Litzmann, C. T. Carl dr.: Das Kindbettfieber in nosologischer, geschichtlicher und therapeutischer Beziehung (Halle, 1844)
Erstes Kapitel: Nosologie des Kindbettfiebers §. 1-10
15 Abgesehen von den letztgenannten Eigenthümlichkeitcn, von denen es immer zweifelhaft bleibt, in welchem Verhältnisse sie zu der specifischen Blutsentmischung und dem Contagium stehen, unterscheiden sich die lvindbettficherexsudate in ihren sinnenfälligen Eigenschaften nicht von den Exsudaten, wie sie auch in anderen Krankheiten Vorkommen. Die Differenz derselben ist theils von ihrer ursprünglichen Qualität, thcils von ihrer späteren Metamorphose abhängig. Die erstere entspricht im Allgemeinen dem Character des Blutes; das Exsudat enthält die Bcstandtheile des Plasma, wiewohl nicht immer in demselben relativen Verhältnisse; es enthält gewöhnlich mehr feste Bcstandtheile und namentlich Faserstoff. Bei der Hyperi- nosis ist die Menge desselben in den Exsudaten am grössten, er zeichnet sich aus durch seine Consistenz und gerinnt zu festen, derben Massen. Bei der Hypinosis ist seine Quantität geringer, er ist von weicherer, mehr gallertartiger Beschaffenheit. Die Spanämie ist wohl niemals der primäre Blutscharac- tcr einer Entzündung, sondern entwickelt sich erst im Verlaufe derselben; alsdann wird das Exsudat arm an organischen Bestandteilen, es ist wässerig, enthält mehr oder weniger Zersetzungsproducte, namentlich Ammoniak und ist nicht selten durch den aufgelösten Färbestoff des Blutes roth oder röthlich gefärbt. Die Metamorphose des Exsudates besteht entweder in der Organisation desselben oder in Zerfall und Zersetzung. Die Organisation erscheint im Kindbettfiebcr überall als Bildung von Zellen, Eiterzellen im weitesten Sinne des Wortes. Ihre Menge steht in einem gewissen Verhältnisse zur Quantität des exsudirten Faserstoffes, ist aber vor Allem durch den Lebenszustand des entzündeten Organes bedingt. Je grösser noch die Energie desselben ist, je kräftiger noch die Innervation, um so reichlicher pflegt ihre Bildung zu erfolgen. Sie entwickeln sich sowohl aus dem flüssigen, als dem festgewordenen Faserstoff. Die sogenannte plastische Lymphe ist geronnener Faserstoff in der Umwandlung zu Eiterzellen begriffen, die ln verschiedenen Entwickclungsstufen durch eine weiche, amorphe Grundlage verbunden sind und erst später sich trennen. Je nach der Menge und Consistenz des Faserstoffes, den Graden seiner