Evangélikus kerületi lyceum, Késmárk, 1902

83 Fábry. Ein Unglück kommt selten allein. Das Popperthal wird schrecklich heimgesucht. Erst wurden die Saaten in der unteren Zips von den Heuschrecken vernichtet, und kaum geht diese Plage vorüber, ver­wüstet ein schreckliches Hagelwetter mit dem fürchterlichen Wolkenbruch die Oberzips. Auch sind Menschenleben zum Opfer gefallen. Am schrecklichsten ist der Tod des beherzten Jünglings, der ein Kind sammt dessen treuen Wächter, einem Hündchen, mit der Wiege aus den Wellen rettete. Die Wiege kam auf der Popper geschwommen, eine Schaar von Raben umkreiste sie und sang ein schauderhaftes Wiegenlied. Das Hündchen bellte; der arme Wurm streckte die Händchen zum Himmel, als ob er zu Gott um Hilfe flehte. Und der Himmel erhörte das kindliche Flehen. Siehe! der junge Mann warf sich in die tosende Fluth, wird von den Wellen hin und her getrieben; er erreicht die Wiege, bringt sie bis zum jenseitigen Ufer unterhalb der Brücke. Die Umstehenden ziehen die Wiege ans Land, Kind und Hündchen sind gerettet. Aber in dem Augenblick stürzt die Brücke ein und begräbt den edlen Jüngling in den Wellen. Kolbenheyer. Eine schreckliche Scene 1 Fábry. Und als das Wasser sich verlaufen, kam der schwarze Tod und raffte ringsum die Hälfte der Bevölkerung hin. Anfangs befiel die Pest die aus Debreczin vom Jahrmarkt heimgekehrten Handwerker und Kaufleute. Die Unglücklichen, die in Késmárk einziehen wollten, fanden die Stadtthore versperrt. Man fürchtete die Einschleppung der Krankheit. Da zogen sie nach »Goldsberg«, bessere Tage erwartend. Aber der Tod ereilte sie, sie starben und wurden dort begraben. Kolbenheyer. Daher also die Benennung »Pestgruben«. Fábry. Als das »grosse Sterben« aufhörte, kam wieder bessere Zeit. Man freute sich des Lebens. Es zogen Leute vom Land in die Städte, die Bevölkerung nahm zu und vermehrte sich namentlich durch Ein­wanderung aus Schlesien. In Késmárk schuf der Gewerbfleiss blühenden Wohlstand. Auch die Schule wurde wieder eröffnet und zählte bald wieder eine ansehnliche Schül erzähl. In diese Zeit fällt auch der merkwürdige Gottesdienst, den die Liptauer Studenten im Csorbaer Walde abhielten. Kolbenheyer. Ein Studentengottesdienst im Walde ?! Fábry. Das kam so: Die Liptauer Studenten waren in den Oster­feiertagen von Késmárk nach Hause gezogen. Hinter Lucsivna im Walde bei Csorba angelangt, ertönte auf einmal der Ruf: »Halt!« Und eine Schaar von Räubern unter dem berüchtigten Räuberhauptmann Janossik um­züngelte die Wanderer. Die Burschen zagten und fürchteten das Schlimmste. Doch Janossik kannte seine Landsleute und sah. dass er es mit armen Studenten zu thun habe, und spielte den Grossmüthigen. Er versprach, 3

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