Grosse, Johannes dr.: Ignaz Philipp Semmelweis, der Entdecker der Ursache des Kindbett-Fiebers (Leipzig-Wien, 1898)

Erster theil. Die Wirksamkeit von Semmelweis in Wien

10 sich beschäftigender Schiller im Monate September mehrere Opfer gefallen sind; dass 2. im Monate October durch die hantige Untersuchung einer an verjauchendem Medullarsarcom des Uterus leidenden Kreissenden — wonach die Waschungen nicht beobachtet wur­den; sowie endlich 3. durch ein am Unterschenkel einer Wöchnerin vorhan­denes, ein jauchiges Secret lieferndes Geschwür — mehrere von den mit diesen gleichzeitig Entbundenen inficiert wurden. Also auch die Uebertragung jauchiger Exsudate aus lebenden Organismen kann die veranlassende Ursache zum Puerperalprocesse abgeben. Indem wir diese Erfahrungen der Oeffentlichkeit übergeben, stellen wir an die Vorsteher sämmtlicher Gebäranstalten, von denen schon einige durch Herrn Dr. Semmelweis selbst mit diesen höchst wichtigen Beobachtungen bekanut gemacht wurden, das Ansuchen, das ihrige zur Bestätigung oder Widerlegung derselben beizutragen.“ Der erste Vorsteher einer Gebäranstalt, welcher, nachdem er von der neuen Entdeckung Kunde erhalten hatte, die von Semmelweis gegebenen Vorschriften prüfte und für gut befand, war der Professor der Geburtshilfe zu Kiel, Gustav Adolf Michaelis.7) Seine Anstalt war am 1. Juli 1847 wegen zahl­reicher Erkrankungen bis zum November geschlossen worden. Als die Anstalt im November wieder geöffnet worden war, hatten die Erkrankungen von neuem begonnen und Gustav Adolf Michaelis war im Begriff gewesen, die Anstalt wieder zu scldiessen, als er am 21. December 1847 über die Entdeckung des Dr. Semmelweis Nachricht erhielt. Die Chlorwaschungen wurden auf der Gebäranstalt zu Kiel sofort eingeführt. Das Jahr 1847 gieng aber vorüber, ohne dass Semmelweis selbst für seine Entdeckung öffentlich eintrat. Michaelis in Kiel berichtete über seine durchaus bestäti­genden Erfolge am 18. März 1848. Seit Einführung der Chlorwaschungen war in der Kieler ') Vergl. Zeitschrift der k. k. Gesellschaft der Aerzte zu Wien, 1850, Heft II, Seite 113.

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