Linzbauer, Franciscus Xav.: Codex Sanitario-Medicinalis Hungariae 1 (Budae, 1852-1856)

Regimen Caroli VI. imp. et regis

438 len mit stäten Rühren den Terpentin, Pech oder Wagen-Schmier, wie auch zuletzt die Seiffen und Silberglelt hinein. Dieses Pflaster ist sonderbar gut, wann ihr sehet, dass der Beul sich nicht zum Aufbrechen, sondern zur Zer- theilung bequeme. Will man euch das Pflaster Diachylon cum Gummis, oder Simplex auflegen, so lasset es geschehen. Wird zwar auch das Magneticum Arseni- cale weiter keinen Schaden bringen, doch würbet es weder wegen des Mag­nets , noch wegen des Arsenicum , und wäre besser gar nicht zu gebrauchen. Andere zertheilend- oder zeitigende Pflaster könnet ihr ohne Bedencken auch auflegen lassen. Aber kein Zenger-Pflaster gestattet nicht, dass man euch jemalen auf einen Beul auflege. Wann es auch lang hergehet, biss der Beul aufgehe, oder sich zertheile, so traget nur Gedult, und lasset mit euch nicht viel ärtztlen. Lasset euch kei­ne truckene Köpffel auf den Beul setzen. Dann das üusserlichc Anziehen nichts aussgibt noch nutzet, wann der Beul durch innerlichen Antrieb und Wachs­thum sich nicht erhebet. Wann der Beul sich schon hoch erhebet, und keinesweegs mehr ein An­sehen , sich zu zertheilen, sondern aufzubrechen, von sich gibt, leget alsdann ein Hönig-Pflaster, nemlich von Honig, Gerstenen- oder Bockenen Mehl, und einen Ey-Dotter auf. Wäre ein Neben-Geschwulst, blaue Fleck oder Härte darbey, so zerknirschet ein oder zwei gebratene Zwiefel darunter. Es ist selten nöthig, dass der Beul mit der Lanzet eröfnet werde, es seye dann, ihr wollet der Schmertzen ehender erlediget seyn, oder er gienge selbst mehr hinaufwärts als abwärts auf. Also der Materi bessern und abhän­gigen Ausfluss zu machen, kan zugegeben werden, dass eine bequeme Er- ofnung gemachet icerde. Jedoch solle kein Beul eröfnet werden, er seye dann völlig zeitig, und mache selbst ein Aeugel, oder man greiffe die Materi würcklich darinnen. Sonst, da die Beul vor der Zeitigung eröfnet werden, entstehen Fistel, oder Krümmung der Glieder, oder kommet wol gar der Brand, schwar- tze Fleck über den Leib, und der Todt darzu. Wann der Beul nun offen ist, so habt ihr entweders das Hönig-Pflaster, oder eines obangezogener Pflastern fortan, biss zu seiner Heilung, aufzulegen. Es kann zwar die Materi bey jeder Verbindung in etwas ausgedruchet werden, jedoch müsset ihr nicht zu starck trucken, noch dardurch neue Schmertzen und Schwürigkeit verursachen. Ist auch selten nöthig, Weitzel in die Oefnung zu stecken, ausser die Höhle seye innerlich noch gross, die Oefnung klein, und trachte vor völliger Reinigung selbst zuzugehen, ln solchem Fall drähet nicht allzu grossen Weitzel von Fäsern, bestreichet sie mit dem Hönig-Pflaster, und und leget sie ein. Wie denen Kar f un eklen ab z u helfen. Die Karfunckel sollen mit einem Schärl gleich auf gemachet werden, ringsherum bestreichet sie mit der Kamff er-Brandwein zum öftern. Das ist, nur mit Brandwein, darinnen ein Löffel voll Kamff er in einem halben Seitel des Brandweins aufgelöset, oder zerlassen seye. Habt ihr keinen Kamff er beyhan- den, so nehmet nur Brandwein alleinig darzu. Leget auf den Karfunckel ein Köchl von Honig vier Löffel voll, Sauer­teig zwei Löffel voll, Eyerdoter zwey, Seiffen ein Loth.

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