Litzmann, C. T. Carl dr.: Das Kindbettfieber in nosologischer, geschichtlicher und therapeutischer Beziehung (Halle, 1844)
Siebentes Kapitel. Geschichte des Kindbettfiebers. §. 94-224
218 Svenska Läkare-Sällskapets Handlingar. Elite Bandet. 1827· Ini Auszuge in: Ehrhart, niedicinisch - chirurgische Zeitung 1830. Bd. I. S. 247. §. 175. Zu Anfänge des Jahres 1825 herrschte das Kindbettfieber in Berlin. In der Stadt und der Charite wurden im Januar und April die meisten Fälle beobachtet, in der Gebäranstalt der Universität epidemisirtc es vom Ende Februars bis Mitte Aprils. Es begann hier mit einzelnen gelinden Fällen und nahm im März, wo auch ein vermehrter Zudrang von Schwangeren Statt fand, einen bösartigeren und contagiösen Character an. Die Krankheit verlief nicht selten in 24 bis 36 Stunden tödtlich. Von 11 Erkrankten starben 6. Gänzliche Absperrung der Befallenen und Räucherungen mit salzsauren Dämpfen setzten zuletzt der Epidemie ein Ziel, während die anfängliche Verlegung des Locales nebst den gewöhnlichen Reinigungs - 3IasSregeln sich erfolglos bewies. Die Witterung war im Januar und Februar im Ganzen gelind, windreich und feucht, im März stellte sich trockene Kälte ein und viel Schnee, der April war wieder kühl und feucht. Ca- tarrhalisch- rheumatische Krankheiten kamen am häutigsten vor, mit dem Eintritte der Kälte im März bildete sich der entzündliche Character mehr und mehr aus, Pncumonieen und Plcur'esiceo wurden häufiger und gefährdeten besonders Kinder und Greise. Anomalieen der Wehen und Rheumatismus Uteri wurden zahlreich beobachtet. Die Krankheit befiel die Wöchnerinnen bisweilen schon einige Stunden nach der Geburt, gewöhnlich aber am 2. bis 3. Tage. In der Regel ging ein Anfall von Frost vorher, bei einigen mit Ohnmächten, darauf folgte Hitze, sehr schneller und härtlicher, bei einigen harter und voller, bei anderen gleich anfangs kleiner Puls, der nicht selten 150 Schläge in der Minute machte. Das Gesicht war roth, der Blick starr, die Augen glänzend und injieirt. Die Zunge war meistens trocken und pappig; bei einer Kranken fanden Uebelkéiten und Brechneigung, bei einer anderen erst kurz vor dem Tode ein wässeriges Erbrechen Statt. Fast alle klagten über heftigen Durst und Kopfweh. Der- Leib war aufgetrieben und schmerzhaft, besonders in der Gegend des Nabels und der Ovarien,