Balassa, J. V.: Unterleibs-Hernien . Vom klinischen Standpunkte mit topographisch- und pathologisch-anatomischen Daten beleuchtet (Wien, 1856)
Erster Abschnitt. Von den Unterleibshernien im Allgemeinen - D. Verschiedene Zustände der Hernien, ihre Symptome und Diagnose - III. Eingeklemmte Hernien
folgt daraus, dass, wenn die Wandungen der Bruchhöhle, die Bruchpforte, der Bruchhals, — den hervorgetretenen und plötzlich einen grösseren Druck ausübenden Organen weder nachgehen, noch sich um dieselben zusammenziehen, — dass sich alle diese Tlieile, die Höhle und ihre Wandungen nämlich, beim Zustandekommen des Missverhältnisses passiv verhalten und der active Impuls zu seiner Hervorbringung jedesmal von Seite der Masse kommen muss. Wächst die Masse, so wächst auch der Druck; wächst die Masse schnell, so wird auch der Druck schnell zunehmen. Wollen wir daher die bedingenden Ursachen des Missverhältnisses zwischen Raum und Masse kennen lernen, so müssen wir die Ursachen der schnellen und plötzlichen Zunahme der Masse kennen. Diese sind: a) das Hervortreten von mehreren Organtheilen bei grösseren Kraftäusserungen, z. B. beim Springen, Lastenheben, bei schwerem Stuhlgange, arnverhaltung, Husten u. s. w. (Incarceratio traumatica). b) Auftreibung der vorgelagerten Theile durch Anschoppung, bei Darmbrüchen durch grosse und harte Kothmassen (Incarceratio consCcutiva stercoraced). c) Entzündung der vorliegenden Theile (Incarceratio conse- cutiva i nflammatoria). §. 24. Sitz der Einklemmung. Die Incarceration wird entweder durch die ausserhalb des Bruchsackes liegenden Gebilde, oder durch den Bruchsack selbst, oder endlich durch den Inhalt desselben bewirkt. Unter den ausserhalb des Bruchsackes befindlichen Theilen sind die Bruchpforte und die fibrösen Gebilde am häufigsten der Sitz der Einklemmung, z. B. bei Schenkelbrüchen die aponeurotische Scheide der Schenkelgefässe. Von Seiten desBruehsackes wird die Incarceration in den meisten Fällen durch den Bruchsackhals bedingt, indem dieser, wie wir gesehen, bei chronischen Vorlagerungen, besonders, wenn Braeherien getragen wurden? sich verdickt, hart und faserig wird, und zufolge seiner unnachgiebig gewordenen Struetur einen mächtigen Druck auf die vorliegenden Theile ausübt. — Ob der Bruchsackhals eine Incarceration verursachen könne, darüber haben die Chirurgen vielfältig gerechtet; wer aber die oberwähnte Texturbeschaffenheit desselben kennt, für den wird sich die Frage von selbst beantworten, ja, Malgaigne behaup29