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Wilhelm Waldeyer: Zur Geschichte des anatomischen Unterrichts in Berlin

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streiten, dass auch, so weit menschliche Leichname zur Verfügung standen, diese benutzt wurden. In ähnlicher Weise dürfen wir annehmen, wird es wohl bei den übrigen alten Kulturvölkern gewesen sein — von den talmudi- schen Aerztcn z. B. wissen wir es — (19), falls nicht direkte im religiösen Kultus wurzelnde Verbote entgegenstanden.

Und so ist es auch — wir brauchen nur das Abendland, in welchem bald die Entwicklung der Wissenschaften der im Morgenlande voraneilt, zu berücksichtigen -— bis zum Entstehen der Universitäten geblieben, die, wie wir wissen, in Italien und Frankreich bis an das zwölfte Jahrhundert zurückreichen. Die erste wirklich in allen Fakultäten mit einem Schlage gegründete Universität Neapel war das Werk des grossen Staufenkaisers Friedrichs II, 1224. Sie erhielt, obwohl schon die berühmte Schule von Salerno ganz in ihrer Nähe bestand, auch eine medizinische Fakultät wurde 1232 nach Salerno verlegt, aber 1248 in Neapel wiederhergestellt. Derselbe Schützer und Förderer der Naturwissenschaften und Medizin empfiehlt das Studium der Anatomie und verordnet auf Antrag des Protomedicus Martianus von Sizilien, dass alle fünf Jahre in Gegenwart der studirenden Aerzte und Chirurgen eine Leiche präparirt werden solle (1238) (20). Man behalf sich bei dem Mangel an Leichen in der Zwischenzeit auch jetzt noch mit der Zergliederung von Tieren; so wird von Salerno erzählt, dass man daselbst vorzugsweise Schweine verwendete, so erklärt es sich denn auch, wie zu den Zergliederungen menschlicher Leichen besonders eingcladen wurde, was sich, wie ich erwähnte, bis um die Mitte des vorigen Jahrhunderts erhalten hat (21).

So ging denn der anatomische Unterricht aus den Händen einzelner Aerzte nach und nach auf die medizinischen Fakultäten über, und auch bei diesen besserten sich erst langsam die Verhältnisse mit dem allmählich ein- tretenden günstigeren Leichenbezuge. Bei der Reform der