Kalocsai Főegyházmegyei Körlevelek, 1917

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IN CHRISTO GELIEBTE GLÄUBIGE! Das Mass der Heimsuchung Gottes mit dem Weltkriege scheint noch nicht voll zu sein, denn das Blutvergiessen und die Greuel der Verwüstung dauern noch ununter­brochen fort, ja es hat sogar den Anschein, als wollte sich der Zahl unserer feindlichen Gegner noch ein neuer Eeind anreihen, die Vereinigten Staaten Nordamerikas. Das Ver­halten dieses freien Staates war schon vom Beginn des Krieges an sonderbar, ja sogar verdächtig. Er erklärte sich für neutral, dabei war er aber unseren Gegnern auf alle mög­liche Weise beihilflich, uns hingegen und unseren Verbündeten trachtete er, wie und wo er nur konnte, verhinderlich zu sein und uns zu schaden. Er heuchelte den Wunsch nach Frieden, und lieferte unter­dessen unseren Gegnern eine enorme Masse von Waffen und Munition, unterstützte die­selben mit Geld und Verbreitung von falschen Nachrichten. Und als wir nach glorreichen Siegen dem Feinde einen ehrlichen Frieden anboten, da wollte er unser ehrliches Angebot nicht unterstützen, sondern trat mit einem Friedensprogramm vor die Welt hin nach seinem eigenen Gutdünken, welches eigent­lich wieder nur zum Vortheil und Nutzen unserer Gegner sein sollte. Unsere Friedensbestrebungen führten nicht zum eiwünschten Ziehle, fanden kein Entgegenkommen, darum waren wir genö­tigt, zum strengsten, aber auch erfolgreichs­ten Mittel zugreifen, zu dem unbeschränkten Unterseebotskriegc, um den Trotz, die Unversöhnlichkeit der Feinde zu brechen. Auf dieses unser Vorgehen war die Antwort der Vereinigten Staaten die Einstellung des freundschaftlichen Verhältnisses, der diplo­matischen Vertretung mit uns, und zwar unter dem Vorwande, dass der Unterseebots­kriegdie Freiheit desamerikanischen Handels und Verkehrs störe, wo doch die Engländer seit Jahren nichts anderes thun, als den 21 — I freien Handel und Verkehr der neutralen Staaten, unter diesen auch Amerikas ein­schrenken und verhindern. Warum lässt die göttliche Vorsehung diese erschreckliche Steigerung der Vernich­tung und des Blutvergiessens, der Leiden und des Elends zu? Die Wege und Ziele der göttlichen Vorsehung sind vor uns ver­: borgen. Es wird aber der Tag kommen, an dem uns der Zusammenhang der Gescheh­nisse offenbar wird, und dann wird es uns klar werden, dass die Gerechtigkeit Gottes zugleich ein Werkzeug seiner Barmherzigkeit war, dann werden wir in aller Demut die Weisheit Gottes anbeten und preisen, die aus diesen unermässlichen Leiden Heil und Segen erspriessen Hess. Es ist aber auch unsere Pflicht mit unserem von Gott gege­benen Verstände, mit unserer Urteilskraft darüber nachzudenken und festzustellen, welche Lehre wir aus der Heimsuchung Gottes ziehen können, um die Schläge der Zuchtrute Gottes zu unserem Seelenheile anwenden zu können. Eine heilsame Lehre des Weltkrieges ist jedenfalls diejenige, dass das Lügen­hafte landläufiger täuschender Schlagwörter, durch welche tausend und tausend Köpfe betört, der Friede und Vortschritt der Völker gestört wurden, nun durch den Krieg erwiesen ist. Ein solches Schlagwort ist die Befreiung und Vereinigung der verschiedenen Nationalitäten. Unter die­sem Vorwande will der Russe, Rumäne, Italiener, Serbe, jeder ein Stück von unse­rem Lande anektieren, der Franzose ein Stück von Deutschland. Wahrlich ein lügen­haftes und ungerechtes Schlagwort! Denn die Völker gruppieren sich nicht immer und überall nach ihrer Sprache und Nationalität, sondern wurden durch andere vernünftige und vortheilhafte Ursachen zur Ansiedelung unter Völker anderer Sprache und Natio­nalität bewogen, wo sie sich dann durch die gemeinsame Lage, die Zugehörigkeit zu

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