Balassa, J. V.: Unterleibs-Hernien . Vom klinischen Standpunkte mit topographisch- und pathologisch-anatomischen Daten beleuchtet (Wien, 1856)
Erster Abschnitt. Von den Unterleibshernien im Allgemeinen - D. Verschiedene Zustände der Hernien, ihre Symptome und Diagnose - III. Eingeklemmte Hernien
28 Hernien abzuhandeln gedenken, berufen wir uns auf die patholo- gisch-anatomisehen Arbeiten der neueren Chirurgie, und bauen darin auf unumstössliche Facta, sowie auf einen positiven Grund. Wir sagten bereits oben, wie bei unbeweglichen Hernien dadurch , dass der vorliegende Theil — entweder durch Entzündung oder durch Kothanhäufung, oder durch eine neue Vorlagerung, — an Volum zunimmt, der Bruchsack (die Bruchhöhle) zur Aufnahme der Theile (für den Inhalt) zu enge werde, und wie in solchen Fällen, zufolge der entstehenden Einschnürung, die Communication zwischen dem vorliegenden und dem in der normalen Höhle zurückbleibenden Organtheile aufgehoben, der Blutumlauf und die Function gehemmt und die Ernährung im abgesperrten Theile beeinträchtigt werden müsse. Diess ist die sogenannte Einklemmung, Incarceration der Hernien, deren Wesen in der Verminderung oder Aufhebung der Communication und Function der vorgelagerten Theile besteht, welche durch eine relative Enge des Raumes bedingt wird. Der erste Grund und unentbehrliche Factor zur Einklemmung wird demnach durch das Missverhältniss zwischen Raum und Masse gegeben. Diess ist der Grundbegriff des Wesens tier Incarceration und der Hauptwegweiser bezüglich der einzuschlagenden Behandlung. Indessen bietet das Wesen des Gegenstandes mehrere Seiten der Betrachtung dar, welche insgesammt aufzuklären nothwendig sein wird, um die Therapie rationell und zweckentsprechend ins Werk setzen zu können. Wir müssen wissen: 1. Durch welche Ursachen ein Missverhältniss zwischen Raum und Masse bedingt werden könne? 2. Wo der gewöhnliche Sitz der Einklemmung sei? 3. Welches die Folgen der Einklemmung seien? §. 23. Ursachen der Einklemmung. In Bezug auf das Missverhältniss zwischen Raum und Masse sahen wir oben, dass in die Bildung der Wandungen der Bauchhöhle grösstentheils solche Gewebe eingehen, welche, obgleich zähe und faserig, dennoch einem andauernden und stetig zunehmenden Drucke allmälig nachgeben; wenn derselbe jedoch plötzlich eintritt und gewaltsam ist, hartnäckig widerstehen oder reissen. Wir sahen ferner oben, dass alle diese Gebilde, ausser den Muskelfasern, nicht elastisch und mit Ausnahme des längere Zeit hindurch leer gestandenen Bruehsackes einer Zusammenziehung unfähig sind. — Es