Grosse, Johannes dr.: Ignaz Philipp Semmelweis, der Entdecker der Ursache des Kindbett-Fiebers (Leipzig-Wien, 1898)
Erster theil. Die Wirksamkeit von Semmelweis in Wien
6 seines Ansuchens auf weitere 2 Jahre in seine Stellung zurück - kehren durfte. Am 26. November 1846 wurde er Magister der Geburtshilfe, 4 Tage später Doctor der Chirurgie. Semmelweis hatte nun die Absicht, seine Studien im Gebärhause zu Dublin fortzusetzen. Da jedoch Dr. Breit infolge seiner Ernennung zum Professor der Geburtshilfe in Tübingen abermals zurücktrat, gab Semmel- w^eis diesen Plan auf. Er trat vielmehr am 2. März 1847 eine Erholungsreise nach Venedig an, um sodann bereits am 20. März 1847, wenige Stunden nach seiner Rückkehr, mit verjüngten Kräften abermals die Stelle eines Assistenzarztes an der ersten Gebärklinik zu übernehmen. Semmelweis erfuhr alsbald, dass am 13. März 1847 Jakob Kolletschka4), Professor der Staatsarzneikunde an der medici- nischen Fakultät, infolge einer durch eine Fingerverletzung erworbenen Pyämie gestorben sei. Lymphangitis und Phlebitis an der betreffenden obern Extremität, waren die nächsten Folgen dieser Verletzung gewesen. Pleuritis. Pericarditis, Peritonitis, Meningitis hatten sich hiuzugesellt; ein metastatischer Process hatte sogar das eine Auge zerstört. Die Beschreibung dieses Krankheitsverlaufes übte auf Semmelweis eine eigentümliche Wirkung aus. Er stellte Vergleiche an zwischen der Krankheit, an welcher Kolletsehka gestorben war und derjenigen, an welcher er so viele Wöchnerinnen hatte sterben sehen. Er erkannte, dass die Wöchnerinnen ja auch an Phlebitis, Lymphangitis, Peritonitis, Pleuritis, Pericarditis, Meningitis starben und auch bei ihnen sich Metastasen bildeten. Das war der entscheidende Lichtblick, der ihn auf die richtige Spur leitete. Er selbst verlegt daher seine bahnbrechende Entdeckung in die zweite Hälfte des Mai 1847. 4) Vergl. den Bericht der k. k. Gesellschaft der Aerzte zu Wien über das Jahr. 1846/1847 vom 24. März 1847 im IV. Jahrgange ihrer Zeitschrift, I. Bd., p. LI.