Linzbauer, Franciscus Xav.: Codex Sanitario-Medicinalis Hungariae 3/5 (Budae, 1861)

Regimen imperatoris ac regis Apostolici Ferdinandi I. (V.)

763 gesunden i sich aber jetzt im gekochten Zustande als schliefig darstellenden Fleische, und es wird kaum Jemanden geben, der nicht sofort behauptete , es fehle einer solchen Kartoffel selbst in ihren noch gesund gebliebenen Theilen aller und jeder Wohlgeschmack. Ehe ich die diesen von den äusseren Erscheinungen der Kartoffelkrankheit handelnden Abschnitt beschliesse, mag es mir noch vergönnt sein , in Kurzem einen Gegenstand zu berühren, welcher zwar nach meinen Untersuchungen mit der Kartoffelkrankheit nicht in der geringsten Verbindung steht, welcher aber gar Vielen von hoher Wichtigkeit geschienen hat, zumal man in ihm von manchen Seiten her sogar die Veranlassung zu der so peinlichen Kartoffel­krankheit sehen zu müssen vermeint. Es betrifft diess das Vorkommen von al­lerlei Pilzen und Insekten auf den kranken Kartoffeln. Schon im ersten Stadium der Kartoffelkrankheit, insbesondere wenn die erkrankten Kartoffeln feucht gehalten werden oder wenn sie in grossen Men­gen auf einander gehäuft liegen, bemerkt man hier und da, namentlich an Stellen, wo die Oberhaut verletzt ist, einen weissen, leicht abivisclibaren Ueberzug, und die mikroskopische Untersuchung dieses Gebildes lehrt, dass es ein Schimmelpilz , dem Genus Fusisporium angehörig, ist. Dieses Fusi- sporium wird , oft an einer und derselben Kartoffel, durch verschiedene Spe­cies vertreten (wie man sich auch durch einen Blick auf die III. Tafel der citirten Schrift von Martius überzeugen kann , wo einige Species dieses Fusisporium abgebildet sindj und hat durchaus keine andere Bedeutung, als dass es anzeigt, dass die Unterlage, worauf es aufgeicaclisen ist, nicht mehr gesund ist. Die Fusisporia, ioie die Schimmelpilze überhaupt, haben das Eigenlfiüm- liche, dass sie sich nur auf faulenden oder sonst wie in chemischer Ver­setzung begriffenen Körpern einfinden , und es kann uns, wenigstens für den in der vorliegenden Abhandlung vorgesteckten Ziveck, völlig gleichgütig sein, ob man die erste Entstehung dieser Pilze sich so denkt, dass sie sich unmit­telbar aus der in Zersetzung begriffenen Substanz erzeugen oder ob man sie aus Pilzsamen (um diesen Ausdruck zu brauchen) entstehen lässt, der zwar vielfach verbreitet, aber nur dort zur Entwickelung gelangt, wo er eine für seine Entwickelung günstige Unterlage, d. h. einen faulenden Körper, be­reits vorfindet. Indem ich es daher den Herrn Botanikern von Fach überlasse, sich auf das Stadium dieser Fusisporia, so wie noch einiger anderen Arten von Pilzen, welche auf den Kartoffeln wahrzunehmen sind, specieller zu werfen , übergehe ich alles weiter auf dieselben Bezügliche mit Stillschweigen und bemerke nur noch , dass ein , hoffentlich einem Jedem schon jetzt einleuchendes Argument, dass nämlich diese Pilze an der Kartoffelkrankheit völlig unschuldig sind, je­denfalls darin besteht, dass man in der grossen Mehrzahl der Fälle diese Pilze an den kranken Kartoffeln nicht findet, was doch nicht der Fall sein dürfte, wenn sie die Veranlassung zur Erkrankung der Kartoffel abzugeben bestimmt wären. Am häufigsten beobachtete ich diese Schimmelpilze in den durch die sogenannte Schorfkrankheit an der Oberfläche der Kartoffeln ent­standenen Vertiefungen, obschon wohl nur aus der einfachen Ursache , weil sie hier die Oberhaut der Kartoffel zerstört und somit einen sehr passenden Boden für ihr Wachsthum bereits fertig vorfanden. Ebenso wie mit diesen Pilzen verhält es sich aber auch mit den man­cherlei Insecten und Insecten-Larven, welche man auf und in den kranken Kartoffeln zu beobachten Gelegenheit hat. Ich selbst habe zwar nur zwei ver-

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