Litzmann, C. T. Carl dr.: Das Kindbettfieber in nosologischer, geschichtlicher und therapeutischer Beziehung (Halle, 1844)
Erstes Kapitel: Nosologie des Kindbettfiebers §. 1-10
13 ln manchen Epidemicen wird die Entzündung der äusseren Haut häufig beobachtet, in anderen fehlt sie ganz; in einigen ist das Zellgewebe vorwaltend der Sitz der Affection, in anderen fast nie. Entweder modificircn jene Einflüsse die Schädlichkeiten im Blute, so dass dadurch ihre Beziehung zu den Organen sich ändert, oder, was wahrscheinlicher ist, den Lehenszustand der Organe. Denn diejenigen Organe, welche in einer Epidemie vorzugsweise leiden, werden zur Zeit derselben auch hei denen, die vom Kindbettfieber verschont bleiben, ja hei Nicht-Wöchnerinnen gern der Sitz anderweitiger pathologischer Processe. So ist es eine oft wiederkehrende Thatsache, dass während der Dauer solcher Kindbettfiebcrepidemieen, bei denen die Localaffection als septische Endometritis auftritt, hei der Mehrzahl der Gebärenden, auch wenn sie später nicht am Kindbettfieber erkranken, eine Wchenschwäche vorkommt, die den gewöhnlichen Mitteln widersteht, und, ohne dass ein mechanisches Hinderniss vorhanden wäre, den Gebrauch der Zange nothwendig macht. So tlieilt ferner d’Outrepont die interessante Beobachtung mit, dass bei der Kindbettfieberepidemie zu Würzburg im Ialire 1835, wo die Krankheit häufig unter der Form der Phlegmasia alba dolens erschien, mehre Kinder und namentlich die der erkrankten Mütter an der sonst so seltenen Induratio telac cellulosae zu Grunde gingen. Die Entzündung der einzelnen Organe zeigt in ihrem Auftreten und Verlaufe die gewöhnlichen dem Krankheits- und Fiebercharacter entsprechenden Differenzen. Characteristisch ist der schnelle Ausgang in starke Exsudation, wie sie in solchem Grade fast bei keiner anderen Krankheit beobachtet wird. Nur manche der anomalen Formen zeigen in dieser Beziehung eine Abweichung. Es ist wahrscheinlich, dass die pathischen Stoffe des Blutes zum Theile in den Exsudaten ausgeschieden werden, obwohl sie hier so wenig, wie dort durch directe Beobachtung nachgewiesen sind. Dies ist aber bei den meisten analogen Krankheiten der Fall. Das Specifische der Pockenlymphe z. B. entgeht bis jetzt unseren Sinnen, seine Gegenwart wird nur aus seinen Wirkungen erkannt. Die typhösen Ablagerungen stellen nach Vogel eine gelblich weisse Masse dar, die unter dem Mikroskope vollkommen amorph erscheint und