Grosse, Johannes dr.: Ignaz Philipp Semmelweis, der Entdecker der Ursache des Kindbett-Fiebers (Leipzig-Wien, 1898)

Erster theil. Die Wirksamkeit von Semmelweis in Wien

7 Er spricht von der puerperalen Sonne, welche im Jahre 1847 aufgegangen sei. Semmelweis betrachtete nunmehr das Puerperalfieber als eine Pyämie, die in den Gebäranstalten der Universi­täten vorzugsweise durch Uebertragung von Leichengift auf die Innenfläche des Uterus entstehe. In der zweiten Hälfte des Mai 1847 wurde daher auf der ersten geburtshilflichen Abtheilung des Wiener allgemeinen Krankenhauses die Vorschrift eingeführt, dass die Untersuchen­den, bevor sie die Genitalien von Kreissenden oder Wöchnerinnen berührten, ihre Hände in einer Chlorkalklösung zu waschen hätten. Nach Einführung dieser Massregel sank die Sterblichkeit auf der ersten Wiener Gebärklinik von fast 10% auf nur 3‘08%­Semmelweis erkannte jedoch bereits im October und No­vember 1847, dass das Leichengift allein nicht die Ursache des verderblichen Fiebers sein könne, sondern vielmehr jeder zersetzte Stoff, der auf irgend eine Weise inficiert habe. Infolge dessen erweiterte Semmelweis seine Forderungen dahin, dass nicht nur die Hände des Untersuchenden, sondern auch die Instrumente und das Verbandmaterial unter allen Um­ständen vorher desinficiert werden müssten und dass die kranken Frauen von den gesunden getrennt werden sollten. Nach allgemeiner Durchführung dieses Verfahrens sank die Sterblichkeit in der ersten Klinik noch mehr, obwohl die Unter­suchungen durch die Studierenden weiter bestanden.

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