Linzbauer, Franciscus Xav.: Codex Sanitario-Medicinalis Hungariae 3/5 (Budae, 1861)

Regimen imperatoris ac regis Apostolici Ferdinandi I. (V.)

762 durchschnittenen Kartoffel im ersten Stadion der Krankheit zu beobachten Gelegenheit hatte. Es finden sich nämlich hier die gleichen braun gefärbten pelzigen Stellen, von welchen so eben die Rede war, und ein ausgeschnittenes und icohl gereiniges Stück einer in diesem zweiten Stadium der Krankheit be­findlichen Kartoffel kann nicht von einem Stücke einer im ersten Stadium der Krankheit noch verharrenden Kartoffel unterschieden werden, icoraus , ganz abgesehen von allen anderen Beweisen, klar erhellt, dass man es nur mit Ue- bergängen einer und derselben Krankheit zu thun hat, und dass die soge­nannte ,,trockene Fäuleu der „nassen Fäuleli vorangeht. Im ausgebildeten dritten Stadium der Krankheit endlich bekommt man nach dem Durchschneiden der Kartoffel, wobei das Messer während seines Durchgangs durch die erkrankten Partieen einen sehr erheblichen Widerstand findet, eine fast weis se, schimmernde, völlig trockene und geruchlose Masse zu Gesicht, welche sich sehr leicht zu einem höchst feinen Pulver zerreiben lässt; und hat die Krankheit sich weit in die Substanz der Kartoffel hineiner­streckt, so bemerkt man in dieser trockenen weissen Masse ein Menge unregel­mässig gestalteter grösserer und kleinerer Höhlungen, entstanden durch die unregelmässige Zusammenziehung des Ganzen während seiner Austrocknung. Die Grärzen zwischen dieser iceissen Substanz und dem noch vorhandenen Fleische der Kartoffel sind, wenn nicht etwa gerade an diesen Gränzen sich Lostrennungen des festen weissen Körpers von der übrigen Kartoffelmasse gebildet haben sollten (teas bei grosser Verbreitung der Krankheit wenigstens theilwcisc ziemlich häufig vorkommt) , vollkommen scharf, während nach aus­sen diese weisse Masse mit der faltigen, sonst aber normal beschaffenen Ober­haut der Kartoffel gewöhnlich so fest zusammenhängt, dass man diese in kei­ner Weise loszutrennen vermag. Uebrigens machen sich an dem noch vorhandenen Fleische der Kartoffel selbst immer wieder jene braunen Färbungen bemerkbar, welche das erste Stadium der Krankheit bezeichnen , obschon diese braune Färbung hier in diesem Falle nur eine sehr schmale und gewöhnlich überall gleichbreite Zone einnimmt, wodurch wohl ohne Zweifel angedeutet wird, dass die Fortschritte der Krankheit, wenn anders sie jetzt in den scheinbar gesunden Theilen der Kartoffel stattfinden, nur sehr langsam und sehr gleichzeitig bewirkt icerden. Kocht man kranke Kartoffeln, was jedoch wohl nur mit noch im ersten Stadium der Krankheit stehenden geschehen sein dürfte, da es so leicht Nie­mandem einfallen wird, Kartoffeln in zweiten und dritten Stadium der Krank­heit zu kochen, so beobachtet man zunächst, dass sich an den erkrankten missfarbigen Stellen die Schale nicht in derselben Weise in ihrer ganzen Dicke (.sie besteht nämlich aus mehren Lagen) abziehen lässt, als diess an den ge­sunden gebliebenen Stellen der Fall ist. Nur die oberste Lage der Schale, die eigentliche Oberhaut, lässt sich abziehen, obschon dieselbe, ihrer grossen Dünnheit wegen , jeden Augenblick abreisst. Durchschneidet man eine solche Kartoffel, so erblickt man ausser den schon bekannten braunen pelzigen Stellen weiter nichts Ungewöhnliches, als dass es den Anschein hat, als sei der gesunde Theil der Kartoffel nässer, als es sonst der Fall ist. Es ist jener Zustand vorhanden, welchen man mit dem Wort „schliefig „bezeichnet. Versucht man die Kartoffel zu essen^o wird man alsbald durch den eigenthümlichen unangenehmen Geruch, welcWen die kran­ken braunen Partieen besitzen, davon abgehalten , und zwingt man sich den­noch dazu, so findet man den Geschmack höchst fade, beinahe süsslich. Den gleichen faden Geschmack beobachtet man jedoch auch an dem noch scheinbar

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