Litzmann, C. T. Carl dr.: Das Kindbettfieber in nosologischer, geschichtlicher und therapeutischer Beziehung (Halle, 1844)

Erstes Kapitel: Nosologie des Kindbettfiebers §. 1-10

20 gen, nächstdem in der Milz und den Nieren, häufig· auch in den Muskeln, seltener in tier Leber, im Gehirne und der Pa­rotis, bisweilen im Pancreas, in der Thyreoidea, den Tonsillen und im submucöscn und subserösen Zellg-evvebe. Den Grund für die Entstehung- dieser Abscesse suchen die meisten Autoren dar­in, dass die Eitcrzellcn wegen ihrer Grösse in den Capillargc- fässen stocken und so, ähnlich wie in C r u v c i 1 h i e r ’ s bekannten Versuchen die Quecksilbcrkügclchen, denMittelpunct einer Bluts­gerinnung bilden, die sich später in der angegebenen Weise metamorphosirt. Für diese Annahme spricht der Umstand, dass sie am häufigsten und zahlreichsten in den Lungen beobachtet werden, wenn die Phlebitis im Systeme der Vena cava ih­ren Sitz hatte. Nach Günther sollen sic dann zuerst immer und nur in den Lungen entstehen und, wenn sie später auch in anderen Organen erscheinen, dem Eiter der Lungenabsccsse ihren Ursprung verdanken. Diese Behauptung ist jedoch nicht richtig und es fehlen nicht selten die Abscesse in den Lungen und kommen z. B. in den Muskeln vor, ein Verhältniss, wel­ches auch Cruveilhier bei seinenQuecksilberinjectioncn bis­weilen beobachtete. Die Möglichkeit, dass namentlich klei­nere Eiterzellen in einfacher Reihe das Capillargefässsystem der Lungen passiren und erst in den meist feineren Capillar- gefässen der Muskeln ein Hinderniss finden, lässt sich nicht läugnen. In der Regel wird jedoch die Stockung schon in den Lungen eintreten, und zwar um so leichter, als nach d’Ar cc t’s Beobachtungen die Eiterzellcn sich durch SauerstofTaufnahme vergrössern und eine Neigung, in Häufchen zusammen zu kle­ben, erhalten. Dass aber das mechanische Hinderniss, wel­ches die stockenden Eiterzellen in der Circulation erregen, nicht die einzige Ursache der Blutsgerinnungen ist, beweiset das Vorkommen derselben auch in den grösseren Gefässstäm- men und im Herzen. Sie erscheinen hier als Coagula von verschiedener Grösse und Form, die in Folge einer rcactionä- ren Entzündung stellenweise mit der Gefässwand verklebt sind und ein um so festeres und geschichtetes Gefüge besitzen, je stärker die reactionärc Entzündung und Exsudation war, die sich allmälich in ähnlicher Weise wie die Gerinnungen im Ca- pillargefässsyteme entfärben und vo'fti Centrum aus eiterig oder

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