Bókay, J. von dr.: Die Lehre von der Intubation
I. Teil. Die O'Dwyersche Intubation und deren Ausübung bei der diphterischen Larynx-Stenose
Geschichte der Entwicklung der Intubation. 3 Wert beigemessen hatte, erstattete der Akademie im Jahre 1858 über sieben mit „Tubage“ behandelte Croupfälle Bericht, von denen jedoch bloß einer heilte, und auch dieser verdankte den günstigen Ausgang nicht ausschließlich der Tubage, sondern der nachträglich vorgenommenen Tracheotomie (anläßlich des Berliner internationalen Ärztekongresses vom Jahre 1890 erwähnte Bouchut zehn Fälle, darunter drei geheilte). Diese wohl nur von bescheidenem Erfolge gekrönten Versuche des verdienten französischen Kinderarztes hatten den unzweideutigen Beweis geliefert, daß der kindliche Kehlkopf die konstruierten Silberröhrchen stundenlang gut verträgt (in einem Falle lag das Röhrchen 36 Stunden, in einem anderen 40 Stunden lang; letzterer heilte aus, doch erst mit nachfolgender Tracheotomie). Fig. 4. Bouchut s vorläufiger akademischer Bericht erregte zufolge des großen Ansehens, das er schon zu jener Zeit in Frankreich genoß, in Pariser Ärztekreisen allgemeines Aufsehen, und die Akademie unterzog dieses neue operative Verfahren, das der Tracheotomie den Rang abzulaufen geeignet schien, einer ernsten und eingehenden Kritik. ,,Le t ubage de la glotte accompli par la bouche sans peril ni effusion de sang“ — sagt Bouchut, sein Verfahren mit dem Kehlkopfschnitte vergleichend — ,,est destiné ä remplir la mérne indication contre les mémes dangers“. Die Aufgabe der Akademie bestand demnach darin, zu untersuchen, ob das von Bouchut geschaffene neue Verfahren der vorstehenden Behauptung tatsächlich entspricht? Die Akademie entsandte drei hervorragende Mitglieder, Blache, Né- laton und Trousseau, behufs Berichterstattung aus ihrer Mitte, und der Gedankenaustausch nahm auf Grund des ausführlichen Berichtes dieser Kommission seinen Anfang. An der Diskussion nahmen die hervorragendsten Ärzte von Paris teil, so: Piorry, Malgaigne, Nelaton, Trousseau, Londe, Barth, Bouvier, Bouillaud, Delafond und Velpeau, und nach eingehender und langwieriger Verhandlung faßte die Akademie ihre Ansicht über die Tubage Bouchuts in folgenden zwei Punkten zusammen: 1. Die Tubage nach Bouchut ist in der Crouptherapie vollkommen nutzlos und nicht ohne Schaden. 2. Wenn die innere Behandlung der Laryngitis crouposa wirkungslos bleibt, kann nur die Tracheotomie allein Hilfe bringen. Die Akademie stand bei Ausspruch dieses ohne Zweifel übertrieben strengen Urteils unter dem Einfluß Trousseaus,, der sich als eloquenter Referent der Kommission besonders auf die im Vereine mit Faure und Boulay in Alford vorgenommenen Tierexperimente berief, wobei er hervor1*