Inventare Teil 8. Inventar des Kriegsarchivs in Wien (1953)

I. Band - 5. Das Kriegsarchiv als wissenschaftliche Anstalt

42 Spätere Außenstellen befanden sich in Wien am Deutschmeister-Platz 3 (Kriegsgeschichtliche Abteilung), in der Seitzergasse 4 (Teile der Schriften­abteilung), am Fleischmarkt 19 mit den 1896 übergebenen Muster- und Standesakten des KM., in der Hofburg von 1919—1920 mit der „Abteilung für militärische Staatsakten“, in der Marxergasse (Marinearchiv) und in der Roßauerkaserne (Militär-Gerichtsarchiv). 1805/1806 wurde das Archiv nach Ofen und Peterwardein gebracht16), 1809/1810 nach Peterwardein und Baja, 1866 mit Teilbeständen nach Ofen. Im zweiten Weltkriege begann man auch Bestände des KA. zum Schutze vor dem Bombenkrieg zu verlagern. Wilhelm Rohr schreibt darüber 17): „Beinahe noch gar nichts war allerdings beim Wiener Heeresarchiv ge­schehen ... wurde Generaldirektor Zipfel ein zweites Mal nach Wien ge­schickt, mit dem Auftrag, die sofortige vollständige Räumung des Heeres­archivs zu veranlassen. Das erwies sich bei dem außerordentlichen Umfang des Archivs, dem Fehlen von Ausweichstellen und dem Mangel an Transport­mitteln als ein günstigenfalls in einer Reihe von Monaten durchzuführendes Unternehmen ...“ Man stand schon im Jahre 1944 und von einer Totalräumung konnte natürlich überhaupt nicht die Rede sein. Immerhin wurden in Summe über 958 t verlagert u. zw.: in Wien, Göttweig, Retz, Mittelberg bei Krems, Dürnstein, Klamm-Schottwien, Eisgrub (Ledenice), Feldsberg (Valtice) und Znaim (Znojmo). 1946 wurde durch die Direktion mit den Verlagerungsorten Verbindung aufgenommen und nach Erteilung der jeweiligen Erlaubnis von Seite der Besatzungsmächte mit den Rücklagerungen begonnen. Die Rück­lagerungen aus der Tschechoslowakei veranlaßte die Generaldirektion des öStA., Ende 1950 waren die Rücklagerungen bis auf kleine Reste abge­schlossen. Im Vergleiche mit anderen wissenschaftlichen Sammlungen hat das Kriegsarchiv verhältnismäßig geringe Einbußen zu verzeichnen und es hat an seinen wertvollen Beständen fast nicht gelitten. Es waltete derselbe gute Stern über dem Archiv, wie in dem Kriegsjahre 1809, als ein Schiffsbrand in Peterwardein vom Begleitpersonal rechtzeitig gelöscht werden konnte, sodaß die am Schiff verladen gewesenen Archivschätze vollständig gerettet wurden. Andere Gefährdungen der Archivbestände erfolgten durch Feuersbrünste, wie in der Hofburg in den Jahren 1683 und 1699 sowie 1920 in der Stiftgasse. Die Verlegung der Technischen Militärakademie von Wien nach Mödling gab endlich Gelegenheit, dem KA. ein neues Heim zuzuweisen: den sog. Aka­demietrakt der Stiftkaserne im VII. Bezirk, Stiftgasse 2 und 2 a, wo­selbst sich das Archiv heute noch befindet. Das jetzige Archiv-Gebäude wurde 1746—1749 von der Herzogin Maria Theresia von Savoyen-Liechtenstein als Ritter-Akademie erbaut und diente später der ältesten österreichischen technischen Hochschule, der Ingenieur-(Technischen Militär-) Akademie als Unterkunft. 1869—1870 wurde unter der Bauleitung des späteren GM. Emil Ambrozy v. Dolfingen das 3. Stockwerk des Gebäudes aufgesetzt. Die beiden Barock-Portale in der Stiftgasse sind mit den Wappen der Herzogin geschmückt, an die auch Inschriften an der Hof- bzw. Stiftgassen­16) E. Nischer-Falkenhof, Die Donaufahrt des österreichischen Kriegs­archivs im Jahre 1806, in: „Die freie Donau“, XIV/4, Regensburg 1929. 17) Die zentrale Lenkung deutscher Archivschutzmaßnahmen im zweiten Welt­kriege, in: „Der Archivar“, Düsseldorf 1950, Nr. III/3, S. 115.

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