Kalocsai Főegyházmegyei Körlevelek, 1917

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— 22 — demselben Vaterlande und zur selben Dynastie durch glückliches Gedeihen und Fortkom­men mit den Ureinwohnern zu einem Volke verschmolzen. Die zerstreut wohnenden Nationalitäten bedarfen keiner Befreiung, ja sie legen sogar Verwahrung ein gegen das falsche Spiel, das man mit ihnen treibt; unsere Gegner haben aber dieses falsche Schlagwort,diesen nichtigen Vorwand ausgedacht, viele leichtgläubige und bestech­liche Menschen durch Geld und falsche Versprechungen beschwindelt und für ihr böses Vorhaben zu ihren Verbündeten ge­macht und alles dieses nur um ihre Macht und ihren Vorteil zum Nachteile und Schaden anderer Länder und Völker zu vermehren. Es gibt überhaupt keine einzige Gegend in den Ländertheilen, die zur Abtrennung ausersehen sind, in welchen nur ausschliesslich eine Nationalität wohnen würde. Die Natio­nalitäten wohnen vermischt und in Frieden unter einander. Die geplante Abtrennung würde durchgeführt nur Unfrieden zur Folge haben, denn die durch die Abtrennung von ihrem Vaterlande gewaltsam losgerissenen Ungarn, Deutschen, Polen, und andere Natio­nalitäten würden sich niemals zufrieden geben. Ein anderes Schlagwort ist die Auswan­derung- nach Amerika , wohin sich eine Masse von Menschen aus Europa, leider auch aus Ungarn in der Hoffnung eines guten Verdienstes drängten. Mit dem falschen Vorgehen gegen uns haben es nun die Vereinigten Staaten eingestanden, was ei­gentlich hinter den scheinheiligen, salbungs­vollen Äusserungen steckt, mit welchen sie bisher die Menschen betörten, nämlich nichts anderes, als der Eigennutz, die Gewin­sucht der amerikanischen Milliardenmänner, die mit ihrer Geldmacht sogar die Staats­macht unter ihren Einfluss brachten. An den Dollaren der Milliardenkönige klebt der Schweiss und das Blut unzähliger unga­rischer Staatsbürger, die von ihnen in auf­reibender Arbeit ausgebeutet, an Kraft ge­brochen, entweder ihr Leben dort Hessen, oder krank und mit ihren der geleisteten Arbeit nicht entsprechenden Ersparnissen heimkamen und hier darben. Amerika scheint mit dem Arbeits-und Lebensopfer, das ihm unser Land gebracht, mit dem Wucher­nutzen, den es während des Krieges von den europäischen Völkern herausgepresst und angehäuft hat, sich nicht zu begnügen : es will uns, zum Dank für die gebrachten Opfer, in unserem eigenen Lande, im Kampfe, den wir auf Leben und Tod bestehen müs­sen, verhinderlich sein und uns schaden. Sollte es von diesem seinem Vorhaben zur That übergehen, so werden seine ge­gen uns anrückenden Schiffe den Schlägen unserer zur Verteidigung bereiten eisernen Faust nicht entgehen, die Bürger Ungarns aber werden hoffentlich jetzt vom Amerika­fieber geheilt werden, und es einsehen ler­nen, dass sie nur ein Vaterland haben, das­jenige, welches ihnen von Gott angewiesen wurde. Der Engländer rühmte sich mit seiner Landesverfassung, der Franzose und Italie­ner mit seiner Demokratie, und wollten sich der ganzen Welt als Vorbild aufdrän­gen. Was wurde aus diesen pralerischen Schlagwörtern? Die Macht des englischen Weltreiches ruht in den Händen der Gross­geschäftsleute, die die Führer des Volkes einfach als Sprachrohren zur Beförderung ihrer Geschäftsinteressen gebrauchen ; die grossmäuligen Volksredner haben sich in Frankreich und Italien als Schwindler ent­puppt, die den Volkswillen durch Drohun­gen unterdrücken, durch falsche Vorspie­gelungen die denkenden Köpfe verwirren, die Masse des Volkes wie eine Schafherde zur Schlachtbank treiben. Hinter den prale­rischen Worten staken niederträchtige, einen Weltumsturz heraufbeschwörende In­teressen, und es bedurfte des Weltkrieges; um die Maske von den Gegnern herabzu-

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