Bókay, J. von dr.: Die Lehre von der Intubation
I. Teil. Die O'Dwyersche Intubation und deren Ausübung bei der diphterischen Larynx-Stenose
Uber das während der Extraktion entstehende Trauma. 137 Uber die Symptomatologie und Diagnostik der durch Extraktion der Tube entstandenen, soeben aufgezählten Verletzungen läßt sich nicht viel sagen. Die mit Instrumenten verursachten Läsionen werden, wenn sie stärkeren Grades sind, zweifellos mit einer intensiveren Blutung einhergehen und derartige profuse Hämorrhagien bei Verwendung des Extraktors zeigen das am Kehlkopf eingange erlittene schwerere Trauma fast mit Gewißheit an, besonders wenn die Entfernung der Tube nur schwer und erst nach wiederholten Versuchen gelang. Es ist höchst wahrscheinlich, daß die in solchen Fällen alsbald auftretende Entzündung und die infolgedessen entstehende entzündliche Anschwellung schon an und für sich je eher die neuerliche Einführung der Tube notwendig macht, — währenddem dort, wo die Verletzung einen falschen Weg anbahnte oder die Zerreißung der Stimmbänder (extensive laceration of the soft parts — 0'Dwyer) verursachte, zur Lebensrettung eventuell je früher die sekundäre Tracheotomie vorzunehmen ist (in einem Falle von Carstens war der Luftröhrenschnitt sofort notwendig. Der Verlauf des Falles war ein glücklicher). Kleinere Verletzungen verursachen keine mehr in die Augen springenden Symptome, steigern höchstens die mit der Intubation ohnedies verbundene, obzwar vorübergehende Heiserkeit, beziehungsweise verzögern das Klarwerden der Stimme über die gewöhnliche Dauer (siehe S. 140). Die Prognose der mit der Tubeneinführung möglicherweise einhergehenden Läsionen ist, abgesehen von den schweren Verletzungen, im allgemeinen eine günstige; in solchen Fällen, wo die Läsion eine ausgebreitete ist und zur Bildung von fausse route oder Zerstörung der Stimmbänder führte, ist die Prognose, in Anbetracht der sich rasch einstellenden und mit schweren Erscheinungen einhergehenden Reaktion, behutsam aufzustellen. Ebenso müssen wir auch bei jenen Ausnahmsfällen, wenn die Tube während des Extraktions Versuches unter die Stimmritze gelangt und in der Luftröhre verschwindet, die Prognose sehr vorsichtig angeben. Daß derartige Fälle binnen kurzem zu letalem Ausgang führen können, beweist der Fall von Ingalls, meine eigene Beobachtung und eine Mitteilung von Carstens. Die Verhandlung der Prophylaxe des mit der Tubenentfernung verbundenen Traumas macht die vergleichende Kritik der einzelnen Tubenentfernungsarten unbedingt notwendig. Befassen wir uns vor allem mit der Kritik der instrumentellen Extraktion. Daß die Entfernung der Tube mit dem 0 ’ Dwyer sehen Instrumente schwierig, ja mitunter schwerer („plus delicate“ Variot) als die Einführung der Tube ist, haben seit O'Dwyer sozusagen alle Intubatoren zugegeben, und mehrere Experimentatoren versuchten die Tubenentfernung einfacher und leichter zu gestalten, indem sie an dem Extraktor O' Dwyers verschiedene Abänderungen Vornahmen (siehe S. 52). So entstanden die Extraktoren von Ferroud, Rabot, Weiß- Gar el, Ch. Bayle u. a., und es ist nicht zu leugnen, daß manches dieser Instrumente auch Vorteile gegenüber dem Extubator von 0 Dwyei