Litzmann, C. T. Carl dr.: Das Kindbettfieber in nosologischer, geschichtlicher und therapeutischer Beziehung (Halle, 1844)

Erstes Kapitel: Nosologie des Kindbettfiebers §. 1-10

21 jauchig· zerfliessen, oder in eine feinkörnige gruinöse Masse zerfallen. In welcher Weise das Blut durch den Eiter zu ei­ner solchen spontanen Gerinnung bestimmt wird, wissen wir nicht, müssen ihr aber jedenfalls einen nicht unbedeutenden A u- theil an der Bildung der Lobular-Abscesse zuschreiben. Auf den Sitz der secundären Affecte äussert der Genius epidemicus denselben mächtigen Einfluss, den wir bei den primären Entzündungen kennen gelernt haben, und wir linden fast unab­hängig von individuellen Verhältnissen in der einen Epidemie dieses, in der anderen jenes Gewebe oder Organ vorherr­schend ergrilfen. Die Unterscheidung der secundären Exsudate von den primären ist nicht allemal leicht, weil das Specilische der letzteren nicht in die Sinne fällt. Anhaltspuncte für die Dia­gnose geben die Zeit und Art des Eintrittes, der Sitz und zum Theile auch die Beschaffenheit. Je plastischer ein Exsudat ist, um so mehr ist es im Allgemeinen als ein primäres zu betrach­ten. Beide, primäre und seeundäre Exsudate finden sich bis­weilen in demselben Organe neben einander, zeigen aber dann in der Regel einen verschiedenen Character. §· »· Ausser diesen localen Affecten giebt sich die Wir­kung der secundären Blutsentmischung nicht selten auch durch eine mehr oder minder heftige Alteration der Functionen des Nervensytemes zu erkennen. Die Manie, welche bisweilen ohne alle nachweisbare Structurveränderung des Gehirnes im Ver­laufe der Puerperalfieber erscheint, nimmt in den meisten Fällen aus dieser (Quelle ihren Ursprung. §. 10. Das Fieber, als die eigenthümliehe Reaction des Gcsammtnervcnsystemes auf einen Reiz, welcher entweder vom Blute aus, oder von einer peripherischen Nervenparthie aui dasselbe einwirkt, ist in unserer Krankheit zunächst durch die specifische Alteration des Blutes bedingt und geht somit in der Regel den örtlichen Affecten längere oder kürzere Zeit vor­her. Seine Form ist von dem zeitigen Tonus des Nervensy- stemes abhängig. Ist dieser normal oder gar gesteigert, so erscheint es unter der stlienischen, ist er vermindert, unter der - asthenischen Form und zwar so lange die Erregung dabei noch fortdauert, als asthenisch - erethisches, wenn aber auch

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