Kalocsai Főegyházmegyei Körlevelek, 1916
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— 143 — Eine dritte Quelle der Seelenstárke ist die christliche Wahrheit, dass wir für jeden Tag unseres Lebens vor Gott verantwortlich sind. Unser Leben gleicht einem Buch, die Blátter sind die Tage unseres Lebens. Welche Blátter werden da die inhaltreichsten, verdienstvollsten sein ? Gewiss diejenigen, aufwelchen die grössten Opfer aufgeschrieben stehen. Und ein solches werthvollesheiliges Opfer bringen wir, indemwir dem Willen Gottes gemáss das Vaterland verteidigen. Einst werden wir nicht auf jene Tage unseres Lebens mit Freude und Zufriedenheit zurückdenken, welche wir in vergnüglicher Ruhe, in Frieden daheim verbracht, sondern auf jene, in welchen wir um Gottes Willen Leiden und Entbehrungen ertragen, schwere Opfer gebracht habén. Nehmen wir uns darum fest vor, alle Opíer, welche in Zukunft von uns verlangt werden sollten, mit Ergebung in den Willen Gottes bereitwilligst zu bringen, so werden wir uns zur nöthigen Seelenstárke emporschwingen. Auf eine vierte Quelle der Seelenkraft will ich noch hinweisen, auf den wiirdigen Empfang der heiligen Sakramente. Auf die Hilfe Gottes können wir nur dann sicher rechnen, wenn wir unser Gewissen von schweren Sünden rein haltén. Die ernste Mahnung Gottes durch Mojses an das izraelitische Volk ist auch an uns gerichtet: „Wenn ihr mir entgegen wandelt, so will auch ich euch entgegen wandeln, und euch siebenfach schlagen eurer Sünden willen, und will das Schwert über euch bringen zur Rache meines Bundes, und wenn ihr in die Stádte fiiehet, will ich die Pest in eure Mitte senden." [III. Mos. 26-21-25]. Hingegen versichert Gott das Volk seines Schutzes und seiner Hilfe, wenn es ihm treu bleibt durch den Mund des Profeten: „Gott der Herr, der euer Führer ist, wird selbst lür euch streiten. Fürchtet euch nicht, denn der Herr euer Gott wird streiten für euch." [V. Mos. 1. 30., III. 22], Erforschen wir daher unser Gewissen und fragen wir uns: Habén wir mit unserer Lebensweise die Hilfe Gottes oder vielleicht seinen Zorn verdient? Habén wir wahrend der schweren Tage des Krieges das Gebot der Mássigkeit befolgt, oder durch Unmassigkeit ein schlechtes Beispiel gegeben? Habén wir in friedlicher Eintracht oder in Zank und Feindseligkeit mit unserem Mitmenschen gelebt? Waren wir im Handel und Wandel redlich und ehrlich, oder habén wir den Mitmenschen, anstatt ihm zu hellen, zu unterstützen, sogar übervortheilt und ausgebeutet? Habén diejenigen, deren Pflicht es ist, die Familienehre behütet und bewahrt? Die heilige Pflicht, die Éhre des Familienlebens zu bewahren, die Hausehre, muss dem Soldaten auch im Militárleben heilig sein, sie wacht aber auch über die Zuhausgebliebenen. Der Sóidat, der diese meine ernste Ermahnung lesen sollte, wird es verstehen, was ich meine. Darum will ich ohne viele Worte zu verschwenden nur eines dem Gewissen unserer Soldaten nahelegen: sie mögen sich wahrend der Tage des Krieges auch fern von ihrer Familie so betragen, dass sie vom Kriege in ihr Heim zurückgekehrt, mit ruhigem Gewissen vor ihre Eltern,- Geschwister, vor ihr Eheweib hintreten können. Die Pflicht, die Familienehre zu bewahren soll aber nicht minder heilig, ja noch heiliger sein den Daheimgebliebenen, denn nich'tnur Sünde, sondern schwarzer Undank ist es, dem am Felde der Éhre Kámpfenden die Treue zu brechen. seinen Namen, seine Familienehre zu schánden. Das Leben ist in diesen Tagén so voll von Leiden, Gram und Bitterkeit. Gott verhüte es, dass durch unsere eigene Schuld die Thránen und Entteuschungen noch vermehrt werden. Je eiíriger wir in der Treue ausharren, je bereitwilliger wir in diesen