Litzmann, C. T. Carl dr.: Das Kindbettfieber in nosologischer, geschichtlicher und therapeutischer Beziehung (Halle, 1844)
Siebentes Kapitel. Geschichte des Kindbettfiebers. §. 94-224
219 «lie Utcringcgcnd war nicht selten ziemlich frei. Viele litten an Schmerzen auf tier Brust, Husten, Beängstigungen und erschwerter Respiration. Die Milchsccretion war nicht immer gestört, meist aber sparsam, oder trat gar nicht ein, oder verschwand bald gänzlich. Die Lochien waren fast bei allen unterdrückt, oder, wenn sie flössen, von sehr stinkendem, faulem Gerüche. Die Genesung erfolgte nach und nach, unter Abnahme des Fiebers und aller Symptome, mit Schwciss und, bei einigen, mit breiigen, flüssigen Stühlen. Bei den meisten aber waren wässerige und schleimige Diarrhoeen mit Entkräftung und Verschlimmerung verbunden, sie gingen gewöhnlich nach erfolgter Exsudation dem Tode voran und wurden zuletzt unwillkührlich. Bei unglücklichem Ausgange exacerbir- ten Abends das Fieber und alle Symptome, die Kranken wurden unruhig, mehre verhessen das Bett, der Puls war äus- serst frequent, klein und nicht zu zählen, nur wenige delirir— ten, fast alle behielten ihr Bewusstsein bis ans Ende. Das Athemholen wurde immer beschwerlicher, der Leib trieb mehr und mehr auf, das Gesiebt wurde entstellt, die Augen matt und trübe, bew egten sich wenig, die Zunge trocken, aufgerissen, schmutzig und schwer, es stellten sich klebrige, kalte Sehweisse und Durchfälle ein, der Urin wurde sehr trübe und lehmig. Die Milch verlor sich ganz; bei mehren, an welchen die Kinder noch tranken, starben diese an Tetanus und Trismus. Die Extremitäten wurden marmorkalt, das Gesicht verfiel immer mehr, wässerige, schleimige, grüne Stühle und Urin gingen unwillkührlich ab. Dann wurden die Kranken ruhig, der Leib weicher und schmerzlos, der Puls immer kleiner, schwächer und aussetzend, die Marmorkältc der Extremitäten und des ganzen Körpers nahm zu , Augen und Zunge wurden gelähmt, trocken und zitternd und so erlosch das Leben. Bei der Section fand man das Gehirn oft blutreich; die Lungen nicht selten mit Blut überfüllt und entzündet, in den Pleurasäcken, so wie im Herzbeutel eine mehr oder minder beträchtliche Menge eines bald serösen, bald eiterigen, bisweilen blutigen Exsudates; das Peritonäum injicirt, hie und da dunkelblau, brandig, mit faserstoffigem, eiterigem Exsudate bedeckt; in der Bauchhöhle eine grünlich gelbe,