Inventare Teil 8. Inventar des Kriegsarchivs in Wien (1953)
I. Band - 5. Das Kriegsarchiv als wissenschaftliche Anstalt
41 Zwecke gegründet und weitergeführt wurde ...“ 14). Daß diese Mission keineswegs auf Kosten der ausgesprochenen Archiv-Interessen ging, sondern ganz im Gegenteil zu deren Vorteil gereichte, wird noch aus der Schilderung der Ordnungs- und Inventarisierungsarbeiten hervorgehen. Die bevorzugte Widmung des KA. als Zentrum der amtlichen Kriegsgeschichtsschreibung kam ferner darin zum Ausdruck, daß das KA. von Eh. Carl 1806 mit der Verfassung und Herausgabe der Vierteljahrsschrift „österreichisch-militärische Zeitschrift“ unter der Leitung des GM. v. Gomez betraut wurde. Diese Zeitschrift hatte die „Kriegsgeschichte mittlerer und neuerer Zeit, Länderkenntnis ...“ zu pflegen und sollte hauptsächlich alles das bringen, was in den eigentlichen Kriegsgeschichtswerken nicht Platz fand. 1811 iin ein halbamtliches Organ umgewandelt, konnte sich diese Zeitschrift bis 1918 behaupten. Rein kriegsgeschichtlich trat sie etwas zurück, als 1876 der Archivdirektor v. Sacken die „M itteilungen des k. k. Kriegsarchivs“ erscheinen ließ, welche „der Armee militärisch-historisch, archivalisch und kartographisch Interessantes bieten“ sollten. Auch die „Mitteilungen“ waren dazu bestimmt, die Archivwerke durch Veröffentlichung von Sonderdarstellungen zu ergänzen. Wie schon erwähnt, spielte das KA. längere Zeit hindurch eine besondere Rolle auf kartographischem Gebiete. Die von FM. Graf L a c y eingerichtete kartographische (topographische) Abteilung wurde bald der Mittelpunkt der österr. Kartographie. Erst als die kartographischen Arbeiten und jene der Landesbeschreibung auf neugegründete Stellen: auf die topographische Abteilung des GQuMSt. (1806 bzw. 1818), auf das Milgeogr. Inst, in Mailand (1814), auf das Landesbeschreibungsbüro des GQuMSt. (1828) und auf das Milgeogr. Inst, in Wien (1839) übergingen, wandelte sich die topographische Abteilung des KA. in die heutige Kartensammlung. Von 1801 bis 1818 aber war diese Abteilung des KA. die erste militär-topographische Anstalt Österreichs mit den Aufgaben des späteren Milgeogr. Inst., des Landesbeschreibungsbüros und des Karten-Archivs. Alles Nähere darüber findet sich im II. Band, S. 76 ff. B. Die Aufbewahrungs- und Verwaltungsräume. Mit dem HKR. blieb auch dessen Archiv zunächst in der Hofburg von 1556 bis 1776 vereint. Zur Zeit der Kaiserin Maria Theresia hatte das Archiv freilich schon zahlreiche Außenstellen eingerichtet, da der Raummangel in der Burg den neuzuwachsenden Akten keinen Platz mehr gewährte. So befanden sich damals außer in der Hofburg (Stallburg) u. a. noch an folgenden Orten Aktenbestände: im Zeughaus und im Schlosserhof auf der Seilerstätte, im Fortifikations-Gebäude auf der Bastei, im Graf Lacy- schen Hause auf der Wollzeile und in den Kasematten in der Renngasse. Im neuen, 1776 vom HKR. bezogenen Heim „Am Hof“ — ehemaliges Profeß- und Schulgebäude der Gesellschaft Jesu — wurden dem Archiv 8 Räume zugewiesen, u. zw. 4 dem eigentlichen Archiv und 4 weitere vom Ingenieurkorps verwaltete Räume für die Karten und Pläne wie auch für Studier- und Zeichenzwecke. Hier verblieb das Archiv bis zum Jahre 1905, abgesehen von kriegsbedingten Verlagerungen und von der Errichtung neuer Außenstellen wegen Platzmangels 15). 14) B a n c a 1 a r i, Die Quellen der Kriegsgeschichte, Wien 1872, S. 18. 15) Das k. u. k. Kriegsarchiv in seinem neuen Heim, in: Mitteilungen des k. u. k. Kriegsarchivs, Wien 1906.