankheit. Also, die Beule belangend, machet darmit nicht zu viel Handtliierens. Viele , ja gar viele, seynd ohne eintzigen auch äusserlichen, oder mit gar ge­ringen Mitteln glücklicher und besser daraus kommen, als andere mit vielen Künstlcreyen. Lieget der Beul noch tief, und brennet schmertzlich, so leget entweders warmen Aschen, oder warmes Brod, oder Sauerteig, welches das beste ist warm auf. Dieser machet die allda stehende Säfl, worein das Gift verseuchet, und sich darinnen getödtet hat, gären, und befördert die Zeitigung. Ist der Schmertzen gar unleidentlich, so leget einen Köchl auf von Sem- mel-Schmollen einer Hand voll, Sauerteig sechs Löffel voll, Eibisch , Käss- Papeln und Camillen, jedes ein Hand voll. Zerhacket und zerknirschet, dün­stet es mit Wasser, und legt es warm mit oftmaligeer Erneuerung über. Oder machet ein Pflaster von gelben Wachs ein halb Pfund, Hirsch­oder Bocks-Inslit, Terpentin, in Abgang dessen Pech oder schwarze Wagen- Schmier, jedes ein Viertl Pfund, Seiffen, Silberglett, jedes sechs Loth. Lasset das Wachs und Inslit auf einen Glütl zergehen, und traget nachm a-

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