Linzbauer, Franciscus Xav.: Codex Sanitario-Medicinalis Hungariae 3/1 (Budae, 1853)

Regimen Josephi II. imperatoris et regis

461 mit historischer Beschreibung der Art und Gattung, wie auch aller Kennzei­chen dieser schädlichen Früchten und davon torfindigen Quantität mit anher Der Mann, der den unnützen und schädlichen Gebrauch dieses Brods merkte, und seinen hieraus entstehenden Schaden einsah, eilte selbst dem Herrn Ober-Stulil- richter Anton v. Szent-Irányi Nachricht davon zu geben; der, um übleren Folgen vorzubeugen, den ganzen Vorrath confiscirte, und mir eticas Ausreuter die­ses Getreides , ein hievon verfertigtes Mehl und das Brod selbst zur Untersuchung übergab. Ich fand in diesen Getrcid viel Brand, und noch eine grössere Menge der Lulch-Kerner Lolium temulentum. Aber auch das übrige Korn hatte Zeichen, dass es nass eingeführet und ausgetcaschen teure. Das Mehl tear grob und Kleyenvoll , trie überhaupt zu geschehen pflegt, trenn das Korn zu frisch und feucht vermahlet wird. Das Brod aber selbst übertraf am Gewicht alle ihm an äusserlicher Grösse gleichscheinenden Brode fast zwei Pfund; das innere Ansehen tear bleyfärbig und durchaus klebrig. Weilen denn die Erfahrung lehrt, trie mancherley Uebel für die Gesundheit, und das Leben der Menschen aus dem Genuss eines solchen Brods meistens bei de- nenjenigen entspringen, deren meiste Nahrung in Brod besteht, so erfordert cs meine Pflicht Einer löbl. Gespannschaft jene Mittel aus der Arzney- Wissenschaft anzu- zeigen, die zur Verbesserung solches Brods mit guten Erfolg schon sind angewen­det worden, auf dass der Landmann, der allenfalls noch mit solchen schädlichen Getreid versehen ist , einerseits aber sich durch angewandte Mittel, eines minder gefährlichen Genusses seines wenigen Vorraths versichern kann.'': Vor allem ist zu merken , dass bei einem sehr nassen Sommer in vielen Ge­genden das Getraide nicht gehörig trocken eingebracht wird, und ein guter Theil davon auswachset; öfters ist es auch mit Brand, Mutter-Korn, Lulch verunreinigt, wird demnach bei dem Brod, welehes aus nicht reif gewordenen Früchten, oder gar ausgewachsenen und mit Brand befleckten Getraid verfertiget wird, nicht eine grosse Vorsicht an gewendet, so entsteht eine unverdauliche Nahrung daraus, die wegen ihrer Zähigkeit die nachtheiligste Folgen für die Gesundheit haben muss. Aerzte erwähnen Wechselfieber, Wassersüchten, Auszehrungen, Ru h- r e n und dergl. mehr. Ein medizinisches B raun sc hweig-Lüneburgisches S a- n i t ä l s - C O 11 e g i u m hat bei diesem Gegenstand heilsame Ralhschläge ertheilt, die den Gebrauch eines nicht recht trocken gewordenen Getreides betreffen, ich setze sic hier in solcher Kürze und Deutlichkeit nieder, wie es der Begriff des gemeinen Landmannes erfordert. 1 -tens. Soll das Getraid, das mit Mutter-Korn, Lulch und Brand verunreinigt ist, gereuterl werden. 2- lens. Muss der Hauswirlh ein derlei Getraid bevor er es zur Mühle bringen will, in einen Backofen wohl trocknen, denn hiedurch wird schon ein groxser Theil der Schädlichkeit benommen; dies kann ohne Aufwand dazumal geschehen, wenn ein fertiges Brod herausgenommen, und der Backofen noch recht warm ist. Bächen, die in grossen zu dörren haben , können •sich'j der gewöhnlichen Malzdürren be­dienen. 3- tens. Muss ein solches Korn feiner als sonsten zu'geschehen pflegt, gemah­len, und die Kleye durch den Beutel abgesondert werden. A-teus. Muss hauptsächlich eine gute Gährung des Teiges verschaffet werden , als wodurch das Brod nicht nur leicht und nahrhaft wird. Dies zu bewerkstelli­gen , trachte man einen recht scharfen Sauerteig vom besten und trockendsten Korn zu verfertigen, setze eine reichlichere Gabe Salz hinzu , damit der Sauerteig sei­nen wahren und eigenthiimlich scharfen Geruch erhalte. Von solchen Sauerteig muss nicht nur eine grössere Portion, als gebräuchlich dem Teig beigemischt werden, son­dern es wird auch sehr wohl gethan seyn, ein paar Händ voll reine Pottasche, oder in Mangel dessen etwelche Esslöffel Brandwein einzukneten. 5-,lens. Soll beim Aufgehen des Teigs die Wärme verstärkt und alles zusam­men 18 ganze Stunden der Gährung überlassen werden. ß-tens. Sind aus dem Teig kleinere Brode als sonst zu machen.-lens. Muss der Ofen in der ersten Zeit des Backens nicht stark geheizt seyn, damit das Brod nicht zu früh eine feste Rinde bekomme, auch soll es länger, als anderes Brod in Ofen backen. hach Beobachtung dieser Regeln wird aber dennoch das Brod, besonders das t orn ausgewachsenen Roggen immer schwerer, als anderes gutes Brod zu verdauen

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