Litzmann, C. T. Carl dr.: Das Kindbettfieber in nosologischer, geschichtlicher und therapeutischer Beziehung (Halle, 1844)
Erstes Kapitel: Nosologie des Kindbettfiebers §. 1-10
14 sich gegen chemische Rcagentien ganz wie geronnener Faserstoff verhält: sie entwickelt sich nur unvollkommen, zeigt oft kaum Spuren von Zellenbildung und zerfällt zuletzt in eine unbestimmte feinkörnige Masse, die der zerfallenen Tuberkelmasse durchaus ähnlich ist. In den Kindbettfieberexsudaten ist die Gegenwart des Contagium direct nur bei den sogenannten Puerperalgeschwüren nachgewiesen. Bartels versichert nach wiederholten in Wien von ihm gemachten Erfahrungen, dass diese sehr leicht z. B. durch Waschen mit denselben Schwämmen auf gesunde Wöchnerinnen übertragen werden. Mehre Beobachter erwähnen eines specifischen Geruches der Exsudate, so Armstrong, Douglas, Jonas. Lippich vergleicht den Geruch der Uterinalexsudate in der von ihm beobachteten Epidemie mit dem widrigen und dumpfigen Gerüche von Arctium Bardana und fügt hinzu, dass derselbe mit dem Tode verschwunden sei und dem gewöhnlichen Fäulnissgeruche Platz gemacht habe. In einigen Fällen hatten die missfälligen, bräunlich schwarzen Lochien einen stechenden, säuerlichen Geruch, der Niesen und Thränen der Augen bewirkte. Graf fand das grünlich gelbe, eiterartige Peritonäalexsudat zwar ohne Geruch, allein bei der Berührung verursachte es an den Händen ein unangenehmes Brennen. Dasselbe sagt Quadrat von den Uterinexsudaten. Wie bei anderen Krankheiten, so hat man auch beim Kindbettfieber nach Verletzungen bei Scctionen gefährliche Folgen gesehen. Es trat eine heftige Entzündung des verletzten Theiles ein, die rasch in Brand überging und nicht selten unter den Erscheinungen eines thyphösen Fiebers den Tod herheiführte. Einer der Schriftsteller über das Kindbettfieber, Pitt Walsh, verlor auf diese Weise das Leben, und Deneux wurde nur mit Mühe durch Desault’s geschickte Behandlung gerettet. Aehn- liche Fälle werden von Clarke, Rinck, Ficker und Quadrat mitgetheilt. Eisenmann macht es wahrscheinlich, dass die schädliche Wirkung von einer organischen Materie ausgehe, die nicht das Product der Fäulniss sei, vielmehr durch dieselbe zerstört werde. Denn die genannten Folgen entstehen um so leichter, je früher nach dem Tode die Section unternommen wird und sollen deshalb auch am häufigsten in England Vorkommen. , I